Appenzell Innerrhoden war 1990 der letzte Kanton, der das Frauenstimm- und -wahlrecht einführte, und nun auch der letzte Kanton, der zum ersten Mal eine Frau Landammann wählt.

nad. Am 27. November 1990 wurde im Kanton Appenzell Innerrhoden Geschichte geschrieben: Nach einem Entscheid des Bundesgerichts musste der Halbkanton gegen den Willen seiner Stimmbürger das Frauenstimm- und -wahlrecht auf kantonaler Ebene einführen. Als letzter Kanton der Schweiz.

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Noch im Frühjahr des gleichen Jahres hatte es an der Landsgemeinde zum sechsten Mal geheissen: «Das zweite Mehr ist das grössere Mehr: Das Frauenstimmrecht ist abgelehnt.»

Nun, beinahe 35 Jahre später, schreiben die Appenzeller erneut Geschichte – diesmal aus eigenem Willen: Mit Angela Koller (Mitte) wählen sie erstmals eine Frau in das Amt des Landammanns.

Frau stillstehender Landammann

Die 41-jährige Rechtsanwältin Angela Koller setzte sich gegen Pius Federer, Daniel Brülisauer und Marco Knechtle durch. Sie ist die vierte Frau überhaupt, die je in die Innerrhoder Kantonsregierung gewählt wurde. Und noch einen weiteren Meilenstein erreichte man an dieser Landsgemeinde in Appenzell: Mit Koller und Monika Rüegg-Bless, die 2020 als Frau Statthalter gewählt wurde, verfügt die siebenköpfige Kantonsregierung zudem erstmals über mehr als eine Frau in ihren Reihen.

Koller, Grossrätin und ehemalige Präsidentin des Arbeitnehmerverbandes, wird zunächst das Amt der stillstehenden Frau Landammann übernehmen. Geführt werden Landsgemeinde und Standeskommissionssitzungen aber vom regierenden Landammann. Dieses Amt übernimmt Roland Dähler (parteilos). Er war bereits Teil der Standeskommission, wie die Kantonsregierung in Appenzell Innerrhoden heisst.

Die beiden Landammänner wechseln sich im Zweijahresrhythmus mit der Regierungsführung ab. Keller wird, wie es für den stillstehenden Landammann üblich ist, das Erziehungsdepartement übernehmen.

Eine berührende Rede

Nach dem Kanton Glarus, der 2008 mit Marianne Dürst seine erste Frau Landammann wählte, ist Appenzell Innerrhoden nun der letzte Schweizer Kanton, der zum ersten Mal eine Frau in dieses Amt befördert. Damit schliesst sich in der Ostschweiz nach 35 Jahren ein weiterer Kreis.

Zu den Ehrengästen dieser Landsgemeinde gehörten auch Bundesrat Beat Jans und seine Frau. Sie wurden vom abtretenden Landammann Roland Inauen begrüsst, der seine Eröffnungsrede als Plädoyer für Zusammenhalt und Fürsorge nutzte. «Die Welt gerät zunehmend aus den Fugen, weil ihr nicht nur Kriege und Katastrophen zusetzen, sondern auch demokratisch gewählte Regierungen, die ihre eigenen Grundlagen, Verfassungen und Gesetze mit Füssen treten», mahnte Inauen. Und: «Indem wir Empathie zeigen, zeigen wir Stärke.»

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