The Market Risk Barometer

Während Donald Trump die Marktteilnehmer mit einer wilden Zollpolitik verwirrt, will Deutschland die Schuldenbremse lockern – das spiegelt sich in der regionalen Aktienentwicklung. Derweil geht das Risk Barometer von The Market nochmals zurück.

Das Hüst und Hott bei den Zöllen geht weiter. Erst am Dienstag erhob die US-Regierung Zölle in Höhe von 25% auf alle Güter aus Kanada und Mexiko, auf chinesische Einfuhren wurden zusätzliche 10% erhoben. Bereits zwei Tage später, nachdem der US-Präsident mit seiner mexikanischen Amtskollegin Claudia Sheinbaum telefoniert hatte, war der Entschluss teilweise Makulatur.

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Trump erklärte, dass die Strafzölle auf Waren, die unter das Freihandelsabkommen zwischen den USA, Mexiko und Kanada (USMCA) fallen, um einen Monat aufgeschoben würden. Die Zusatzzölle auf chinesische Einfuhren traten allerdings wie geplant in Kraft.

Diese planlose Zollpolitik sorgt unter Konsumenten, aber zunehmend auch in den Chefetagen der Unternehmen, für Verunsicherung. So ging das vom Forschungsinstitut Conference Board ermittelte Konsumentenvertrauen jüngst deutlich zurück. Gleichzeitig klettern die Inflationserwartungen nach oben – der Ausdruck «Stagflation» macht wieder die Runde.

Deutschland greift zur Bazooka

Derweil fand auf der anderen Seite des Atlantiks Epochales statt: Friedrich Merz, der voraussichtlich nächste Bundeskanzler Deutschlands, legte vergangene Woche ein gewaltiges Stimulusprogramm vor. Die Schuldenbremse soll dahingehend angepasst werden, dass Rüstungsausgaben, die ein Prozent des BIP übersteigen, von ihr ausgenommen sind. Des Weiteren soll ein Sondervermögen im Umfang von 500 Mrd. € für Investitionen in die Infrastruktur ins Leben gerufen werden. Allerdings haben die Grünen signalisiert, dass sie der Grundgesetzänderung nicht zustimmen wollen.

Als wäre das nicht genug, einigten sich die 27 Regierungschefs der EU am Donnerstag darauf, 150 Mrd. € an Verteidigungsinvestitionen in Form gemeinsam ausgegebener Anleihen zu finanzieren sowie die Fiskalkriterien zu lockern, um den EU-Mitgliedsstaaten höhere Rüstungsausgaben zu ermöglichen. Kein Wunder, sprachen einige Marktteilnehmer, in Anlehnung an die Worte des damaligen EZB-Vorsitzenden Mario Draghi während der Eurokrise, von einem «Whatever it takes»-Moment.

Dank dieses fiskalpolitischen Impulses dürfte das Wachstum in Europa in den kommenden Jahren deutlich kräftiger ausfallen als bislang erwartet. Entsprechend reagierten die Märkte mit signifikanten Bewegungen: So schnellten die Renditen auf deutsche Bundesanleihen in die Höhe, der Euro erstarkte, und auch die Aktienmärkte legten kräftig zu. Dass die EZB in der vergangenen Woche die Leitzinsen um 25 Basispunkte auf 2,5% senkte, ging beinahe etwas unter.

US-Valoren fallen weiter zurück

Die Schwäche bei den US-Aktienindizes setzte sich derweil fort. Der Nasdaq 100 büsste im Wochenverlauf 3,3% an Wert ein und hat erstmals seit mehr als zwei Jahren unter seiner 200-Tage-Durchschnittslinie (rot) geschlossen. Nur unwesentlich besser erging es dem S&P 500, der 3,1% verlor.

Erfreulicher sah es bei den europäischen Börsenbarometern aus. Der Euro Stoxx 50 legte in der vergangenen Woche zwar bloss 0,1% zu, der Swiss Market Index avancierte allerdings um 0,6%, und der Dax schloss die Woche 2% höher. Noch besser erging es dem MSCI China, der um 6,5% vorpreschte und damit auch den breiten Schwellenländerindex (+2,9%) beflügelte.

Auf Sektorebene setzte sich die Korrektur bei den ehemaligen KI- und Technologie-Darlings fort. Der Sektor zyklischer Konsum litt unter den Abgaben der beiden Schwergewichte Amazon (–6,1% im Wochenvergleich) und Tesla (–10,4%). Technologieaktien verloren 3,3%, Finanzwerte gaben 2,9% nach.

Die defensiven Segmente Basiskonsum (+0,5%) und Gesundheit (+0,8%) schnitten ungleich besser ab. Die konjunktursensitiven Sektoren Grundstoffe (+1,4%) und Industrie (+1,4%) belegten die Spitzenplätze.

Risk Barometer fällt weiter

Trotz der erfreulichen Nachrichten aus Europa kühlte sich die Risikoneigung der Marktteilnehmer weiter ab. Im Vergleich zur Vorwoche fiel das Risk Barometer von The Market von 41 auf derzeit gerade noch 36 Punkte, was dem niedrigsten Stand seit mehr als einem Jahr entspricht.

Von den insgesamt neun Sentiment-Indikatoren, die in das Barometer einfliessen, haben sich vier aufgehellt, während sich fünf abgeschwächt haben. Positiv zu Buche schlugen u.a. die Hedge Funds, die ihre Aktienpositionen zuletzt wieder aufstockten, sowie die Small Caps, die angesichts des erwarteten Anstiegs der Staatsausgaben in Europa ihre grosskapitalisierte Konkurrenz abhängten.

Beträchtlichen Einfluss auf den Rückgang des Barometers hatten wiederum die von der American Association of Individual Investors (AAII) befragten US-Privatanleger, die nach wie vor unüblich pessimistisch sind. Aber auch die Schwäche der zyklischen Unternehmen relativ zu den defensiven Branchen und der Anstieg der Volatilitätsindizes auf den S&P 500 und auf den Euro Stoxx 50 liessen das Barometer nochmals fallen.

Die zusätzliche Eintrübung der Anlegerstimmung könnte durchaus die Basis für eine kurzfristige Gegenbewegung bei den US-Titeln legen. Längerfristig scheinen sich jedoch die Vorteile zugunsten europäischer und chinesischer Valoren zu verschieben – trotz oder gerade wegen Donald Trump.

Augenmerk richtet sich auf US-Inflationszahlen

Punkto Unternehmensergebnisse wird es ruhiger, die Schwergewichte haben ihre Resultate bereits vorgelegt. Dennoch präsentieren diverse Konzerne in den kommenden Tagen ihr Ergebnis: dazu gehören BioNTech und Oracle (Montag), Galenica und Partners Group (Dienstag), Adobe (Mittwoch), Accelleron, Dollar General und Ulta Beauty (Donnerstag) sowie Swiss Life (Freitag).

Was die makroökonomischen Zahlen anbelangt, stehen am Mittwoch die US-Konsumentenpreise im Fokus der Anleger, einen Tag später folgen die US-Produzentenpreise.

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