Donnerstag, Oktober 3

Zwar belasten die explodierenden Kakaopreise die Bilanz stärker als angenommen. Der weltgrösste Schokoladenproduzent überrascht jedoch mit solidem Wachstum und macht Hoffnung auf Besserung.

Barry Callebaut zeigt mit ihren heute Mittwoch vorgelegten Halbjahreszahlen, dass sie bisher erfolgreich durch die Krise manövriert und beweist ihre starke Marktposition. Trotz des rückläufigen globalen Schokoladenmarkts und explodierender Kakaopreise hat der Konzern zwischen September 2023 und Februar 2024 das Verkaufsvolumen 0,7% steigern können, wobei das zweite Quartal mit einem Anstieg von 1% eine positive Dynamik zeigt.

Das Volumenwachstum ist auch deshalb ermutigend, weil Barry Callebaut im ersten Halbjahr das Produktportfolio um 10% verschlankt hat. Die Reduktion der Lagerungseinheiten – insgesamt will das Unternehmen 30% abbauen – wirkt sich offenbar nicht negativ auf die Verkäufe aus, wie von einigen Beobachtern befürchtet.

Barry trotz dem schwierigen Umfeld

Der Ertrag in Franken stieg gegenüber der Vorjahresperiode mehr als 11% auf 6,4 Mrd. Fr. In Lokalwährungen entspräche das einem Anstieg von fast 20%. Dass Barry Callebaut die gestiegenen Kosten in einen höheren Umsatz ummünzen kann, macht ihr Cost-Plus-Modell möglich, durch das der weltgrösste Schokoladenhersteller Preisänderungen automatisch an ihre Kunden weitergibt.

Dass Barry Callebaut in einem schwierigen Umfeld wachsen kann, hat sie auch ihrem diversifizierten Geschäftsmodell zu verdanken, das breite Kundensegmente bedient. So profitierte der Konzern wegen der höheren Schokoladenpreise von einer stärkeren Nachfrage nach günstigeren Eigenmarken.

Die positiven Absatzzahlen dürften ein Grund sein, warum der Markt heute aufatmet. Die Aktien gewinnen am Mittwochvormittag im hohen einstelligen Prozentbereich.

Gänzlich konnte Barry Callebaut die höheren Inputkosten aber nicht absorbieren. Der wiederkehrende Betriebsgewinn auf Stufe Ebit sank 2,6% auf 339 Mio. Fr. Die Ausgaben für das Restrukturierungsprogramm mit eingeschlossen hat sich der Ebit gegenüber der Vorjahresperiode gar fast halbiert. Die Konsensschätzungen lagen jedoch noch tiefer.

Kakaopreise belasten das Betriebskapital

Das anspruchsvolle Umfeld und die teure Restrukturierung hinterlassen auch sonst Spuren. Aufgrund der viel höheren Kakaopreise ist das Nettoumlaufvermögen in den vergangenen zwölf Monaten um rund 1,1 Mrd. auf 2,8 Mrd. Fr. gewachsen. Barry Callebaut begründet dies mit dem langen Zeitraum zwischen der Kaufvereinbarung für die Bohnen und dem Verkauf der Produkte an die Kunden.

Entsprechend fällt auch der freie Cashflow mit –1,1 Mio. Fr. deutlich negativer aus als erwartet – gemäss ZKB-Angaben lag der Konsens bei –700 Mio. Fr. Um die Finanzierung zu sichern, hat Barry Callebaut mit der Emission einer Anleihe unter anderem frühzeitig einen auslaufenden Bond refinanziert und gleichzeitig die bestehenden Kreditlinien erhöht.

Ermutigende Signale

Beruhigend wirkt da, dass Barry Callebaut an den Zielen für das laufende Geschäftsjahr festhält. Zwar geht das Management von einem volatilen Umfeld aus, dennoch rechnet es weiterhin mit einem konstanten Volumen und einem konstanten Ebit (auf wiederkehrender Basis in konstanter Währung).

Eine Frage liess das Management zumindest im Halbjahresbericht offen: Zwar bestätigt es die mittelfristigen Sparziele – Barry Callebaut will jährlich 250 Mio. Fr. einsparen, wovon 75% ergebniswirksam sein sollen, also in den Gewinn einfliessen. Ob daraus langfristig, wie versprochen, weiterhin eine Ebit-Marge von 10% resultieren soll, geht aus der Zahlenvorlage nicht hervor. Jedoch bestätigte CEO Peter Feld an der Analystenkonferenz die mittelfristigen Ebit-Ziele, zu denen man «absolut steht».

The Market sieht sich in seiner positiven Einschätzung zum Unternehmen bestätigt und erkennt in der heutigen Zahlenvorlage ermutigende Signale, dass Barry Callebaut langfristig auf den alten Wachstumspfad zurückfindet. Die Umsetzung des Restrukturierungsprogramms «BC Next Level» verläuft nach Plan, die zuletzt höher als erwarteten Kosten kann Barry angesichts einer ordentlichen Bilanz stemmen. Das macht Hoffnung, dass der Konzern gut aufgestellt ist, die gegenwärtige Krise erfolgreich zu meistern und daraus – auch dank dem Gewinn von Marktanteilen – langfristig sogar gestärkt hervorzugehen.

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