Nach Jahren mit zweistelligen Wachstumsraten hat der weltgrösste Luxuskonzern im vergangenen Jahr stagniert. Aber der LVMH-Chef Bernard Arnault ist zuversichtlich für 2025.
«Ausnahmsweise werde ich Ihnen keine Rekordergebnisse vorlegen.» Mit diesen Worten leitete Bernard Arnault, CEO und Verwaltungsratspräsident des weltgrössten Luxusgüterunternehmens, am Dienstagabend die Präsentation der Jahresergebnisse 2024 ein. Doch er sei zuversichtlich. Der Geschäftsverlauf sei solide gewesen.
LVMH, der Konzern hinter Marken wie Louis Vuitton, Dior, Tiffany, Bulgari und TAG Heuer, spürt wie die gesamte Luxusindustrie die wirtschaftliche Flaute in China. Allerdings auf hohem Niveau: Der Umsatz blieb mit 84,7 Milliarden Euro (–2 Prozent) nur wenig unter dem Vorjahr, das ein Rekordjahr gewesen war. Auf organischer Basis – also bereinigt um Währungseffekte und Veränderungen im Konzernportfolio – legten die Erlöse sogar um ein Prozent zu. Auch im Schlussquartal erzielte der Konzern ein organisches Umsatzplus von 1 Prozent und übertraf damit die Markterwartungen.
Beim Gewinn waren die Einbussen deutlicher. Der Betriebsgewinn sank von 22,6 Milliarden auf 18,9 Milliarden Euro (–16 Prozent), der auf die Anteilseigner entfallende Nettogewinn schrumpfte um 17 Prozent auf 12,5 Milliarden Euro. Dahinter standen laut Arnault auch Sonderaufwendungen wie etwa die Olympischen Spiele. LVMH hat laut Medienberichten 150 Millionen Euro investiert, um Medaillen zu entwerfen und Frankreichs Sportler auszustatten.
Parfums als Wachstumstreiber
Besonders schleppend liefen die Verkäufe im Segment Wein und Spirituosen. LVMH besitzt unter anderem Moët & Chandon und Hennessy. Der Umsatz in diesem Bereich schrumpfte um 11 Prozent, was laut Arnault vor allem auf den Cognac-Absatz zurückzuführen sei. Er rechne damit, dass das Geschäft in zwei Jahren wieder normal laufe. Sein Finanzchef Jean-Jacques Guiony und sein Sohn Alexandre, der Anfang 2024 von Tiffany zu Moët Hennessy wechselte, sollen das Ruder herumreissen.
Auch der grösste Geschäftsbereich, Mode und Lederwaren, verzeichnete ein Minus von 3 Prozent. Louis Vuitton und Dior, die beiden wichtigsten Marken, generierten zwar weiterhin hohe Umsätze, blieben jedoch hinter dem Vorjahr zurück. Dafür legten einige kleinere Marken wie Loro Piana zweistellig zu.
Zuwächse gab es hingegen im Segment Parfum und Kosmetik. Arnault hob mehrfach die beiden Dior-Düfte Sauvage und Miss Dior hervor. Zudem bleibt die Beauty-Kette Sephora eine Erfolgsgeschichte: Seit der Übernahme durch LVMH 1998 hat sich der Umsatz von damals 100 Millionen Euro laut Arnault verzehnfacht.
Tiffany wächst fast so stark wie Cartier
Für Vergleiche mit Schweizer Luxuskonzernen sind insbesondere die Sparten Uhren und Schmuck relevant. LVMH besitzt TAG Heuer, Hublot und Zenith sowie die Schmuckmarken Bulgari und Tiffany. In diesem Bereich besteht eine Konkurrenz mit Richemont, zu dem Cartier gehört. Richemont hatte vor kurzem im Schmuckgeschäft starke Zahlen präsentiert.
Bei LVMH lief es weniger dynamisch: Der Umsatz der Sparte sank um 3 Prozent, doch Arnault betonte, dass sich die Lage gegen Jahresende verbessert habe. Medienberichte über eine schwache Performance von Tiffany wies er als falsch zurück und hob hervor, dass das Schmuckhaus im Weihnachtsquartal um 9 Prozent gewachsen sei – fast so stark wie Cartier.
Lob für die USA
In der Fragerunde wurde Arnault auch auf die USA, Donald Trump und die Gefahr von Zöllen angesprochen. LVMH erwirtschaftet ein Viertel seines Umsatzes in den USA, und Arnault nahm mit zwei seiner Kinder an Trumps Amtseinführung teil. Er nutzte die Gelegenheit, um die französische Regierung zu kritisieren:: «Ich habe in den USA einen grossen Optimismus gespürt. Nach Frankreich zurückzukehren, war fast wie eine kalte Dusche.»
Der Steuerdruck in Frankreich sei mit 40 Prozent erheblich höher als in den USA, wo er bei 15 Prozent liege. Zudem erhielten Unternehmen in vielen amerikanischen Gliedstaaten Subventionen für neue Produktionsstätten. Da müsse man sich nicht wundern, wenn Unternehmen abwanderten. Auch die Rolle von Elon Musk sprach Arnault an: «Es braucht auch bei uns jemanden wie in den USA, der die Bürokratie ein wenig beschneidet.» Zum Thema Zölle wollte er sich nicht äussern.
Für 2025 zeigte sich Arnault optimistisch. Das Jahr sei gut gestartet, die USA boomten. In China dürfte die Erholung noch etwas andauern, doch er rechne damit, dass sich der Konsum in den nächsten zwei Jahren wieder normalisieren werde.