Freitag, April 25

Nach dem Sieg Donald Trumps ist für das Gros der Fondsmanager klar: US-Aktien sind erste Wahl, der Dollar bleibt stark und «Cash is Trash».

Das Verdikt an Wallstreet nach dem Wahlsieg Donald Trumps ist eindeutig: Es wird auch im kommenden Jahr kein Weg an US-Aktien vorbeiführen. Und das, nachdem der US-Leitindex S&P 500 bis zum 17. Dezember bereits 57 Mal auf einem Rekordhoch geschlossen und im laufenden Jahr rund 27% zugelegt hat.

Die Erwartung einer neuen Welle von Deregulierung, Steuersenkungen und Importzöllen soll den USA einen neuen Wachstumsschub verschaffen und die Börsen auch in den kommenden Monaten beflügeln. Der Wachstumsvorsprung gegenüber dem Ausland sorgt für einen starken Dollar, der auch durch Leitzinssenkungen der US-Notenbank nicht gefährdet sein sollte.

US-Aktien hoch im Kurs

Das ist eine Erkenntnis aus der jüngsten Fondsmanagerumfrage (Fund Manager Survey, FMS) von Bank of America (BofA). Das Team um den Chefstrategen Michael Hartnett befragte in der Woche vom 6. bis 12. Dezember gut 200 professionelle Investoren weltweit zu ihren Anlagepräferenzen und zu ihrer Sicht auf die Weltwirtschaft und die Finanzmärkte. Die Befragten verwalten zusammen rund 520 Mrd. $ an Anlagevermögen.

Eindrücklich ist, mit welcher Überzeugung die Profis im Nachgang der US-Präsidentschaftswahlen auf US-Aktien setzen. Gegenüber dem Vormonat stockten sie ihre Allokation in US-Aktien um eindrückliche 24 Prozentpunkte (Pp) auf ein Übergewicht von netto 36% auf, was dem höchsten Wert seit Beginn der Aufzeichnungen entspricht. Die Zunahme im Dezember war die grösste seit September 2023.

Offensichtlich positionieren sich die Fondsmanager für den von Donald Trump in Aussicht gestellten Wachstumsboom im kommenden Jahr.

Während US-Valoren beliebt sind, verschmähen die Fondsmanager Aktien aus der Eurozone. Das relative Übergewicht der USA ist so hoch wie letztmals während der Schuldenkrise im Juni 2012. In den vergangenen 24 Jahren war das relative Untergewicht Europas nur dreimal grösser als heute.

Auch relativ zu Schwellenländeraktien ist das US-Aktienübergewicht der Anlageprofis so gross wie letztmals im Juni 2012.

Cash is Trash

Die Stimmungsaufhellung unter den Fondsmanagern spiegelt ein Risikomass von Bank of Amerika, das auf der Cashquote, der Aktienallokation und den wirtschaftlichen Wachstumserwartungen basiert. Es kletterte im Monatsvergleich von 5,2 auf 7 Zähler, was dem höchsten Stand seit August 2001 entspricht.

Nur konsequent, dass die Fondsmanager ihren Cashbestand spürbar reduzierten und zwar von 4,3 auf lediglich noch 3,9% der verwalteten Vermögen. Das entspricht dem niedrigsten Stand seit Juni 2021.

Aus Contrarian-Optik ist das ein Warnsignal. Das zeigt auch eine Auswertung von BofA: Fällt die Cashquote unter 4%, ist das für die Bankstrategen ein Verkaufssignal. Seit 2011 wurde zwölfmal ein solches Signal ausgelöst. Im darauffolgenden Monat verlor der Weltaktienindex von MSCI im Durchschnitt jeweils 2,4% an Wert, nach drei Monaten betrug der Rückgang 0,7%.

Insgesamt nahm die Cashquote auf ein Nettountergewicht von 14% ab (von einem Nettoübergewicht von 4%) und fiel damit auf den niedrigsten Stand seit mindestens April 2001. Der Rückgang der Cashquote um 18 Pp im Dezember ist der kräftigste seit fünf Jahren.

Ausblick 2025

Natürlich durfte ein Blick auf das kommende Jahr nicht fehlen. Auf die Frage, welche Anlageklasse im Jahr 2025 am besten abschneiden dürfte, antworteten 30% der Befragten Fondsmanager wenig überraschend mit US-Aktien.

Etwas geringer, nämlich 25%, war der Anteil derer, die erwarten, dass globale Aktien im Jahr 2025 die beste Performance erzielen werden. Erstaunliche 15% nannten Bitcoin als aussichtsreichste Anlageklasse. Verschwindend klein war indes der Anteil derjenigen, die Staatsanleihen die beste Entwicklung zutrauen (2%).

Unter den breiten Aktienindizes sehen die Fondsmanager US Small Caps (gemessen am Russell 2000) im Vorteil, gefolgt vom technologielastigen Nasdaq 100 und – etwas überraschend, angesichts des Untergewichts in ihren Portfolios – Schwellenländern. Das Schlusslicht bildet der Nikkei 225, dem einzig 9% eine Glanzperformance zutrauen.

Auch bei den Währungen heisst es «America first»: Klare 40% der Befragten gehen davon aus, dass der Dollar 2025 die stärkste Währung sein wird, gefolgt vom Yen (29%) und von Gold (19%). Abgeschlagen auf dem letzten Platz liegt der chinesischen Renminbi mit gerade einmal 1%.

Positive Überraschungen . . .

Auf die Frage, welche Entwicklung im kommenden Jahr potenziell am positivsten wirken könnte, nannten die Befragten eine Wachstumsbeschleunigung in China (40%), gefolgt von KI-Produktivitätssteigerungen (13%), einem Friedensabkommen zwischen Russland und der Ukraine (13%) und den Steuersenkungen in den USA (12%).

Besonders negativ könnten sich im Gegenzug ein globaler Handelskrieg (39%), ein chaotischer Anstieg der Anleiherenditen (28%) und/oder Leitzinserhöhungen der US-Notenbank (26%) auswirken.

Geringe Rezessionsgefahr

Für die Fondsmanager bleibt die Rezessionsgefahr auch im nächsten Jahr gering. Bloss 6% befürchten eine harte Landung der Weltwirtschaft in den kommenden zwölf Monaten.

Die Mehrheit (60%) rechnet nach wie vor mit einer sanften Landung, allerdings geben sie dem Szenario «keine Landung» (sprich: es kommt zu einer abermaligen Beschleunigung der Konjunktur) eine deutlich höhere Wahrscheinlichkeit von 33%. Im November waren es bloss 25%, im Oktober sogar lediglich 14%. Nur gerade 6% befürchten eine harte Landung im kommenden Jahr.

Auch darüber hinaus erachten die Anlageprofis die Rezessionsgefahr als eher gering:

Wie sind die Fondsmanager positioniert?

Wie schlägt sich das Ganze in den Portfolios der Fondsmanager nieder? Im Dezember erhöhten die Profis ihre Aktienquote erneut, wobei wie oben erwähnt US-Aktien klar im Vordergrund standen. Bei den Sektoren erfreuten sich Finanz- und Grundstoffaktien grosser Beliebtheit.

Im Gegenzug reduzierten die Profis ihre Positionen in Schwellenländern (EM) und der Eurozone spürbar. Angesichts der möglichen Ernennung von Robert F. Kennedy Jr., der als Gegner der Pharmakonzerne gilt, zum künftigen Gesundheitsministers der USA, trennten sich die Fondsmanager jüngst von Gesundheitswerten (Healthcare).

Absolut betrachtet, also nicht bloss im Vergleich zum letzten Monat, melden die Fondsmanager ein signifikantes Übergewicht in Aktien insgesamt. Bei den Sektoren gehören Banken und Technologie zu den Favoriten. Aus einer Länderoptik erfreuen sich nur noch die USA grosser Beliebtheit.

Das grösste Untergewicht halten die Fondsmanager neu in Aktien aus der Eurozone und in Valoren aus der Basiskonsumgüterbranche (Staples). Angesichts des erwarteten Wachstumsschubs sind auch Bonds und Cash wenig beliebt.

Wie sieht es punkto Sektorallokation aus? Im Dezember erhöhten die Profis ihre Position in Finanzwerten, Rohstoffen und Technologie und verringerten ihre Allokation in den Bereichen Gesundheitswesen und Basismaterialien.

Derzeit sind sie in Finanz- (Banken und Versicherung), Technologie- und Industriewerten (netto) am stärksten übergewichtet und in den Branchen Basiskonsum (Staples), Rohstoffen (Energy und Materials) sowie Versorgern (Utilities) am stärksten untergewichtet.

Spanien behauptet sich an der Spitze

Interessant sind jeweils auch die Antworten auf die Frage nach den Länderpräferenzen der Manager europäischer Aktienfonds. Spanien und das UK hielten sich auf Platz eins und zwei.

Deutschland vermochte im Monatsvergleich zwei Plätze gutzumachen: Das Land rückte vom fünften auf den dritten Rang vor. Italien und die Schweiz rutschten um je einen Platz nach hinten, während Frankreich unverändert das Schlusslicht bildet.

Fazit: Ungemütlicher Überschwang

Das Narrativ des «American Exceptionalism» hat die Finanzmärkte fest im Griff, und der Wahlsieg Donald Trumps hat die Zuversicht unter den Fondsmanagern zusätzlich gefestigt, dass US-Aktien, besonders von kleinkapitalisierten Unternehmen, sowie der Dollar auch im kommenden Jahr das Mass aller Dinge sein werden.

Angesichts der (mangelnden) Alternativen erstaunt es nicht, dass die Anleger auf US-Vermögenswerte setzen: Europa findet nicht aus der Misere, während Chinas Wirtschaft seit geraumer Zeit mit einer hartnäckigen Deflation ringt.

Die Euphorie nach den US-Wahlen ist allerdings beträchtlich, die Bewertungen von US-Valoren teuer wie selten, womit die Gefahr von Enttäuschungen deutlich zugenommen hat. Wer nicht in den Chor der Optimisten einstimmen möchte, setzt demnach auf Aktien ausserhalb der USA, auf Anleihen und auf defensive Aktiensektoren wie Basiskonsumgüter – und reduziert den Anteil an US-Vermögenswerten.

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