Mittwoch, April 23

In der vielleicht lebendigsten Stadt Marokkos wird Genuss grossgeschrieben: In unzähligen Riads, Cafés und Luxushotels kann man sich traditionelle Süssigkeiten, Pastilla und Tajine bestellen.

Gegessen und getrunken wird eigentlich immer in Marrakesch. Schon morgens um 6 Uhr sitzen die Einheimischen bei Kaffee und den an Pfannkuchen erinnernden Fladen namens Msemen. Die Stadt, noch intensiver, bunter, lebendiger als Casablanca, ist allerdings auch weit nach Mitternacht noch lebendig, denn dann geniessen viele noch ein paar Walnüsse oder Datteln zum bittersüssen Tee.

Wer lieber Alkohol tränke, müsste nur in eines von vielen Restaurants gehen, die sich in den Hotels etabliert haben. Marokkanische Weinkultur hat Renommee, auch wenn der Genuss von Syrah und anderen Sorten im Islam abgelehnt wird und deshalb eher im intimen Rahmen erfolgt. Man sollte sich rechtzeitig nach den Regeln erkundigen und akzeptieren, wenn der Riad, in dem man ein Zimmer gebucht hat, alkoholfrei bleibt. Und dass es ein Riad sein soll – in der Medina, im historischen Herzen der Stadt – ist fast schon ein Muss für alle, die Marrakesch intensiv erleben möchten.

Frühstück und Übernachtung im «Riad Ksar Al Amal»

Um 7 Uhr 30 beginnt das Frühstück – natürlich auf der Dachterrasse dieses kleinen, traditionellen Hotels, in dem ich drei Tage verbracht habe. Es befindet sich in einem von Touristen kaum gestreiften Teil der Altstadt, ist dennoch sehr zentral angesiedelt und legt Wert auf Details. Frische Datteln, Erdbeersaft und frisch gebackene Msemen, Teigfladen, sowie Sesambrot namens Khobz zum Frühstück, später vielleicht eine Massage im kleinen Spa im Untergeschoss? Kein schlechter Plan. Die Zimmer sind klein, aber hochwertig ausgestattet, die Betreuung ist sehr persönlich.

Das «Café Arabe»

Gegenüber befindet sich der Eingang zum Jardin Secret, vor dem sich schon am Vormittag Schlangen zu bilden pflegen. Um Wartezeiten zu vermeiden, komme man entweder gleich nach der Öffnung in den botanischen Garten Marrakeschs oder erst am späten Nachmittag, wenn die Besuchergruppen schon weitergezogen sind. Das «Café Arabe» ist auch der italienischen Küche gewidmet, doch die Pastilla mit Poulet, ein klassisch marokkanisches Gericht auf Basis von Brik-Teig, ist hier noch empfehlenswerter. Danach Crème brûlée mit Safran oder einfach ein Sorbet aus heimischen Zitrusfrüchten.

Das «La Mamounia»

Luxuriöser gehe es nicht, sagen die einen, während andere eher auf das «Royal Mansour» zwecks Übernachtung im Fünf-Sterne-Rahmen schwören. Tatsächlich bilden sich am Eingang zum Hotel schon einmal Menschentrauben, während sich die Polizei auf der anderen Strassenseite postiert. Doch drinnen ist von der Hektik der Stadt nichts zu bemerken. Unter den diversen Restaurants empfehle ich das marokkanisch geprägte besonders, denn es bietet ein Degustationsmenu mit dezent verfeinerten einheimischen Spezialitäten. Pastilla mit Hummer, Foie gras mit Datteln? Aber klar. Und gerade noch erschwinglich ist es auch.

Der «Riad Yamina 52»

Mitten im Geschehen der Medina und dennoch einer Oase gleich: In diesem Riad wird traditionell, aber mit einer ungewöhnlichen Präzision gekocht. Man merkt es schon bei den verschiedenen hausbackenen Broten, dem Gemüse, den Teigtaschen und natürlich den Desserts. Die beiden Köchinnen erklären auf Wunsch gern, welche Gewürze aus der Klassiker-Mischung Ras el-Hanout verwendet wurden. Klar kann man hier auch übernachten, in aussergewöhnlich liebevoll eingerichteten Zimmern.

Madame Darroze im «Royal Mansour»

Die Sommelière stammt aus Korsika, die Weinkarte ist französisch geprägt (und teuer), aber die Atmosphäre des Luxushotels ist kaum zu schlagen. Ich bin von meinem Riad aus hingelaufen, die letzten 400 Meter auf der hoteleigenen Allee, die in diverse Innenhöfe und schliesslich ins Restaurant mündet. Es wird von der französischen Drei-Sterne-Köchin Hélène Darroze betreut und bietet ideenreiche Brasserie-Küche: gefüllte Zucchettiblüten, ein mit Ochsenbäckchen und Foie gras gefüllter Burger.

Das «Culinary Arts Museum» und sein Restaurant

Kochkurse für Besuchergruppen haben Konjunktur in Marrakesch, aber in diesem Museum (das in Wirklichkeit keines ist) kann auch der allein oder zu zweit kommende Besucher ganz einfach nur einen Tee samt begleitender Süssigkeiten trinken oder sich kurzfristig für einen der Kochkurse mit anschliessendem Mittagessen anmelden. Die jüdischen Kochtraditionen Marrakeschs, eine von vielen Facetten der hiesigen Esskultur, lassen sich hier besonders gut studieren.

Das «Oban» und sein Riad

Stephen ist nicht nur der Inhaber dieses kleinen, versteckt gelegenen Riads, sondern auch sehr präsent bei der Begrüssung der Gäste. Der Luxus des Restaurants Oban ist sehr dezent, aber an jeder Ecke spürbar. Verblüffend gute Cocktails vom Barchef Abdesammad Jebbari, mit oder ohne Alkohol, ein hoch talentierter Pianospieler namens Francky und die von einem Franzosen geleitete Küche prägen das Haus. Mein Couscous mit Lamm war prima gewürzt, der Hummer geriet dagegen etwas trocken. Einige der besten marokkanischen Weine sind hier neben grossen Franzosen zu bekommen.

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