Montag, Oktober 7

Der Konflikt zwischen Bär und Mensch hat in Rumänien ein weiteres Todesopfer gefordert. In Bayern will es eine Politikerin gar nicht so weit kommen lassen und fordert eine bewaffnete Bärenpolizei.

ela. Für eine 19-jährige Frau hat die Wanderung in den rumänischen Karpaten tödlich geendet. Wie rumänische Medien berichten, wurde die 19-Jährige am Dienstagabend im Bucegi-Massiv südlich der Stadt Brasov von einem Bären am Bein weggezerrt. Ihr Freund informierte die Rettungskräfte. Diese konnten eine knappe Stunde später nur noch die Leiche der Frau aus einer 100 Meter tiefen Schlucht bergen. Sie wies Bissspuren am Bein und Rücken auf. Das äusserst aggressive Tier wurde laut den Berichten erschossen.

In Rumänien leben rund 8000 Bären

Es ist nicht der erste Angriff eines Bären in Rumänien. Geschätzt 8000 Braunbären leben dort, die zweitgrösste Population in Europa nach Russland. Die Koexistenz mit den Menschen verläuft schwierig. Die Tiere kommen aus den Wäldern und suchen in den Siedlungen der Menschen nach Futter, selbst um Grossstädte wie Brasov mit über 300 000 Einwohnern machen sie keinen Bogen. Junge Bären lernen von ihren Müttern, wie sie in Mülltonnen an Futter kommen.

Laut dem Umweltministerium wurden zwischen 2016 und 2021 über 150 Attacken auf Menschen registriert, wobei 158 Personen verletzt wurden. 14 Personen überlebten die Begegnung mit den Bären nicht. Es sind vor allem Bauern, Förster oder Hirten, die Opfer der Bären werden – oder eben Wanderer.

Der rumänische Umweltminister Mircea Fechet plädierte am Mittwoch für eine höhere Abschussquote für die Grossraubtiere. Diese liegt bei rund 200 Bären. Er selbst habe 500 Tiere jährlich gewollt, sagte Fechet. 2016 wurde die Trophäenjagd auf Bären verboten. Abschüsse sind seitdem – in Einklang mit der EU-Gesetzgebung – nur noch erlaubt, wenn ein Bär ein Menschenleben unmittelbar bedroht. Das Jagdverbot ist einer von mehreren Faktoren, die zu Problemen mit den Tieren führen.

Wildtierexperten plädieren dafür, dass die Tiere daran gehindert werden müssen, sich menschlich erzeugten Nahrungsquellen zu nähern. Das bedeutet unter anderem einen effektiven Herdenschutz, das Einzäunen von öffentlichen Abfallcontainern, kein Füttern der Bären zu touristischen Zwecken.

Bärenpolizei soll Tiere vergrämen und töten

In Bayern ist man von diesen Problemen weit entfernt. Doch nach zahlreichen Bärennachweisen im vergangenen Jahr fordert eine Landrätin aus dem Allgäu eine bewaffnete «Bärenbereitschaftspolizei». Die Einheit soll für die Vergrämung und Tötung von Bären zuständig und jederzeit einsatzbereit sein. Dies fordert Indra Baier-Müller von den Freien Wählern in einem Schreiben an ihren Parteifreund, den bayrischen Umweltminister Thorsten Glauber.

Im Ministerium reagiert man zurückhaltend. «Wichtig ist, dass bereits aufgrund der bestehenden Rechtslage im Ernstfall sehr schnell reagiert werden kann», sagte ein Ministeriumssprecher laut der Nachrichtenagentur DPA. In diesem Jahr gebe es keinen Nachweis eines Bären im Freistaat. Im Ernstfall kämen alle Massnahmen in Betracht. Das schliesse auch einen Abschuss ein. Das Bayerische Landesamt für Umwelt erwartet auch nicht, dass sich Bären dauerhaft in Bayern ansiedeln.

Die Tiere, die im vergangenen Jahr gesichtet wurden, stammten vermutlich aus der italienischen Region Trentino. Während ihrer Wanderung in den Alpen sind sie wohl zeitweilig nach Bayern gekommen. Im Trentino leben derzeit rund hundert Tiere, nachdem ihre Ansiedlung gezielt gefördert worden ist. Im Frühjahr 2023 tötete dort die Bärin JJ4 einen jungen Jogger, zuvor hatte sie bereits einen Wanderer angegriffen. Forstexperten forderten den Abschuss der Bärin, doch ein Gericht untersagte dies. Mittlerweile lebt JJ4 in einem Bärenpark im Schwarzwald. Seit März ist es im Trentino erlaubt, jährlich bis zu acht Bären abzuschiessen.

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