Montag, November 25


The Market Risk Barometer

Schwächere US-Konjunkturdaten entfachen neue Rezessionsängste. Die Börsen beenden die Woche markant tiefer; der Risikoappetit der Anleger nimmt ebenfalls ab.

Die Freude währte nur kurz. Kaum hatte der Weltaktienindex von MSCI das Sommergewitter hinter sich gelassen und ein neues Jahreshöchst markiert, da setzte an den Börsen neuerlicher Abwärtsdruck ein. Der MSCI AC World büsste im Wochenverlauf deutliche 3,7% ein.

Der Grund dafür waren wieder aufkeimende Rezessionsängste. Zum Wochenbeginn enttäuschten die Einkaufsmanagerindizes (Purchasing Managers Indices, PMI), die zu den verlässlichsten konjunkturellen Frühindikatoren zählen, die Erwartungen leicht. Sowohl in den USA als auch in Deutschland verharren die Indikatoren weiterhin klar unter der Wachstumsschwelle.

US-Arbeitsmarkt schwächt sich ab

Am Freitag folgte ein wenig berauschender US-Arbeitsmarktbericht. In den USA wurden im August netto 142’000 Arbeitsplätze geschaffen, was die Konsensprognose von 162’000 verfehlte. Gleichzeitig mussten die neu geschaffenen Stellen der beiden Vormonate vom Bureau of Labor Statistics um 86’000 Arbeitsplätze nach unten korrigiert werden.

In der Folge profitierten «sichere Häfen» wie US-Staatsanleihen von einer erhöhten Nachfrage. So ging die Rendite auf zehnjährige US-Treasuries auf 3,74% zurück, während diejenige auf zweijährige Papiere auf 3,69% sank (sinkende Renditen bedeuten steigende Anleihenkurse und umgekehrt). Das führte dazu, dass die Zinsstrukturkurve erstmals seit zwei Jahren nicht mehr invers ist.

Gesucht war auch der Franken, Gold schlug sich ebenfalls wacker. Die Aktienmärkte gerieten indes unter Druck.

Vergleichsweise robuste Schwellenländer

Alle wichtigen Länderindizes verzeichneten im Vergleich zur Vorwoche einen Kursrückschlag. Vergleichsweise gut hielt sich das Schwellenländer-Barometer, das «lediglich» 2,3% an Wert einbüsste. Auch der Londoner FTSE 100 (–2,3%) gehörte zu den stärkeren Indizes, ebenso der MSCI China (–2,6%), der in den vergangenen Monaten allerdings deutlich zurückgeblieben war.

Erneut bildete der technologielastige Nasdaq 100 (–5,9%) das Schlusslicht, dicht gefolgt vom Nikkei 225 (–5,8%). Federn lassen musste auch der Euro Stoxx 50, der 4,4% verlor.

Bei den Sektoren liess sich eine klare Verschiebung zu den defensiven Branchen beobachten. Die einzigen Sektoren, die zuzulegen vermochten, waren die weniger dem konjunkturellen Auf und Ab ausgesetzten Segmente Basiskonsum (+0,4%) und Versorger (+0,3%). Immobilienaktien beendeten die Woche unverändert, was angesichts des allgemeinen Abwärtsdrucks ein respektables Ergebnis war.

Zyklische Segmente litten im Gegenzug unter kräftigem Gegenwind. Im Fokus standen Technologieaktien, die 7,1% einbüssten. Die allgemeinen Wachstumssorgen belasteten aber auch Energie (–5,4%) und Grundstoffe (–4,9%) überdurchschnittlich. Interessanterweise hat Finanz soeben Technologie überholt und ist neu der stärkste globale Sektor seit Jahresbeginn. Ein wichtiger Treiber dürfte die Hoffnung auf eine steilere Zinsstrukturkurve – sprich eine zunehmende Differenz zwischen lang- und kurzfristigen Renditen – sein.

In der zweiten Jahreshälfte geben in der Tendenz die Nachzügler der ersten Jahreshälfte den Ton an:

Risk Barometer fällt

Vor dem Hintergrund der wieder aufkeimenden Wachstumssorgen nahm der Risikoappetit der Marktteilnehmer derweil wieder ab. Das Risk Barometer von The Market ging im Wochenvergleich von 57 auf 52 Punkte zurück, womit es nur noch geringfügig über dem langjährigen Mittelwert liegt.

Von den neun Indikatoren, die in das Barometer einfliessen, legten vier zu, fünf schwächten sich im Wochenvergleich ab. Positiv zu Buche schlugen insbesondere die Hedge Funds, die ihre Short-Positionen auf den US-Leitindex S&P 500 verringerten. Zwar wetten sie in der Summe nach wie vor auf einen fallenden Index, das Ausmass haben sie allerdings reduziert. Ebenfalls unterstützend wirkte das vergleichsweise robuste Abschneiden von Small Caps relativ zu den grosskapitalisierten Unternehmen, wobei dieser Umstand primär der akzentuierten Schwäche der grossen Technologiekonzerne geschuldet war.

Insgesamt dominierten jedoch die negativen Kräfte, wobei einmal mehr die optionsbasierten Inputvariablen am stärksten reagierten: die Volatilitätsindizes auf den S&P 500 (Vix) und auf den Euro Stoxx 50 (VStoxx) kletterten spürbar nach oben und das Put-Call-Verhältnis verschob sich markant in Richtung Put-Optionen. Die Anleger setzten also wieder verstärkt auf Absicherungsstrategien. Schliesslich liessen defensive Aktiensektoren wie Basiskonsum und Gesundheit ihre zyklischeren Pendants wie Technologie und Grundstoffe jüngst klar hinter sich.

US-Notenbank: Senkung um 0,25 oder 0,5 Prozentpunkte?

Angesichts der zuletzt schwächeren Wirtschaftsdaten aus den USA rechnen wieder mehr Marktteilnehmer mit einem Lockerungsschritt von 50 Basispunkten durch das Fed. Dafür scheint die Abkühlung am Arbeitsmarkt allerdings zu wenig dramatisch zu sein. Vor dem Zinsentscheid am 18. September wird am Mittwoch die Konsumentenpreisinflation (CPI) für den August publiziert. Gemäss Datenanbieter Bloomberg soll die Inflation von 2,9% im Juli auf 2,6% zurückgehen.

Am Donnerstag tagt die Europäische Zentralbank, die eine weitere Senkung des Leitzinses um 25 Basispunkte vornehmen dürfte. Am 26. September folgt die Schweizerische Nationalbank mit ihrer geldpolitischen Weichenstellung.

Zu den wichtigeren Unternehmen, die in der laufenden Woche ihre Resultate vorlegen, zählen Oracle (heute Montag), GameStop (Dienstag), Adobe sowie Kroger (Donnerstag).

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