Im Standortwettbewerb müssen die Zürcher Unternehmen sich künftig stärker ins Zeug legen. Sonst verlieren sie noch mehr an Boden.
Zürich und Basel-Stadt haben trotz Differenzen und Sticheleien vieles gemeinsam. Beide Kantone sind geprägt von dominanten linken Städten – und beide verdanken ihren Wohlstand zu einem grossen Teil erfolgreichen Firmen. Zürich seinem Finanzplatz, Basel seinen Pharmakonzernen.
Doch anders als Zürich trägt Basel seinen Unternehmen Sorge. Das zeigte sich einmal mehr an diesem Abstimmungssonntag. Während Zürich die eminent wichtige Senkung der Firmensteuern klar bachab schickt, unterstützt Basel ein unternehmerfreundliches Standortpaket mit über 60 Prozent der Stimmen. Basel, douze points – Zürich, zero points.
In Basel weiss man auch in linken Kreisen, was man an seinen Firmen hat: Arbeitsplätze, Innovation, Steuereinnahmen. Sogar die SP stand dort hinter der aktuellen Vorlage. Zuvor senkte der Kanton die Firmensteuern deutlich. In Zürich fehlt diese Einsicht – mit dem Resultat, dass der Konkurrent aus der Nordwestschweiz im Steuer-Ranking auf Rang 10 davongezogen ist und Zürich weiterhin auf dem zweitletzten Platz aller Kantone verharrt.
Den Befürwortern der Steuersenkung in Zürich ist es nicht gelungen, den gesamtgesellschaftlichen Nutzen der Vorlage aufzuzeigen. Auch viele bürgerliche Gemeinden stimmten Nein. Die linken Parteien sprachen von «Steuergeschenken», «Tricks», «Rabatten». Das ist zwar faktisch auf mehreren Ebenen falsch, dennoch verfing es.
Das ist auch ein Fehler der hiesigen Unternehmen. Sie überliessen die Pro-Kampagne den Verbänden. Sich selber ins Schaufenster setzen mochte kaum ein Patron oder eine Geschäftsführerin. Dabei wäre dies viel glaubwürdiger gewesen, als die immergleichen Slogans vom starken Wirtschaftsstandort und von den guten Rahmenbedingungen zu repetieren.
Wenn jede Chefin, jeder Chef im Kanton erklärt hätte, warum ein Ja zur Steuersenkung allen Mitarbeitern direkt nützt, hätte das einen Effekt gehabt. Denn: Die Wirtschaft, das sind im Kanton Zürich in der grossen Mehrheit keine «Abzocker», wie die Linke pauschalisiert, es sind auch nicht nur Arbeitgeber. Es sind alle, die einem Job nachgehen und ein Auskommen suchen.
Es wird in den nächsten Jahren viel Überzeugungsarbeit brauchen, um diese Erkenntnis wieder stärker ins Bewusstsein zu rücken. Wenn die Niederlage an der Urne etwas Gutes hat, dann vielleicht, dass sie manchen Wirtschaftsführer aufrüttelt.
Basel darf den Eurovision Song Contest austragen und Fussball-Schweizer-Meister werden. Aber dass der Pharma-Kanton im Steuerwettbewerb mittlerweile dermassen die Nase vorne hat, sollte dem eigentlichen Wirtschaftszentrum des Landes nicht einfach egal sein.