Donnerstag, Oktober 3

Die Zufahrt zum bald in Betrieb gehenden Velotunnel soll so sicherer werden.

Der über 30 Millionen Franken teure Velotunnel unter dem Zürcher Hauptbahnhof wird zwar wegen Verzögerungen erst nächstes Jahr eröffnet, aber die Zufahrt dazu wird schon ab Dienstag im grossen Stil umgestaltet: Auf der Kasernenstrasse in Richtung Sihlpost wird eine Autospur aufgehoben und zu einem 3,7 Meter breiten Velostreifen gemacht, wie das städtische Sicherheitsdepartement bekanntgibt.

Diese Massnahme soll die Sicherheit auf der Kreuzung Kasernenstrasse, Lagerstrasse und Gessnerbrücke erhöhen, die laut der Stadt bisher ein Unfallherd für Velofahrer war. Tatsächlich sind in den Jahren 2011 bis 2023 dort 20 Zwischenfälle registriert worden, wie eine Datenauswertung der NZZ zeigte. In der künftig entschärften Fahrtrichtung waren es deren sechs.

Für Velofahrer entfällt damit ein heikles Manöver auf dem Weg zur Rampe der Velostation am Hauptbahnhof, wo sich künftig die Zufahrt zum Tunnel befindet. Bisher mussten sie in dieser Fahrtrichtung vom Radweg an der Sihl auf die Kasernenstrasse einspuren und dann in die Mitte der beiden Fahrspuren einfädeln, während von hinten Autos herannahten. Neu gehört die rechte Spur ganz ihnen.

An der Kreuzung bekommen sie eine eigene Grünphase, während deren sie nicht nur geradeaus fahren, sondern auch in beide Richtungen abbiegen können. Die Autos, die mehrheitlich rechts über die Brücke Richtung Löwenplatz und Hauptbahnhof abbiegen, müssen so lange auf der linken Spur warten und dürfen erst fahren, wenn die Velos rot haben. Eine Lösung, die bislang in der Stadt ein Unikum darstellt.

Für Autos wird die Fahrspur geradeaus Richtung Sihlpost ersatzlos gestrichen. Sie führt allerdings seit Jahren nur noch in eine Sackgasse. Der Grund: Beim Bau der Rampe zur Velostation wurde die Weiterfahrt gesperrt und ein Grossteil der Parkplätze vor der Post, die früher auf diesem Weg erreichbar waren, fiel weg. Übrig blieben ein paar wenige – wer diese ansteuert, muss künftig einen weiten Bogen fahren.

Die Auswirkungen dürften aber vergleichsweise gering sein im Vergleich mit zwei anderen Spurabbauvorhaben der Stadt, die heftige Reaktionen auslösten: jene für die Thurgauerstrasse und die Bellerivestrasse. Beides sind Hauptachsen in die Stadt – von Opfikon und der Goldküste her –, die auf grosser Länge auf die Hälfte der Spuren reduziert werden sollen.

Im Fall der Bellerivestrasse wollte die Stadt dies nur «versuchsweise» tun, um Platz für einen Veloweg zu gewinnen. Weil der Kanton intervenierte, liegt der Fall jetzt beim Verwaltungsgericht. Auf der Thurgauerstrasse handelt es sich um mehr als einen Versuch: Ab 2026 soll definitiv in beiden Richtungen eine Spur zugunsten einer Velovorzugsroute weichen.

Auch der Velotunnel war einst fürs Auto gedacht

Auch der Velotunnel unter dem Hauptbahnhof, der im nächsten Frühjahr eröffnet werden soll, war einst Teil der geplanten Autoinfrastruktur durch die Stadt. Er war gedacht als Verbindungsstück der drei nie fertig gebauten Stadtautobahnen, die beim sogenannten «Ypsilon» in der Nähe des Platzspitzes zusammengeführt worden wären.

Als der Verein Pro Velo 2012 die Idee lancierte, den Tunnel fürs Velo zu nutzen, rechnete die Stadt noch mit Kosten im einstelligen Millionenbereich und einer Inbetriebnahme im Jahr 2014. Als die Stimmberechtigten das Projekt im Jahr 2021 schliesslich guthiessen, kostete es schon fast 28 Millionen Franken.

Vor einem Jahr sprach der Stadtrat dann weitere vier Millionen Franken, weil sich der Bau aufgrund zusätzlicher Sicherheitsmassnahmen weiter verteuerte. Im letzten Februar wurde dann bekannt, dass der Tunnel nicht wie geplant 2024 eröffnet werden kann, sondern erst im Frühling 2025.

Auf der Kasernenstrasse soll es schneller gehen. Der Spurabbau werde als «Sofortmassnahme» einem erst anstehenden Strassenbauprojekt vorgezogen, teilt die Stadt mit. Später sollen dann weitere Massnahmen folgen, um Verkehrskonflikte zwischen der Tramhaltestelle Sihlpost und dem Europaplatz, dem Zugang zur Europaallee, zu entschärfen.

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