Freitag, November 15

Wem gehört die Armbanduhr, die Yoko Ono ihrem Mann, dem verstorbenen Beatle John Lennon, zum 40. Geburtstag schenkt? Das war Gegenstand eines jahrelangen Rechtsstreits. Nun hat das Schweizer Bundesgericht ein endgültiges Urteil gefällt.

Eine seltene Luxusuhr, die Yoko Ono ihrem Ehemann, dem Beatles-Musiker John Lennon, kurz vor dessen Tod schenkte, ist Gegenstand eines jahrelangen Rechtsstreits gewesen. Dieser endete nun mit einem Urteil des Schweizer Bundesgerichts und einem Erfolg für Yoko Ono. Das Gericht befand, dass Lennons Witwe Yoko Ono rechtmässige Besitzerin der Uhr sei, die ihr gestohlen wurde – und nicht ein Italiener, der die Uhr vor Jahren gekauft hatte und sie später einem Genfer Auktionshaus vorlegte.

Doch wie war die Uhr überhaupt unter den Hammer gekommen? Die Geschichte dahinter gleicht einem Krimi.

Ein Geschenk zum 40. Geburtstag

Die japanisch-amerikanische Künstlerin Yoko Ono hatte die Uhr ihrem Partner John Lennon zu dessen 40. Geburtstag am 9. Oktober 1980 geschenkt – zusammen mit einer selbstgestrickten Krawatte. Bei der Uhr handelte es sich um eine Patek 2499: ein sehr seltenes Modell, das zwischen 1952 und 1985 in nur 349 Exemplaren hergestellt wurde. Yoko Ono hatte die Uhr bei Tiffany’s an der Fifth Avenue in New York gekauft für 25 000 Dollar. Heute ist die Uhr laut Schätzungen mindestens 4 Millionen Franken wert.

Auf der Uhr hat sie den Schriftzug «(Just like) Starting Over / Love Yoko» eingravieren lassen. Auf Deutsch: «(Fast wie) ein Neubeginn». Das Paar hatte gerade wieder zusammengefunden nach einer Trennungsphase, in der beide andere Liebhaber gehabt hatten. Doch ihr wiedergefundenes Glück währte nur kurz – zwei Monate nach seinem runden Geburtstag wurde Lennon erschossen.

Was danach mit der Uhr geschah, hat der Autor Jay Fielden für das Magazin «New Yorker» in mehr als zwei Jahren recherchiert. Er fand heraus, dass die noble Patek rund 25 Jahre in einer Wohnung von John Lennon gelegen hatte. Von ihrer Existenz wussten nur ein paar Familienmitglieder und enge Freunde.

Doch dann wurde die Uhr gestohlen. Yoko Ono bemerkte den Diebstahl erst mehrere Jahre später.

Koral Karsan, der ehemalige Bodyguard und Chauffeur von Yoko Ono und auch ihr Liebhaber, hatte die Uhr 2005 zusammen mit anderen Dingen aus John Lennons Besitz mitgehen lassen. Karsan war wohl wütend gewesen, weil er zuvor von seiner Chefin entlassen worden war. Er versuchte auch, Yoko Ono zu erpressen, indem er ihr mit der Veröffentlichung von intimen Bildern drohte und laut Yoko Ono angeblich auch mit der Ermordung ihres Sohnes. Yoko Ono zeigte Karsan wegen des Erpressungsversuchs an.

Nach der Verurteilung wurde Karsan in sein Herkunftsland Türkei ausgeschafft. Die Uhr nahm er mit, der Diebstahl blieb vorerst unentdeckt.

In den nuller Jahren entstand in den sozialen Netzwerken eine Fangemeinde, die sich für die Uhren von Prominenten begeisterte. Damals tauchte unter anderem ein Bild von Picasso auf, der ein Jaeger-Le Coultre trägt. Oder auch ein Bild vom kubanischen Revolutionär Fidel Castro mit zwei Rolex-Uhren am Arm. 2011 tauchten zwei Schnappschüsse auf, die John Lennon mit seiner Patek Philippe zeigten.

Der Ex-Bodyguard Karsan verkaufte einem Freund in Berlin einige der gestohlenen John-Lennon-Devotionalien, um an Geld zu kommen. Besitztümer von Lennon sind unter Sammlern heiss begehrt – kürzlich wurde eine seiner Gitarren für rund 3 Millionen Dollar versteigert. Dieser Freund bot im Jahr 2013 die Patek 2499 einer neu gegründeten digitalen Auktionsplattform namens Auctionata an. Die Betreiber liessen sich versichern, dass Karsan und dessen Freund rechtmässig in den Besitz der Lennon-Stücke gekommen seien. Karsan, der für die Übergabe der Uhr extra nach Berlin flog, bestätigte in einem notariellen Dokument, dass Yoko Ono ihm 2005 die Patek geschenkt haben soll.

Ganz wohl dabei war den Mitarbeitern des Auktionshauses doch nicht, weswegen sie die Uhr nicht öffentlich zur Versteigerung anboten, sondern nach einem privaten Käufer suchten. Im März 2014 kaufte ein in China lebender italienischer Sammler die Uhr. Er versicherte, die Uhr würde in seinem Besitz bleiben. Doch nur Monate später bat der Italiener bei der Genfer Filiale des Auktionshauses Christie’s um eine Schätzung ihres Werts.

Im Rahmen des Bewertungsverfahrens kontaktierte Christie’s den Anwalt von Yoko Ono. Dieser wiederum informierte seine Klientin, die die Uhr sicher in der Wohnung ihres verstorbenen Gatten gewähnt hatte.

Es folgte ein mehrjähriger Rechtsstreit, die Uhr lag derweil in einem Genfer Safe. Der italienische Sammler argumentierte, er habe die Uhr rechtmässig in gutem Glauben erworben. Ein Gericht aber gab Yoko Ono 2022 in erster Instanz Recht und bestätigte sie als alleinige Eigentümerin.

Die Berufungen blieben erfolglos

Der italienische Sammler ging in Berufung, erlitt aber 2023 vor dem Kantonsgericht Genf ein weitere Niederlage. Dann zog er vor das Bundesgericht, wo er nun endgültig abgeschmettert wurde.

Das Bundesgericht argumentierte, dass es unbestritten sei, dass die Uhr nach John Lennons Tod in Yoko Onos Besitz überging. Daher durfte das Genfer Gericht «willkürfrei» davon ausgehen, dass die Uhr vom Ex-Chauffeur gestohlen wurde. Nichts spreche dafür, dass Yoko Ono die Uhr dem Chauffeur habe schenken wollen. Der Weg ist nun frei, dass die Uhr zurück an Yoko Ono übergeben werden kann.

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