Mittwoch, Oktober 2


The Market Risk Barometer

«Sell in May» hat sich bislang nicht ausbezahlt, viele Börsen notieren nur noch knapp unter ihrem Jahreshöchst. Das The Market Risk Barometer lässt auf eine unverändert hohe Risikoneigung der Marktteilnehmer schliessen.

Die Schweiz ist nicht mehr allein in Europa: Nach der Schweizerischen Nationalbank hat nun auch die Riksbank, die schwedische Zentralbank, in der vergangenen Woche ihren Leitzins um 25 Basispunkte auf neu 3,75% gesenkt. Noch nicht ganz so weit war die Bank of England, die den Leitzins zum sechsten Mal in Folge bei 5,25% beliess.

Allerdings zeigte sich Gouverneur Andrew Bailey in der vergangenen Woche zuversichtlich, dass sich die Inflation in die richtige Richtung bewegt, womit eine Lockerung der Geldpolitik bereits im kommenden Monat realistisch wäre. Auch von der Europäischen Zentralbank erwarten die Terminmärkte die erste Zinssenkung im Juni. Damit übernimmt Europa gegenüber den USA die Führung im neuen Zinszyklus.

Inflationsdaten im Fokus

Dennoch ist für die Märkte entscheidend, was die wichtigste Notenbank, das Fed, macht. Nachdem sich die Inflation in den USA zuletzt als wider Erwarten hartnäckig entpuppt hat, hoffen die Marktteilnehmer derzeit noch auf eine bis zwei Zinssenkungen in diesem Jahr.

Der Fokus dürfte diese Woche deshalb auf den US-Teuerungsdaten liegen: Die Distriktnotenbank New York wird heute ihre monatliche Umfrage zu den Inflationserwartungen der Konsumenten publizieren, morgen folgt der Bericht des Arbeitsministeriums über die Entwicklung der Produzentenpreise und am Mittwoch wird der Index der Konsumentenpreise (CPI) veröffentlicht.

Zeigen die Daten eine Entspannung bei der Inflation an, wären – nach den Erstanträgen auf Arbeitslosenunterstützung, die am Donnerstag den höchsten Stand seit acht Monaten erklommen hatten – baldige Zinssenkungen sehr wahrscheinlich, wodurch der Schwung an den Börsen anhalten dürfte.

Starke europäische Aktienmärkte

Während der Weltaktienindex von MSCI in der vergangenen Woche um 1,7% vorrückte, entwickelten sich aus regionaler Sicht insbesondere die europäischen Indizes erfreulich – Zinssenkungshoffnungen und etwas bessere Konjunkturdaten sei Dank: So avancierte der Dax im Wochenvergleich um 4,3%, gefolgt vom Swiss Market Index, der ebenfalls 4,3% zulegte.

Für einmal wirkten die defensiven Schwergewichte Nestlé, Novartis und Roche nicht als Ballast, zudem schoss der Aktienkurs von UBS nach der Publikation der Quartalszahlen in die Höhe. Ebenfalls auf das Podest schaffte es der Euro Stoxx 50, der um 3,3% vorrückte und – wie der Dax – die Woche auf einem neuen Jahreshöchst beendete.

Im Vergleich waren derweil der Nasdaq 100 (+1,5%) und der Schwellenländerindex von MSCI (+1%) mit etwas weniger Schwung unterwegs. Nicht vom Fleck kam der Nikkei 225 in Tokio.

Bei den Aktiensektoren enttäuschten die zyklischen Konsumgüter, die im Vergleich zur Vorwoche 0,3% verloren. Auch Technologie- (+1,2%) und Kommunikationskonzerne (+1,6%) gehörten zu den Nachzüglern, sie vermochten nicht mit dem MSCI World mitzuhalten.

Nach der deutlichen Avance vor einer Woche doppelten die Valoren aus der Versorgerbranche nach und preschten weitere 3,9% vor. Dahinter folgten die Branchen Finanz (+2,8%) sowie Basiskonsum (+2,4%).

Stabiles Risk Barometer

Das Risk Barometer von The Market bewegte sich im Wochenverlauf nicht und verharrt unverändert bei 66 Punkten. Der Risikoappetit der Marktteilnehmer ist damit zwar noch nicht gefährlich hoch, aber weiterhin robust.

Von den neun Stimmungsindikatoren, die ins Barometer fliessen, haben deren drei zugelegt, vier sind gefallen, während zwei weitgehend stabil geblieben sind.

Eine Zunahme der Risikoneigung signalisierten die Volatilitätsindizes Vix und VStoxx, die die erwarteten Schwankungen des S&P 500 respektive des Euro Stoxx 50 abbilden sowie das Put-Call-Ratio. Bei letzterem liess sich eine Verschiebung der Nachfrage von Put- zu Call-Optionen erkennen, d.h. das Absicherungsbedürfnis der Anleger hat zuletzt etwas abgenommen.

Das Ganze wurde indes unter anderem durch das schwache Abschneiden der zyklischen Aktiensegmente und der kleinkapitalisierten Unternehmen neutralisiert. Der Abbau von Futures-Positionen auf den US-Leitindex S&P 500 durch Hedge Funds bildete ebenfalls ein Gegengewicht, womit das Risk Barometer in der Summe stabil blieb.

Berichtssaison neigt sich dem Ende zu

Langsam neigt sich die Berichtssaison ihrem Ende zu. In den USA publizieren diese Woche unter anderem Intuitive Surgical (Dienstag), Cisco (Mittwoch), Applied Materials, John Deere, Under Armor und Walmart (Donnerstag) ihre Quartalsresultate.

Ausserhalb der USA stehen unter anderem Petrobras, Softbank (Montag), Alibaba Group, Bayer, Rheinmetall, Sonova, Sony, Tencent (Dienstag), Allianz, Commerzbank, Merck (Mittwoch), Baidu, JD.com, Siemens, Deutsche Telecom, Swiss Re, Zurich Insurance (Donnerstag), sowie Richemont und Engie (Freitag) im Fokus.

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