Samstag, September 28

William Anders war es an Heiligabend 1968 gelungen ein Foto der Erde zu schiessen, das die Sicht der Menschheit auf unseren Planeten für immer verändern sollte. Jetzt ist der ehemalige Astronaut bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen.

(dpa)

Der frühere US-Astronaut William Anders, dem eines der bekanntesten Fotos der Raumfahrtgeschichte gelang, ist tot. Er kam ums Leben, als ein von ihm gesteuertes Kleinflugzeug nordwestlich der US-Küstenmetropole Seattle ins Meer stürzte, wie US-Medien am Freitag unter Berufung auf seinen Sohn Greg berichteten. Anders wurde 90 Jahre alt. Er sei allein mit dem Flugzeug unterwegs gewesen, hiess es. Der Absturz werde von den Behörden untersucht.

Anders war 1968 Teil von «Apollo 8», dem ersten bemannten Flug zum Mond, allerdings ohne Landung. An Heiligabend gelang ihm das Foto «Earthrise» (Erdaufgang), auf dem im Vordergrund der Mond und im Hintergrund die quasi aufgehende Erde zu sehen ist. Das Foto veränderte die Sicht der Menschheit auf unseren Planeten. Es wurde zum Symbol für die Fragilität und Isolation der Erde und wird von vielen sogar als Auslöser für die Umweltschutzbewegung angesehen.

Dabei fand der berühmte Fotograf sein Bild einfach nur «schlecht». Es sei nicht ganz scharf, sagte Anders einmal der «Seattle Times». Aber der Anblick der kleinen, blauen Erdkugel, die hinter dem Horizont des grauen Mondes halb im Schatten liegt, habe auch ihn und sein Denken verändert: «Hier sind wir, auf einem unbedeutenden Planeten, der um einen nicht besonders bedeutenden Stern herumfliegt, in einer Galaxie von Millionen Sternen, die nicht bedeutend ist, wo es doch Millionen und Abermillionen von Galaxien gibt im Universum – sind wir also wirklich so bedeutend? Ich glaube kaum.»

Das berühmteste Souvenir der «Apollo 8»-Mission war nicht geplant: Fotos von der Erde – wie «Earthrise» – sollten die Astronauten gar nicht machen, sondern Bilder und Videos vom Mond. Schliesslich waren sie die Ersten, die dessen Rückseite zu sehen bekamen. Die Aufnahmen wurde für spätere Mondlandungen benutzt. «Ich bezeichne das immer als «ironisch»», sagte Anders der «Seattle Times». «Wir flogen hin, um den Mond zu entdecken. Aber was wir wirklich entdeckt haben, ist die Erde.»

«Anders hat der Menschheit eines der tiefgreifendsten Geschenke gemacht, die ein Astronaut geben kann», kommentierte Nasa-Chef Bill Nelson über die Online-Plattform X. «Er ist zur Schwelle des Mondes gereist und hat uns allen geholfen, etwas anderes zu sehen: uns selbst. Er verkörpert die Lektionen und das Ziel von Erkundung. Wir werden ihn vermissen.»

Nach seiner Karriere bei der Nasa arbeitete Anders unter anderem als Präsidentenberater, amerikanischer Botschafter und bei verschiedenen Kernenergie- und Luftfahrtunternehmen. Zuletzt lebte er auf den San Juan Inseln an der Nordwestküste der USA. Anders war verheiratet und hatte sechs Kinder.

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