Dienstag, Oktober 1

Die Arbeiten an Zürichs neustem Park auf dem Autobahndeckel im Norden der Stadt sind weit fortgeschritten.

Treffen sich die Bewohnerinnen und Bewohner von Schwamendingen in Zukunft im Überlandpark oder auf dem Überlandpark? Solche sprachlichen Feinheiten werden sich wohl erst noch einspielen. Mit Sicherheit ist es ein spezieller Ort, 8 Meter über dem Niveau des übrigen Quartiers, und hat etwas von der New Yorker High Line.

Die Zugänge über Rampen und Treppen weisen mit einem kräftigen Orange auf der Innenseite den Weg auf die Einhausung Schwamendingen. In eine Erholungslandschaft, die dereinst auch für Besucherinnen und Besucher attraktiv sein wird, die ausserhalb von Zürich Nord leben.

Doch bis es so weit ist, dauert es noch ein wenig. Der Überlandpark, benannt nach der Überlandstrasse, die in der Nähe vorbeiführt, wird erst im Mai des nächsten Jahres eröffnet. Grün Stadt Zürich hat am Dienstag den Medien jedoch schon einmal einen Einblick gegeben, was zu erwarten ist.

Aus Lärmschutz wird ein Park

Der Überlandpark ist so ungewöhnlich, wie die Konstruktion darunter für die Schweiz einmalig ist. Ende des letzten Jahrhunderts war absehbar, dass Schutzmassnahmen gegen den Lärm, den täglich über 100 000 Fahrzeuge auf der Autobahnzufahrt in die Stadt verursachen, unumgänglich sind. In Schwamendingen kam vor 25 Jahren der Vorschlag auf, die ganze Strasse «einzupacken», und das Quartier setzte ihn beharrlich durch.

Die Gestaltung dieser Betonbox durchlief verschiedene Phasen. Anfänglich war ein regelrechter Hügelzug vorgesehen. Die Variante wäre zu schwer geworden. Unter der Autobahn verläuft auch noch der Tunnel des Trams nach Schwamendingen.

Dann war eine einfache Begrünung mit wenigen Wegen vorgesehen. Die Einhausung sollte ja zwei Zwecken dienen: vor Lärm schützen und das geteilte Quartier verbinden. Schliesslich reifte die Idee eines eigentlichen Parks, fast einen Kilometer lang und etwa 30 Meter breit, die 2021 in einer unbestrittenen Volksabstimmung eine klare Mehrheit fand.

Im äusseren Teil gegen Aubrugg ist die Begrünung schon weit fortgeschritten. Hier zeigt sich auch, wie sich der Garten- und Landschaftsbau verändert. Keine schönen, aber aufwendig zu pflegenden Rabatten mehr, sondern ein wildes Durcheinander von zahlreichen unterschiedlichen Pflanzen. Und doch ist eine ordnende Hand zu erkennen. In einem grossen Feld dominieren Blautöne, von einer hellen Distel bis zu einer violetten Iris. Jeder Abschnitt des Überlandparks soll jeweils durch eine Farbe geprägt sein.

Die Pflanzen sind so ausgewählt, dass sie möglichst ohne Bewässerung auskommen. Jetzt, in der zweijährigen Anwachsphase, ist das noch anders. In den letzten Wochen hat sich das Giessen jedoch erübrigt. Für die Bäume steht nur begrenzt Erdreich zur Verfügung, maximal etwa 80 bis 90 Zentimeter. Deshalb wählte man sogenannte Flachwurzler aus. Die meisten befinden sich derzeit aber noch in der Baumschule.

Ökologie und Biodiversität werden grossgeschrieben. Auf der ganzen Länge des Parks gibt es eine Art Trockenmauer, gebildet aus Betonelementen mit Bienensand dazwischen, wo sich Insekten einnisten können. Der Überlandpark werde wahrscheinlich zum grössten Bienenhotel weit und breit, sagte Silvan Durscher, Projektleiter bei Grün Stadt Zürich. Hummeln und Wildbienen haben den Park bereits entdeckt. In den Büschen zwitschern Vögel.

An zahlreichen Stellen durchziehen längliche Gruben die Anlage, angefüllt mit sogenanntem Totholz, das in Wahrheit Lebensraum für Tiere bietet. Später bei der Pflege des Parks werden die Mulden mit abgeschnittenen Ästen aufgefüllt, die man verrotten lässt. Auch das ist ein Ausdruck, der nur aus der Vergangenheit einen negativen Beiklang hat.

Bild links: Die Zugänge weisen mit einem kräftigen Orange auf der Innenseite der Rampen und Treppen den Weg auf die Einhausung. Bild rechts: Totholz an zahlreichen Stellen bietet Lebensraum für Tiere.

Die Kletterpflanzen an der Aussenwand haben bereits eine ansehnliche Höhe erreicht, eine Unterführung verbindet das Quartier.

Weitere Zugänge zum Park

Der Park bietet künftig auch viel für den Menschen. Die gut 20 auffälligen, würfelförmigen Aufbauten gehören jedoch nicht dazu. Sie dienen der Entrauchung, falls es in der Einhausung einmal brennt, was hoffentlich niemals geschehen wird.

Über die Anlage verteilt sind Sitzbänke. Die Kieswege stehen auch Velofahrern offen, doch für Eilige entsteht auf beiden Seiten ein kreuzungsfreier Radweg. Für den Pavillon, den das Quartier wünschte, ist das Holz im letzten Winter in den Zürcher Wäldern geschlagen worden. Auch ein Brunnen ist bereits vorhanden und verschiedene Spielplätze mit Klettergeräten.

Aber eben: Eröffnet wird der Park erst im Mai 2025 mit einem Volksfest. Das Datum steht noch nicht fest, man sucht noch nach einem Termin, an dem Bundesrat Albert Rösti Zürich besuchen kann. Es geht ja um ein Bauwerk des Bundes. Der seltsame Begriff Einhausung werde aber verschwinden, sagte der Projektleiter Rolf Eberle vom Bundesamt für Strassen. In Zukunft heisst der ganze 1,7 Kilometer lange Abschnitt Schöneichtunnel – wie schon seit fünfzig Jahren der obere Teil.

Der Überlandpark aber wird noch lange wachsen und sich dabei wandeln. Auf beiden Seiten kündigen sich die Veränderungen im Quartier an. Das frühere Gebäude des Autoimporteurs Amag wird gerade abgerissen. Hier entsteht eine erste neue Wohnüberbauung. Weiter unten beim Dreispitz ragen die Bauprofile eines neuen Projekts der Baugenossenschaft Asig in die Höhe.

Die Bauherrschaften haben die Möglichkeit, ihre Häuser so zu planen, dass auf einer Höhe von 8 Metern ein Brückenschlag direkt auf den Überlandpark möglich ist. Diese Zugänge müssen der Allgemeinheit offenstehen. Laut Grün Stadt Zürich ist das Interesse da. Zusätzlich können so bis 30 Brücken zum Park entstehen.

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