Erfreuliche Konjunkturdaten sorgen für Auftrieb bei den langfristigen Zinsen, die Börsen legen eine Verschnaufpause ein. Das The Market Risk Barometer verharrt im neutralen Bereich.
Die Weltwirtschaft scheint langsam wieder auf Touren zu kommen. Das lässt sich aus den jüngsten Umfragen unter Einkaufsmanagern in der Industrie ablesen. So haben sich die als verlässliche konjunkturelle Frühindikatoren geltenden Einkaufsmanagerindizes (Purchasing Managers Indices, PMI) in den beiden grössten Volkswirtschaften der Welt – in den USA und in China – zuletzt wider Erwarten erfreulich entwickelt.
Der US ISM Manufacturing Index verzeichnete im März eine kräftige Zunahme um 2,5 auf neu 50,3 Punkte, womit er wieder über der Wachstumsschwelle von 50 notiert. Zuvor hatte das Barometer während 16 Monaten eine abnehmende Wirtschaftsaktivität in der amerikanischen Industrie signalisiert.
In China liegen mittlerweile ebenfalls alle PMI wieder im expansiven Bereich.
Aufwärtsdruck auf die Bondrenditen
Generell haben die Rottöne in der weltweiten Heatmap der Industrie-PMI abgenommen. Dank der breiten Aufhellung hat es auch der globale Einkaufsmanagerindex nach anderthalb Jahren der Kontraktion wieder über die Expansionsschwelle geschafft.
Die positiven Signale aus der Wirtschaft sorgten aber auch dafür, dass die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen im Wochenverlauf auf über 4,4% kletterte, was dem höchsten Stand seit November entspricht – zumal auch die Konsumentenpreisinflation seit einigen Monaten nicht mehr weiter zurückgeht. Die wieder anziehenden Rohstoffpreise sorgen ebenfalls für Aufwärtsdruck in den Bondrenditen.
Vor diesem Hintergrund dämpften die Marktteilnehmer ihre Erwartungen an eine erste Leitzinssenkung durch die US-Notenbank im Juni. An den Börsen kam es deshalb zu einer Verschnaufpause. Der Aufwärtstrend des Weltaktienindex von MSCI kam ins Stocken, der Index büsste im Wochenverlauf 0,9% an Wert ein.
Nur chinesische Aktien verzeichnen Avancen
Aus regionaler Sicht sorgten in der vergangenen Woche einzig chinesische Valoren (+0,7%) und Schwellenländer insgesamt (+0,2%) für einen Lichtblick. Die übrigen Indizes büssten zwischen 0,5% (FTSE 100) und 3,4% (Japan) an Wert ein. Trotz der etwas nervöseren Stimmung an den Märkten vermochte der traditionell als defensiv geltende Swiss Market Index einmal mehr nicht zu überzeugen. Er wurde vom schwachen Gesundheitssektor, der im SMI ein substanzielles Gewicht aufweist, belastet und gab im Wochenverlauf um 2% nach.
Auch bei den Sektoren dominierten die Verlierer, lediglich drei von ihnen verbuchten einen Kurszuwachs. Mit einem deutlichen Plus von 3,8% schwangen Energieaktien obenaus. Sie vermochten von den anziehenden Rohölnotierungen zu profitieren. So kostet ein Fass der Sorte Brent derzeit wieder rund 90 $. Dahinter folgten die Sektoren Kommunikation (+1,6%) sowie Grundstoffe (+0,1%).
Schmerzhafte Verluste erlitten die Konsumsektoren (–2%, bzw. –2,7%), aber auch die Branchen Gesundheit (–2,9%) und Immobilien (–2,9%) mussten Federn lassen.
Risk Barometer sendet kein eindeutiges Signal
Das Risk Barometer von The Market zeigt sich derweil im Vergleich zur Vorwoche wenig verändert und verharrt knapp unter dem langjährigen Mittelwert auf 49 Zählern. Das entspricht dem niedrigsten Stand seit Ende November.
Von den neun Stimmungsindikatoren, die ins Barometer fliessen, haben sich fünf aufgehellt und vier haben sich eingetrübt.
Insbesondere das – typischerweise stark schwankende – Verhältnis von gekauften Put- zu Call-Optionen lässt einen zunehmenden Risikoappetit erkennen. Dazu passt das erfreuliche Abschneiden von zyklischen Unternehmen relativ zu ihren defensiven Pendants.
Im Gegenzug zeigte der Volatilitätsindex Vix, der die am Markt erwartete Schwankungsbreite des S&P 500 abbildet, wieder nach oben, und auch die Hedge Funds haben ihre Wetten auf den Nasdaq 100 getrimmt. In der Summe hielten sich die positiven und die negativen Faktoren im Barometer ungefähr die Waage.
EZB und CPI im Fokus
Am Donnerstag fällt die Europäische Zentralbank ihren Zinsentscheid. Obwohl sich die Inflation in der Eurozone in die richtige Richtung bewegt, gehen die Marktteilnehmer mehrheitlich davon aus, dass die Währungshüter noch keine Veränderung an der Geldpolitik vornehmen werden. Die jüngsten Kommentare der EZB-Vertreter lassen eine erste Leitzinssenkung im Juni erwarten.
Wichtiger für die Finanzmärkte dürften allerdings die am Mittwoch publizierten US-Inflationszahlen (Consumer Price Index, CPI) für den März sein. Besonders nach dem starken Arbeitsmarktbericht vom vergangenen Freitag dürften die Anleger gespannt sein, ob eine Leitzinssenkung durch das Fed im Juni weiterhin realistisch ist.