Dienstag, Oktober 22

Beim britischen Spiel Conker muss man die Kastanie des Gegenspielers zerschmettern. Dieses Jahr gab es bei der Weltmeisterschaft einen schlimmen Verdacht: Hat sich der Gewinner mit einer Kastanie aus Stahl zum Sieg gemogelt?

Es war sein erster Sieg, seit er vor knapp fünfzig Jahren zum ersten Mal am Wettbewerb teilgenommen hatte. Am Sonntag vor einer Woche gewann der 82-jährige David Jakins die Weltmeisterschaft im Conker, dem Kastanienschlagen, im britischen Städtchen Southwick. Er wurde zum «King Conker» gekrönt.

Doch schon kurz nach seinem lang ersehnten Triumph wurden Betrugsvorwürfe laut. Jakins habe im Final eine Kastanie aus Stahl benutzt. Der Fall sorgte in Grossbritannien für Schlagzeilen und heitere Einschätzungen. Auch internationale Medien berichteten. Inzwischen wurde Jakins entlastet.

Kastanie gegen Kastanie

Doch von Anfang an: Conker, das ist in Grossbritannien ein beliebter Traditionssport. Erstmals erwähnt wird das Spiel Mitte des 19. Jahrhunderts. Die Regeln sind simpel. Zum Spielen benötigt jeder Spieler eine Kastanie mit einem gebohrten Loch. Darin wird ein Schuhbändel eingefädelt.

Angetreten wird eins gegen eins. Ein Spieler lässt seine Kastanie am ausgestreckten Arm herunterbaumeln, der Gegenspieler darf mit seiner Kastanie zuschlagen. Das Ziel ist, die gegnerische Kastanie zu zerschmettern. Haut ein Spieler daneben, ist der Gegenspieler an der Reihe. Kastanien, die von der Schnur fliegen, dürfen wieder befestigt werden. Verheddert sich die am Schuhbändel befestigte Kastanie dreimal mit der des Gegenspielers, wird man disqualifiziert.

Conker wird von Schulkindern auf dem Pausenplatz gespielt. Doch es gibt auch ernstere Wettkämpfe. Seit 1965 finden in Southwick die Conker-Weltmeisterschaften statt. Dieses Jahr nahmen 256 Personen am Wettbewerb teil. 2000 Zuschauer spornten die Teilnehmer an. Wer gewinnt, erhält eine Krone – natürlich geschmückt mit Kastanien. Im Rahmen der bisherigen Turniere wurden laut den Organisatoren mehr als 400 000 Pfund für wohltätige Zwecke gesammelt.

Dieses Jahr setzte sich der 82-jährige David Jakins im Final der Männer gegen einen 23 Jahre alten Konkurrenten durch. Doch dieser witterte nach der Partie «foul play», also Betrug. Er sagte laut der Zeitung «Telegraph»: «Meine Kastanie löste sich nach einem Schlag auf. Das passiert einfach nicht.» Er wandte sich an die Organisatoren.

Untersuchung nach Betrugsvorwürfen

Tatsächlich führte Jakins am Turniertag eine Kastanie aus Stahl mit sich. Diese habe er aber nur aus Spass dabei, verteidigte er sich. Er habe sie nicht in den Wettkämpfen benutzt. Fotos der deutlich schwereren Stahlkastanie zeigen, dass sie wie eine echte Kastanie lackiert ist.

Belastend kam hinzu, dass Jakins im Vorfeld an der Auswahl der Wettkampfkastanien beteiligt war. Für das Turnier wurden 3500 Kastanien ausgewählt. Vor einer Partie ziehen die Teilnehmer die Kastanie, mit der sie antreten, blind aus einem Sack. Jakins wurde verdächtigt, die Schnüre von besonders harten Kastanien markiert zu haben. Beide Vorwürfe zusammen wogen schwer genug, dass die Organisatoren eine Untersuchung starteten.

Die Untersuchung wurde am Sonntag abgeschlossen. Für die Organisatoren ist klar, dass Jakins nicht betrogen hat. «Wir haben Fotos und Videos der Wettkämpfe studiert, Kampfrichter befragt und die von Jakins verwendeten Kastanien untersucht», sagte ein Sprecher der Organisatoren dem «Guardian». Es hätten keine Hinweise dafür gefunden werden können, dass Jakins eine Stahlkastanie benutzt oder die für das Turnier ausgewählten Kastanien manipuliert habe.

«Wir bei den Conker-Weltmeisterschaften schummeln nicht»

Jakins ist erleichtert, wie er dem «Daily Star» sagte. Er habe eine stressige Woche hinter sich. «Wir bei den Conker-Weltmeisterschaften sind Gentlemen, und wir schummeln nicht», sagte er der Zeitung. «Ich habe jahrzehntelang gespielt und geübt. So habe ich gewonnen.»

Traditionell treten bei den Conker-Weltmeisterschaften in Southwick zum Schluss die Gewinner des Frauen- und des Männerturniers gegeneinander an. Hier unterlag der Veteran Jakins der Amerikanerin Kelci Banschbach, die das Spiel erst seit einem Jahr spielt.

Wem das traditionelle Turnier in Southwick zu orthodox ist, der wird übrigens in Peckham im Süden von London fündig. Dort findet gleichzeitig ebenfalls ein Conker-Turnier statt. Hier ist es erlaubt, die eigene Kastanie erst im Ofen zu backen oder in Essig einzulegen. Andere überziehen die Kastanie mit Leim oder Nagellack, damit sie besonders hart wird. Jakins mit seiner Stahlkastanie wäre hier auf jeden Fall sehr willkommen.

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