Mittwoch, Oktober 2


The Market Risk Barometer

Die Aktienmärkte tendieren weiterhin freundlich, der Risikoappetit der Marktteilnehmer bleibt stabil. Diese Woche stehen die US-Inflationszahlen und der Zinsentscheid des Fed im Fokus.

Geliefert wie bestellt: Die Europäische Zentralbank (EZB) hat vergangene Woche den Leitzins wie erwartet von 4,5 auf 4,25% gesenkt – noch vor der US-Notenbank. Ob das nun der Startschuss zu einer neuen Serie von Lockerungsschritten gewesen ist, wird sich weisen, jedenfalls hat EZB-Präsidentin Christine Lagarde in der begleitenden Pressekonferenz zum Zinsentscheid die Erwartungen auf mehrere Senkungen in den kommenden Monaten etwas gedämpft.

Denn die EZB hat die Prognosen für das Wachstum, aber auch für die Inflation, geringfügig nach oben angepasst. Dass die Inflation nicht unbedingt weiter nachlässt, zeigten die jüngsten Daten: So lag die Gesamtinflation in der Eurozone im Mai mit 2,6% über den prognostizierten 2,5%, während die Kernrate 2,9% erreichte, nach 2,7% im April.

Unklare Signale vom US-Arbeitsmarkt

Widersprüchliche Signale sendete derweil der US-Arbeitsmarkt. So nahmen die Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung jüngst stärker zu als erwartet worden war. Gemäss dem in der vergangenen Woche veröffentlichten «JOLTS Report» ist die Zahl der offenen Stellen im April zudem um 300’000 auf 8,06 Mio. gesunken. Das Verhältnis der offenen Jobs pro Arbeitnehmer in der US-Wirtschaft hat demnach weiter abgenommen.

Überraschenderweise zeigte der monatliche Arbeitsmarktbericht am Freitag allerdings, dass in der amerikanischen Wirtschaft im Mai deutlich mehr Arbeitsplätze geschaffen wurden als erwartet, was die Zinssenkungshoffnungen der Anleger schwinden liess.

Die jeweils zum Monatsbeginn publizierten Einkaufsmanagerindizes – sie fassen die Antworten von Chefeinkäufern von wichtigen Unternehmen zusammen, um abzuschätzen, wie es um die Wirtschaft steht – zeigen eine weitere Aufhellung an. Viele Länder scheinen die konjunkturelle Talsohle durchschritten zu haben, der globale Industrie-PMI verbesserte sich um 0,6 auf 50,9 Punkte. Werte über 50 signalisieren eine expandierende Wirtschaft.

Die Börsen nahmen die Nachrichten insgesamt erfreut zur Kenntnis. Der Weltaktienindex von MSCI rückte um 1,1% vor und markierte in der vergangenen Woche ein neues Rekordhoch.

Der SMI verkürzt den Rückstand weiter

Zu den Zugpferden zählten Technologiewerte, die sich mit einem Zuwachs von 3,8% souverän an die Spitze der elf globalen Sektoren setzten. Ein wichtiger Test für die Branche steht heute Abend an, wenn der IT-Konzern Apple anlässlich der Entwicklerkonferenz WWDC seine Strategie in Sachen künstlicher Intelligenz präsentiert. Die Erwartungen sind hoch und sollte Apple enttäuschen, dürfte der MSCI-Sektorindex, in dem das Unternehmen ein Gewicht von rund 18% hat, unter Druck geraten.

Ebenfalls auf das Podest schafften es die Sektoren Gesundheit (+2,1%) sowie Kommunikation (+1,6%). Obschon der MSCI World um 1% vorrückte, verzeichnete die Mehrzahl der Sektoren im Wochenverlauf einen Kursverlust.

Am heftigsten traf es Energievaloren, die um 3,6% absackten. Aber auch die Segmente Versorger (–2,7%) und Grundstoffe (–1,9%) mussten Federn lassen.

Aus regionaler Sicht vermochte der technologielastige Nasdaq 100 (+4,3%) zu überzeugen. Gleich dahinter folgten die Schwellenländer (+2,3%). Derweil setzte der Swiss Market Index (+2,1%) seine Aufholjagd fort. Kam der hiesige Leitindex während langer Zeit nicht auf Touren, hat er in den vergangenen Wochen an Dynamik gewonnen und den Rückstand gegenüber dem Weltaktienindex spürbar verringert.

Vergleichsweise gemächlich waren der Nikkei 225 (+0,5%) und der Dax (+0,3%) unterwegs. Als einziger der wichtigen Börsenindizes beendete der Londoner FTSE 100 – er weist ein hohes Gewicht in Energie- und Grundstoffaktien aus – die Woche im Minus.

Stabiles Risk Barometer

Das Risk Barometer von The Market hat sich im Wochenverlauf nicht bewegt und verharrt weiterhin auf 57 Zählern und somit leicht über dem langfristigen Mittelwert. Die Stimmung unter den Marktteilnehmern präsentiert sich insgesamt neutral, neue Impulse, sei es von Unternehmensseite, den Notenbanken oder der Konjunktur sind gefragt.

Bei den neun Komponenten, die ins Barometer fliessen, waren dennoch interessante Tendenzen zu erkennen: So schlugen einzig die sich oftmals rasch verändernden optionsbasierten Indikatoren positiv zu Buche: Die Volatilitätsindizes auf den S&P 500 und den Euro Stoxx 50 – sie messen die erwarteten Schwankungen dieser Indizes – gingen im Wochenverlauf markant zurück, und auch Call-Optionen erfreuten sich grosser Beliebtheit, während weniger Put-Optionen zur Absicherung nachgefragt wurden.

Diese drei Faktoren neutralisierten die übrigen sechs, die sich allesamt verschlechterten. Besonders ausgeprägt war der Rückgang bei der relativen Performance von Small Caps, die gegenüber den Grosskonzernen weiterhin an Terrain einbüssen, bei den Hedge Funds, die mittlerweile gegen den S&P 500 wetten und die Stimmung unter US-Privatanlegern, die sich weiter abkühlte.

US-Inflation und Fed-Zinsentscheid im Fokus

In den USA stehen am Mittwoch die US-Konsumentenpreisindizes sowie der Zinsentscheid des Fed im Fokus. Allerdings rechnet das Gros der Marktteilnehmer angesichts der weiterhin robusten US-Konjunktur und des erhöhten Inflationsdrucks nicht mit einer Leitzinssenkung. Am Freitag fällt zudem die Bank of Japan ihren Zinsentscheid, wobei die Börsianer auch hier keine Änderungen in der Geldpolitik erwarten.

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