Samstag, November 2

Eine Modeikone feiert Geburtstag: Anna Wintour, seit Jahrzehnten an der Spitze der amerikanischen «Vogue», wird morgen 75 Jahre alt. Einblicke in ein modisch überraschend unaufgeregtes Leben – und die Kraft eines Signature-Looks.

Hadern Sie mit Ihrem Look? Denken Sie, es wäre Zeit für etwas Neues? Sie irren sich. Zumindest, wenn es nach Anna Wintour geht. Die Chefredaktorin der amerikanischen, seit 2020 auch der weltweiten «Vogue» hat ihr Aussehen seit Jahrzehnten nicht verändert: Kurzer Bob mit Pony, Sonnenbrille und körpernah geschnittene Kostüme dienen der heute 75-Jährigen als eine Art Uniform in der wechselhaften Welt der Mode.

Typisch Wintour sind auch: grosse Ketten, gemusterte Stoffe und sehr viel Pelz, Peta-Protesten zum Trotz. Und auch wenn die Macht der Zeitschrift durch Tiktok und andere Social-Media-Kanäle in den letzten Jahren nachgelassen haben mag, gilt Wintour nach wie vor als absolute Instanz. Ihr Wort entscheidet über Karrieren, sie ist immer in illustrer Gesellschaft.

Wer ist sie wirklich?

Über den Charakter und das Privatleben von Anna Wintour ist wenig bekannt, auch durch Dokumentationen wie «The September Issue» (2009) und «In Vogue: The 90s» (2024) hat man nicht das Gefühl, ihr näherzukommen. Das Bild, das die meisten Menschen von ihr haben, wurde von einem fiktiven Film geprägt: «The Devil Wears Prada», basierend auf dem teilweise autobiografischen Roman von Lauren Weisberger, erzählt die Geschichte einer unmodischen, aber klugen jungen Frau, welche unter einer absurd anspruchsvollen, gefühlskalten Chefredaktorin eines Modemagazins zu leiden hat. Als Vorbild dieser von Meryl Streep gespielten Antagonistin gilt Anna Wintour. Auch ihr jahrelanger Vertrauter André Leon Talley liess in seiner Biografie «The Chiffon Trenches» (2020) kein gutes Haar an ihr.

Wintour äussert sich nicht zu solchen Vorwürfen. Aufgewachsen ist die 2017 geadelte Britin in einem medienaffinen Umfeld als Tochter des Herausgebers des «Evening Standard» und Bonustochter der Herausgeberin zweier Zeitschriften. Sie entschied sich schon als Teenager für eine Karriere in der Modebranche und begann eine Ausbildung bei Harrods. Mit 20 Jahren folgte 1970 die erste Anstellung bei «Harper’s Bazaar». Zur «Vogue» kam sie 1986. Und blieb.

Unter ihrer Leitung rückte die Mode wieder ins Zentrum des Blattes. Sie förderte aufstrebende Designer wie Michael Kors, John Galliano, Proenza Schouler, unter anderem mit dem von ihr gegründeten CFDA/Vogue Fashion Fund. Wintour ist zudem Kuratorin des Metropolitan Museum of Art in New York. Immer wieder werden Gerüchte um ihren Rücktritt laut. Aber Anna Wintour ist immer noch da.

Mit Pelz, Bob und Brille: Anna Wintours modischer Nicht-Wandel im Laufe der Jahrzehnte

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