Games, bei denen man aus der Spielerperspektive um sich schiesst, haben ungeahnte Vorteile.
Ballern – aus der eigenen Perspektive: Bei einem Ego-Shooter-Game geht es darum, mit Granaten, Sturmgewehren und anderen Knarren um sich zu feuern, andere zu töten und selbst am Leben zu bleiben. Dabei nimmt man radikal den Blickwinkel der Spielerfigur ein, verschmilzt geradezu mit ihr, schaut auf die Spielwelt, als wäre man selbst die tötende Person, sieht von ihr nur die Knarre in der rechten Hand – so als würde man die Waffe selbst halten. Und dann drückt man ab. Wieder und wieder.
Man könnte behaupten, es sei ein stumpfsinniges Unterfangen, Ego-Shooter zu spielen. So viel rohe Gewalt, so viel Aggression in dieser kriegerischen Welt, immer nur abdrücken und töten – das kann den eigenen Geist doch gar nicht voranbringen. Und tatsächlich polarisieren diese Spiele seit Jahren, vor allem, weil sie als gewaltverherrlichend gelten. Doch so einfach ist die Sache nicht. Forscher haben herausgefunden, dass ausgerechnet Ballerspiele einige Vorteile haben.
Gamer sind besonders fokussiert
Wer regelmässig zockt, hat laut der Genfer Neurowissenschafterin Daphné Bavelier zum Beispiel ein besseres Sehvermögen als Menschen, die ihre Zeit nicht mit Computerspielen verbringen. Gamer konnten beispielsweise kleinere Schriften lesen als Menschen, die nicht am Computer spielen. Sie sind ausserdem fokussierter als Nicht-Gamer.
Die Wissenschafterin bilanziert in einer ihrer Veröffentlichungen, dass die actionreichen Spiele besonders gute Voraussetzungen mitbringen, um das Hirn zu schulen. Der Spieler muss jederzeit den gesamten Bildschirm im Auge behalten und in der Lage sein, seine Aufmerksamkeit schnell dorthin zu verlagern, wo etwas Wichtiges geschieht.
Logisch eigentlich, denn würden die Ballerspieler nicht gut genug aufpassen, wäre das ihr schneller Tod – zumindest im Spiel. Diese sogenannte geteilte Aufmerksamkeit wechselt ab mit der fokussierten Aufmerksamkeit, wenn der Spieler zielt und schiesst. Hilfreich für das Schulen der kognitiven Fähigkeiten sei dabei, dass der Spieler unter Zeitdruck stehe und Entscheidungen schnell fällen müsse.
Für die Wissenschaft lässt Daphné Bavelier auch Menschen gamen, die dies sonst eigentlich nicht tun. Tauchen diese Personen ein paar Wochen lang jeden Tag für bis zu eine Stunde in die Ego-Shooter-Welt ab, dann verbessern sich die genannten Fähigkeiten. Es ist also gar nicht nötig, jahrelang und in jeder freien Minute zu zocken, um zu profitieren. Im Gegenteil, die Dosis macht auch beim Computerspielen das Gift.
Positive Resultate aus Studien sollten deshalb keine Rechtfertigung sein, endlos zu gamen, schreibt Bavelier in einer wissenschaftlichen Untersuchung. Denn zu viel Spielen sei kontraproduktiv. Wer als Ego-Shooter in die virtuelle Welt abtaucht, schult nur bestimmte Fähigkeiten, andere liegen brach. Schulische Bildung, Sport an der frischen Luft, soziale Interaktion, genügend Schlaf und vieles andere braucht der Mensch ebenfalls in ausreichendem Mass, um seine kognitiven Fähigkeiten auszuschöpfen.
Ein Artikel aus der «»