Mittwoch, November 27

Die Krypto-Leitwährung Bitcoin verliert wieder an Wert. Die Korrektur war überfällig, die Zeiten für risikoreiche Anlagen werden härter.

Es ist ruhiger geworden um den Bitcoin. Und es geht nicht mehr nur aufwärts. Seit dem Jahreshöchst von etwa 73 700 Dollar Mitte März hat die Krypto-Leitwährung rund 15 Prozent verloren. Der negative Trend hat sich in den vergangenen zwei Wochen verstärkt. Am Montag kostete ein Bitcoin zeitweise weniger als 62 000 Dollar.

Dies, obwohl Tech-Indizes wie der amerikanische Nasdaq noch nahe bei ihrem Allzeithoch stehen. Krypto-Anlagen und Tech-Werte bewegen sich in guten Zeiten tendenziell in dieselbe Richtung. Doch ihre Dynamiken divergieren nun: Während KI, also Nvidia und wenige Tech-Konzerne, das Rally im Alleingang trägt, gab es beim Bitcoin keine Neuigkeiten, von denen der Kurs der Währung hätte profitieren können.

Abzüge aus Bitcoin-ETF

Bemerkenswert ist, dass es in den letzten Handelstagen gemäss Daten des Informationsdienstes The Block gar zu Netto-Abflüssen aus Bitcoin-ETF gekommen ist. Die lang erwartete Zulassung dieser Index-Fonds durch die US-Börsenaufsicht SEC im Januar war ein entscheidender Treiber für das Rally bei Krypto-Anlagen seit Anfang Jahr. Die Fonds sahen in den Wochen nach der Zulassung Zuflüsse in Milliardenhöhe.

Aber auch die positiven Effekte aus dem vierten Bitcoin-Halving von Mitte April sind nicht spürbar. Bei diesem Vorgang werden die Belohnungen für Bitcoin-Miner etwa alle vier Jahre halbiert, so dass weniger Bitcoin in Umlauf kommen. Diese künstliche Verknappung des Bitcoin-Angebots ist ein grosses Ereignis in der Krypto-Welt, entsprechend dürfte der Bitcoin-Kurs dies eingepreist haben. Dennoch erlebte die Kryptowährung nach den bisherigen Halvings jeweils deutliche Kursanstiege. Dieser blieb bisher aus.

Kurzfristig könnten die Halvings gar Druck auf den Bitcoin ausüben. Gemäss Marktbeobachtern sehen sich Miner wegen der geringeren Belohnung fürs Schürfen gezwungen, Bitcoin-Bestände zu verkaufen, um ihre Kosten zu decken. Das Halving bedeutet für sie finanziellen Stress. Gemäss Daten des Informationsdienstes Cryptoquant sollen zudem Grossinvestoren in den letzten Wochen grosse Bitcoin-Bestände auf den Markt geworfen haben.

Hinzu kommen marktspezifische Ereignisse. So könnten gemäss der Branchenpublikation «BTC-Echo» auch die deutschen Sicherheitsbehörden zum Bitcoin-Ausverkauf beigetragen haben. Vergangene Woche könnte das Landeskriminalamt Sachsen 50 000 Bitcoin liquidiert haben, die es im Januar bei Ermittlungen gegen eine illegale Streaming-Plattform beschlagnahmt hat. Sollten diese Bitcoin allesamt verkauft worden sein, würde das einem Verkaufsdruck von über drei Milliarden Dollar entsprechen.

Weniger Risiko-Appetit?

Auch realwirtschaftliche Einflüsse wie das Zinsumfeld, das in den USA auf hohem Niveau verharrt, spielen eine Rolle. Zumal die Verantwortlichen der US-Notenbank Fed keine Anstalten machen, die Zinsen bald zu senken. Ein tieferes Zinsniveau und damit einhergehend eine höhere Liquidität an Märkten waren in der Vergangenheit ein gutes Umfeld für Krypto.

Der gegenwärtige Rückzug aus diesen Assets wird von Beobachtern dahingehend interpretiert, dass die Risikobereitschaft generell abnimmt. Einen Hinweis darauf, dass Investoren ihre Engagements bei risikoreichen Anlagen reduzieren, liefert die derzeit erfolgreichste Aktie der Welt, Nvidia. Nach einem eindrücklichen Kursanstieg seit Anfang Jahr von mehr als 160 Prozent gaben die Aktien des dominanten KI-Chip-Herstellers am Freitag um mehr als 3 Prozent ab.

Damit verlor Nvidia nach kurzer Zeit wieder die Stellung als wertvollstes Unternehmen der Welt. Für die KI-Begeisterung dürfte es angesichts der breit abgestützten Zuversicht über das Potenzial der Technologie eine vorübergehende Abkühlung sein, das Investoreninteresse für KI ist ungebrochen.

Das könnte aber ein Nachteil für den Bitcoin sein. Denn solange ein Investment in Nvidia so lukrativ ist wie in den vergangenen Monaten, bleibt wenig Interesse für Bitcoin übrig. Das zeigen Google-Statistiken für den entsprechenden Begriff: Die Suchanfragen bewegen sich unter dem Stand von Anfang Jahr, vor der Zulassung der Bitcoin-ETF.

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