Dienstag, Oktober 8
Wanderung

Heinz Staffelbach


Säntis-Nordwand

Berufliche Ambitionen und solche beim Wandern haben oft etwas gemeinsam: Es soll nach ganz oben gehen. Bei dieser Tour im Appenzellerland führt der Weg dorthin durch Alpweiden und über eine Leiter.

Manche zieht es mächtig hoch auf der Karriereleiter. Gerne sind sie möglichst steil unterwegs – und natürlich möglichst schnell. Denn oben winken ja diverse Errungenschaften mit Glanz und Grösse, ein rasenumsäumtes Haus vielleicht, ein grosser Wagen oder ein volles Schliessfach.

Eine passende Wanderung für die Ambitionierten unter uns ist der Aufstieg von der Schwägalp auf die Tierwis, mitten durch die steile Säntis-Nordwand. Ideal: Die erste halbe Stunde steigt man durch Alpweiden hoch, perfekt, um sich an das Steigen auf der Leiter zu gewöhnen. Dann wird’s ruppiger – so ist das halt auf dem Weg nach oben –, und stellenweise fühlt es sich beinahe an, als könne man denen unter uns auf die Schulter treten, während die Schuhsohlen derer vor uns einem beinahe vor der Nase sind.

Nach etwa 700 Metern Aufstieg hat man es geschafft und steht ganz oben im Glanz der Sonne – und wird vielleicht begrüsst von einem Appenzeller Spitzhaubenhuhn, das vor dem Berggasthaus Tierwis auf der Suche nach Krümeln um die Füsse der Gäste tippelt, oder von einer der drei Katzen, die es auf Mäuse rund ums kleine Berghaus abgesehen haben.

Zerfressene Kalkplatten und wilde Zacken

Kurz: Der Aufstieg ist steil, felsig und stellenweise ausgesetzt, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind Voraussetzung, und es ist besser, diesen Aufstieg nur bei trockenen Verhältnissen anzugehen. Mehr Musse kann man sich dann beim Abstieg zur Fliser-Thurwis gönnen. Der Weg, der sich stellenweise durch tief zerfressene Kalkplatten schlängelt, die Sicht auf die wilden Zacken um Gir und Hundstein und schliesslich die ganze Churfirstenkette unter der nachmittäglichen Sonne, all das macht den Abstieg ausserordentlich eindrücklich.

Beim Punkt 1262 m oberhalb der Fliser-Thurwis verzweigt sich der Weg. Rechts auf der Strasse bleibend, könnte man nach Unterwasser absteigen; das würde eine Tour von etwa 5½ Stunden ergeben. Schneller erreicht – dafür mit einem kurzen Gegenaufstieg – ist die Bergstation Gamplüt. Wichtig: Die letzte Bahn fährt um 16 Uhr 30.

Koordinaten

Start

Schwägalp, Säntis-Schwebebahn

Route

via Berggasthaus Tierwis und Gerstei nach Gamplüt; 9,9 km, je 910 m Auf- und Abstieg, etwa 5 Std., Schwierigkeit T3

Verpflegung

Schwägalp, Tierwis, Gamplüt

Karte

1:25 000, Blätter 1114, 1115, 1134 und 1135; 1:50 000, Blätter 227 und 237

Infos

appenzellerland.ch, toggenburg.swiss

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