Sonntag, November 17

Jedes Auto verliert an Wert – doch nicht jedes gleich schnell. Wer schon beim Kauf auf bestimmte Details achtet, kann beim Wiederverkauf deutlich höhere Preise erzielen.

Beim Kauf eines Neuwagens machen viele Menschen einen teuren Fehler: Sie denken nicht an den langfristigen Wert ihres Fahrzeugs. Besonders für Neuwagen gilt die altbekannte Garagisten-Weisheit: «Wenn du mit dem neuen Auto vom Hof des Händlers fährst, ist es nur noch die Hälfte wert».

Ganz so schnell geht es zwar nicht, aber Autos sind in der Tat meist eine miserable Geldanlage: Ein drei Jahre altes Fahrzeug ist im Schnitt gemäss dem Touring Club Schweiz (TCS) beim Verkauf etwa noch die Hälfte seines Listenpreises wert. In den darauf folgenden sieben Jahren beträgt der weitere Wertverlust «nur» noch rund 30 Prozent.

Entgegen der landläufigen Meinung sind also meist nicht die Sprit- oder Stromkosten, nicht die Versicherung, nicht die Steuern die grössten Geldvernichter beim Auto – sondern der Wertverlust.

100 000 Kilometer Laufleistung als kritische Marke

Wichtige Faktoren bei der Wertminderung sind das Baujahr und die Kilometerleistung. Es gilt die Faustregel: Je älter ein Auto ist und je mehr Kilometer es auf dem Tacho hat, desto höher ist der Wertverlust. Eine kritische Kilometermarke sollte sich dabei jeder Fahrzeughalter merken: Ab 100 000 Kilometer Laufleistung steigt der Wertverlust, weil ab dann meist wichtige und teure Instandhaltungsmassnahmen anstehen.

Gemäss der deutschen Allianz-Versicherung bleibt bei konstant guter Pflege der Restwert eines Fahrzeugs nach etwa zwölf Jahren stabil. Doch so lange werden viele Autos in der Regel gar nicht gehalten: In der Schweiz beträgt die durchschnittliche Haltedauer gemäss dem Branchenverband Auto Schweiz knapp zehn Jahre.

Wiederverkaufswert im Auge behalten

Wie sich der Restwert entwickelt, hängt neben der Kilometerleistung und dem Alter von vielen weiteren Faktoren ab. Dazu zählen Automarke und Modell, Ausstattung, Antriebsart, der allgemeine Zustand sowie Angebot und Nachfrage.

Wenig überraschend haben Unfallwagen einen besonders hohen Wertverlust – selbst wenn die Schäden sachgerecht repariert wurden. Bei E-Autos kommen noch die Faktoren Batteriekapazität, Reichweite und Ladegeschwindigkeit hinzu.

Auch Rabatte, wie sie beispielsweise Tesla immer wieder auf seine Neuwagen gewährt, drücken die Restwerte der bestehenden Flotte. Abschreibungen sind aber nicht alle Kosten eines Fahrzeugs über die gesamte Lebensdauer hinweg. Die Fahrzeugbetriebskosten setzen sich aus weiteren Elementen zusammen. Dazu gehören die Kosten für Treibstoff, Service und Reparaturen, Reifen, Versicherung sowie Garagierung.

Einfache Online-Vergleiche

Grundsätzlich ist es sinnvoll, bei jedem Auto auch die Unterhalts-, Versicherungs- und Treibstoffkosten für das Wunschmodell im Auge zu behalten. Mithilfe der Auto-Datenbank des Touring Clubs Schweiz (TCS) lassen sich die Betriebskosten eines Autos nach Marke, Modell und spezieller Ausstattung online ermitteln. Der TCS-Vergleich liefert pro Fahrzeug auch gleich eine Klima- und Energiebilanz mit.

«Exakte Auswertungen, wie viel Wert gebrauchte Autos nach bestimmten Jahren noch haben, hat der TCS aber nicht», sagt der Sprecher Marco Wölfli. Die Betriebskosten ermittelt der TCS basierend auf einer Haltedauer von acht Jahren, abhängig von der jährlichen Kilometerleistung.

Das chinesisch-schwedische Elektroauto «Polestar 2» in der Variante «Long Range Dual Motor Performance» mit Allrad-Antrieb kostet beispielsweise 65 400 Franken in der Grundausstattung. Die Betriebskosten belaufen sich bei einer Laufleistung von 15 000 Kilometern gemäss TCS pro Jahr auf 84 Rappen pro Kilometer. Die Annahme basiert auf einem Strombezug in der Stadt Zürich.

Beim vergleichbaren Modell «Tesla 3 Performance Allrad» für 60 990 Franken sind die Kilometerkosten fünf Rappen tiefer und liegen bei 79 Rappen. Gründe für den Unterschied sind der leicht höhere Kaufpreis beim Polestar sowie die Abschreibungen beziehungsweise die «Wertminderung». Sie betragen beim Modell Polestar gemäss TCS-Angaben 1962 Franken. Beim Tesla Modell 3 sind es mit 1830 Franken etwas weniger.

Tesla Modelle 3 und S mit besten Restwerten

Die Schweizer Occasions-Plattform Autoscout24 hat die Restwerte von verschiedenen E-Modellen zuletzt Ende 2023 verglichen. Die Erkenntnis: Nach einer vierjährigen Nutzungsdauer wiesen die beiden Tesla-Modelle 3 und S die besten Restwerte auf und landeten bei 47 Prozent des Neuwagenwerts. Das macht sie zu begehrten Gebrauchtfahrzeugen.

Modelle wie VW e-Golf, Skoda Enyaq iV, Hyundai Kona, Fiat 500e, Nissan Leaf und Renault Zoe hatten allesamt Restwerte zwischen 40 und 43 Prozent. Der Smart Fortwo hingegen wies nach vier Jahren nur noch etwa einen Drittel seines ursprünglichen Neuwagenpreises auf.

Schnelle Technologie-Alterung bei Elektroautos

Während bei herkömmlichen Verbrennern gemäss TCS primär die Abnutzung der mechanischen Teile den Preis bestimmt, ist es bei Elektroautos der Akku. Elektroautos der ersten Generation – also mit einem hohen einstigen Neupreis, einer geringen Reichweite von unter 300 Kilometern und einer langen Ladedauer – zeigen einen deutlich höheren Wertverlust.

Die Unterschiede bei der Höhe des Abschreibers sind – zumindest in Bezug auf die Treibstoffart – relativ klein: Gemäss einer Autoscout24-Untersuchung von 2023 näherten sich die Restwerte von Elektroautos nach drei bis vier Jahren immer stärker den vergleichbaren Verbrennern an. Verkäufer können somit über die Jahre hinweg mit soliden Preisen für ihre gebrauchten Stromer rechnen. Die durchschnittlichen Restwerte variieren jedoch stark je nach Marke, Modell, Kilometerleistung, Aufbau und Zubehör.

Hohe Wertverluste bei Luxusfahrzeugen

In der Regel haben Luxus- und Premiumfahrzeuge den grössten Wertverlust über ihre Laufzeit hinweg. Dies hat mehrere Gründe. Aufgrund der hohen Anschaffungspreise ist der absolute Wertverlust in den ersten Jahren signifikant. Luxusautos sind zudem oft mit der neuesten Technologie ausgestattet, die schnell veraltet. Zudem sind Instandhaltung und Reparaturkosten für Luxusfahrzeuge in der Regel höher, was den Wiederverkaufswert senken kann. Hinzu kommt, dass der Markt für gebrauchte Luxusfahrzeuge kleiner ist. Dies kann zu einem schnelleren Wertverlust führen, da die Nachfrage geringer ist.

Sich beim Kauf gut zu informieren, spart also Geld und erhöht die Zufriedenheit mit dem Fahrzeug. Es ist ratsam, verschiedene Marken und Modelle zu vergleichen, um die Preisentwicklung und Restwerte zu verstehen. Etablierte Hersteller mit guten Garantieleistungen haben oft bessere Restwerte als weniger bekannte Marken. Ein Fahrzeugwechsel lohnt sich gemäss TCS aber erst, wenn die Reparaturkosten und die dadurch erwartete Fahrzeitverlängerung grösser sind als der Wertverlust über den gleichen Zeitraum bei der Neuanschaffung eines Fahrzeugs.

So erzielt man beim Wiederverkauf den besten Preis

Restwert recherchieren und Restwert berechnen: Vor dem Kauf sollte man die Abschreibungsdaten verschiedener Modelle vergleichen. Wer den aktuellen Restwert seines Autos wissen will, kann ihn kostenlos unter https://my.autoscout24.ch/de/fahrzeugbewertung oder https://deinautoguide.de/ annähernd berechnen lassen.

Allradantrieb als Zusatznutzen: Ein Allradantrieb kann für Käuferinnen und Käufer einen so grossen Mehrwert darstellen, dass sie bereit sind, dafür einen höheren Preis zu zahlen.

Sich am Massengeschmack orientieren: Hinweise auf beliebte Modelle geben Verkaufsstatistiken unter https://www.auto.swiss/#statistics.

Bei E-Autos auf die Batterie achten: Elektroautos mit hoher Reichweite, schneller Ladefähigkeit und langer Herstellergarantie auf die Batterie sind wertstabiler als E-Autos ohne diese Eigenschaften.

Junge Gebrauchtwagen kaufen: Der Kauf eines sehr jungen Gebrauchtwagens kann eine gute Wahl sein. Der grösste Wertverlust tritt schliesslich oft in den ersten drei Jahren auf.

Laufende Wartung ist wichtig: Unfallfreie Fahrzeuge mit gepflegtem Innenraum, lückenlosem Serviceheft und aktuellem MFZ-Prüfbericht lassen sich in der Regel besser verkaufen. Es ist zu empfehlen, alle Reparaturen und Wartungsarbeiten möglichst von einer Markenwerkstatt durchführen zu lassen und die Belege aufzubewahren.

Auf die Autofarbe achten: Schwarz, weiss und grau – in dieser Reihenfolge – sind sehr gefragt. Wer andere Farben wählt, muss mit einem erschwerten Verkauf oder einem höheren Wertverlust rechnen.

Niedriger Verbrauch und geringe Servicekosten als Argumente: Ein niedriger Benzin- beziehungsweise Stromverbrauch, moderne Abgasnormen (mindestens Euro 5/6), niedrige Servicekosten und Kfz-Steuern sind gute Verkaufsargumente.

Den richtigen Verkaufszeitpunkt wählen: Clevere Autobesitzer verkaufen ihr Auto, bevor das gleiche Modell neu auf den Markt kommt. Manche Autos verkaufen sich je nach Jahreszeit besser oder schlechter. Cabrios sind im Frühjahr der Renner, Geländewagen und günstige «Winter-Occasionen» verkaufen sich im Herbst besser. Verkaufen Sie Ihr Auto auch besser kurz nach dem Vorführtermin («ab MFK»).

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