Donnerstag, November 28

Die Schweizer Comedian Hazel Brugger hat Angela Merkel zu ihren Memoiren interviewt – und auch die eine oder andere Modefrage eingestreut.

Man nennt sie die «Königin der Schlagfertigkeit». Doch im Interview mit der Altbundeskanzlerin Angela Merkel wirkt die sonst so spontane Hazel Brugger äusserst gezähmt. Die beiden trafen sich in der ehemaligen Karl-Marx-Buchhandlung Berlins zum Gespräch und unterhielten sich eine Stunde über Merkels kürzlich erschienenen politischen Memoiren «Freiheit – Erinnerungen 1954-2021». Ein besonders tiefgreifendes Gespräch entstand dabei nicht.

Merkels Garderobe als Bundeskanzlerin

«Ich habe jetzt nach dem Lesen des Buches das Gefühl, ich weiss alles über Sie – ausser wer Sie sind», sagt Brugger am Ende des Gesprächs. Ähnlich dürfte sich die Mehrheit des Publikums gefühlt haben, die den vollen 65 Minuten des Interviews beiwohnten. Angela Merkel zählt zu den bekanntesten Frauen der Welt. Ihr Sinn für Humor ist hingegen eher unbekannt. Mehrmals versucht Brugger trotz sichtbarer Nervosität, mit einem Augenzwinkern ein Spässchen in die Fragen zu streuen. Merkel reagiert grösstenteils trocken.

Angela Merkel trifft Hazel Brugger

Die ehemalige Bundeskanzlerin mag zwar nicht für schwungvollen Humor zu haben sein, dafür kommt ihre Garderobe zur Sprache. Brugger greift die Modefrage auf und fragt Frau Merkel, ob ihre farbigen Blazer, die sie sich in ihrer offiziellen Rolle zulegte, als Kontrast zur farblosen DDR aus Merkels Kindheit zu verstehen sei.

«Vielleicht war es diese Tristesse der DDR, die mich dazu gebracht hat, in die Vollen zu greifen», sagt Merkel. Doch sei es auch eine Antwort gewesen auf die Frage, wie sie sich als Frau in einer Männerwelt unterscheiden konnte. «Trotzdem hatte ich auch eine sehr konsistente Kleidung», sagt Merkel, «weil ich dachte, dass Menschen, die ständig mit meiner Kleidung beschäftigt sind, nicht mehr so richtig zuhören, was ich an politischer Botschaft zu sagen habe.»

«Was? Das ist ’ne Frau, die uns regiert?»

Brugger bleibt beim Thema Mode und spricht den medialen Aufruhr an, den Angela Merkels Décolleté bei einem Opernbesuch im Jahr 2008 auslöste. «Was? Das ist ’ne Frau, die uns regiert?!», witzelt Brugger. Merkel lacht nicht. Ihre Antwort: Sie hätte nicht vorausgesehen, wie dramatisch die Reaktionen ausfallen würden. «Nichts Gutes», sage dies über den Zustand des Feminismus in Deutschland aus. Sie sehe aber «mit Wohlgefallen, dass jüngere Politiker heute eine grössere Bandbreite an Kleidung tragen können». Und da es ja immer mehr Politikerinnen gebe, solle jede für sich ihren eigenen Stil finden.

«Angela Merkel gibt im Interview mit Hazel Brugger Fashion Tipps». Das dürfte auf den wenigsten Bingo-Karten für das Jahr 2024 gestanden haben. Dennoch ist die Passage über Merkels Garderobenwahl und die Décolleté-Situation eine der wenigen doch authentischen Momente des Gesprächs. In den restlichen 50 Minuten bemüht sich Hazel Brugger um den einen oder anderen Lacher, meist erfolglos. Viel Neues erfährt das Publikum nicht mehr.

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