Donnerstag, April 17

Seit mehr als zwei Wochen fliegen die amerikanischen Streitkräfte schwere Luftangriffe auf Stellungen der Huthi. Ob sich die Jemeniten davon beeindrucken lassen, ist fraglich. Aber Trump hat ein ganz anderes Ziel.

Das Video, das Donald Trump am letzten Samstag auf seinem Netzwerk Truth Social postete, zeigt ein paar Männer in Jemen, die in einem grossen Kreis auf einem Feld stehen. Kurz darauf kommt es zu einer gewaltigen Explosion. Als sich der Rauch verzieht, ist nur noch ein Krater zu sehen. «Diese Huthi haben auf Angriffsbefehle gewartet», schrieb Trump. Jetzt würden sie niemanden mehr angreifen. «Sie werden unsere Schiffe nie mehr versenken.»

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Der Oberbefehlshaber der amerikanischen Streitkräfte ist offenbar zufrieden. Seit mehr als drei Wochen bombardiert seine Armee fast täglich die Huthi in Jemen – jene ehemaligen schiitischen Bergkrieger, die vor zehn Jahren in dem bettelarmen Land in Südarabien die Macht an sich gerissen hatten und seit etwas mehr als einem Jahr mit ihren Angriffen auf Schiffe im Roten Meer den Welthandel stören.

Mehr Angriffe, bessere Waffen

Zwar flogen die Amerikaner auch schon unter Trumps Vorgänger Joe Biden immer wieder Angriffe gegen Huthi-Ziele, nachdem diese zur Unterstützung der Palästinenser in Gaza im Oktober 2023 mit ihren Angriffen auf die Handelsschifffahrt begonnen hatten. Doch die vereinzelten Schläge schienen die Jemeniten kaum zu beeindrucken. Sie setzten ihre Aktivitäten im Roten Meer erst aus, als in Gaza eine Waffenruhe verkündet wurde.

Unter Trump nehmen die Amerikaner jetzt nochmals einen neuen Anlauf. Man wolle den Huthi das Handwerk legen, die internationalen Schifffahrtsrouten freischiessen und die amerikanische Abschreckung wiederherstellen, verkündeten Washingtons Aussenpolitiker in einer an die Presse geleakten Signal-Chatgruppe Mitte März.

Mehr 200 Angriffe soll die US-Armee laut eigenen Angaben seitdem geflogen haben. Längst bombardiert sie Städte wie Sanaa oder Saada. Dabei seien bisher mindestens 73 Menschen ums Leben gekommen, meldete die Huthi-Regierung in einer Mitteilung. Auch bei der Wahl der Waffen haben die Amerikaner zugelegt. «Die Qualität hat sich verändert. Sie verwenden mittlerweile modernste Stealth-Cruise-Missiles vom Typ Jassm», sagt der Militärexperte Fabian Hinz von der britischen Denkfabrik IISS. An Kosten werde kaum gespart.

Eine präzise Operation ist in Jemen nur schwer möglich

Wie effektiv die neuen Angriffe sind, ist jedoch eine andere Frage. Die Amerikaner haben zwar verkündet, dass es ihnen gelungen sei, mehrere hohe Huthi-Funktionäre auszuschalten. Bestätigen lassen sich diese Angaben kaum. Ebenso wenig lasse sich nachprüfen, wie viele Waffen oder welche Infrastruktur die Amerikaner bisher zerstört hätten, sagt Hinz. Nach wie vor könnten die Huthi Raketen auf Israel abschiessen. «Diese Systeme scheinen immer noch zu funktionieren.»

Trump wäre nicht der Erste, der sich an den Huthi die Zähne ausbeisst. Vor ihm hatte bereits Joe Biden vergeblich versucht, die Jemeniten einzuhegen. Die Israeli hatten ebenfalls Vergeltungsschläge in dem südarabischen Land geflogen. Jahre zuvor war Saudiarabien daran gescheitert, die Huthi zur Aufgabe zu zwingen, als es aufseiten einer Anti-Huthi-Koalition in den jemenitischen Bürgerkrieg eingriff. Im armen und kaputten Jemen scheinen Luftangriffe kaum Wirkung zu erzielen.

Zudem fehlt es den Amerikanern an verlässlichen Geheimdienstinformationen zu Jemen, da das Land von den westlichen Militärs lange Zeit vernachlässigt worden war. Eine präzise Operation, wie sie die Israeli in Libanon durchführten, um den Hizbullah in die Knie zu zwingen, sei dort nur schwer möglich, sagt Hinz: «Ich denke, dass es mit rein militärischen Mitteln kaum gelingen wird, die Huthi dazu zu bringen, ihre Angriffe auf die internationale Schifffahrt einzustellen. Zumal die Waffen, die sie dazu verwenden, relativ simpel sind.»

Das eigentliche Ziel ist Iran

Allerdings verfolgt Trump mit seiner Bombenkampagne noch ein anderes Ziel. Die Angriffe richten sich auch gegen Iran – den grossen Verbündeten der Huthi, der die Jemeniten mit Antischiffswaffen und Raketen ausstattet. Er werde Teheran für jeden Schuss, den die Huthi abfeuerten, zur Rechenschaft ziehen, hatte der Präsident angekündigt. Zuvor hatte Washington den Druck auf Teheran deutlich erhöht und Schiffe und Bomber in die Region verlegt.

«In Teheran nimmt man das als Drohgebärde zur Kenntnis», sagt der Iran-Experte Adnan Tabatabai vom deutschen Carpo-Institut. Allerdings seien Angriffe auf die Huthi für Iran nichts wirklich Neues. «Nervosität wird nach aussen hin ebenso wenig gezeigt wie Einschüchterung.» Trotzdem ist das Regime aber in Rücklage: Erst musste es mit ansehen, wie Israels Armee den Hizbullah in Libanon dezimierte. Dann stürzte auch noch das befreundete Asad-Regime in Syrien.

Die Iraner versuchen sich nun neu zu positionieren. So erklärten sie sich bereit, zumindest indirekt mit den Amerikanern über ein neues Atomabkommen zu verhandeln. Trump, der Irans Revolutionsführer Ali Khamenei kürzlich sogar einen Brief geschrieben hatte, besteht jedoch auf direkten Gesprächen. Sollte Iran in Kürze keinem Abkommen zustimmen, werde die Hölle losbrechen, drohte er. Es ist daher möglich, dass die Angriffe auf die Huthi bloss der Auftakt zu einem grösseren Krieg sind.

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