Freitag, Februar 28

Der Dax-Konzern kommt mit seinem Umbau voran und hofft nach dem Gegenwind 2024 auf Besserung in diesem Jahr. Ob sie ihm gelingt, wird auch vom Reformwille der künftigen Bundesregierung und der Entwicklung in China abhängen.

Die Chemiebranche hat sicherlich das Schlimmste hinter sich, signalisiert die Börse: Seit Mitte Januar steigen die frühzyklischen Chemiewerte – insbesondere auch die Aktien von BASF. Sie finden sich mit einem guten Kursmomentum im jüngsten Momentum Screen von The Market in der ersten Tabellenhälfte wieder. Ein falsches Aufbruchssignal, oder tatsächlich der Beginn einer Erholung? Sollten Anleger jetzt auf Chemieaktien setzen?

Optimieren Sie Ihre Browsereinstellungen

Themarket.ch benötigt JavaScript für wichtige Funktionen. Ihr Browser oder Adblocker verhindert dies momentan.

Bitte passen Sie die Einstellungen an.

Hinweise dazu lieferte die Bilanzpressekonferenz von BASF in Ludwigshafen am Freitag.

Vereinfacht gesagt hofft man am Markt und bei BASF, dass die künftige Bundesregierung der Wirtschaft unter die Arme greifen wird. Sinkende Energiepreise könnten eines der wichtigsten Resultate sein. Markus Kamieth, CEO des weltgrössten Chemiekonzern, wünscht sich, dass die verantwortlichen Politiker im Sinne des Landes einen mutigen Schritt machen, schnell eine Regierung bilden und sich auf wenige wichtige Themen fokussiert, anstatt sich im Klein-Klein zu verlieren. Ob er BASF als Vorbild im Kopf dabei hatte? Kamieth konzentrierte sich bei dem Chemieriesen auf die Kerngeschäfte und hat andere als Standalone definiert.

2024 lief für BASF in etwa so durchwachsen, wie von Analysten erwartet. Der Gewinn auf der Stufe Ebitda vor Sondereinflüssen betrug 7,9 Mrd. € und traf damit genau die Konsensschätzung. Das entspricht einem Plus von 2% gegenüber dem Vorjahr. CEO Kamieth stellt allerdings lieber heraus, dass das Ebitda in den Kerngeschäften im Vergleich zu 2023 um 18% gestiegen ist.

Ausgerechnet der Abspaltungskandidat Agrar schwächelt

Vor allem und ausgerechnet die Agrarsparte, Agriculture Solutions, musste ordentliche Einbussen hinnehmen. Sie soll 2027 an die Börse gebracht werden. Bis dato will BASF «den tatsächlichen Wert zeigen», wie es CFO Dirk Elvermann nennt. Grund für das schlechte Abschneiden ist insbesondere das Geschäft mit Glufosinat-Ammonium. BASF hat die eigene Produktion des Herbizids (an zwei Standorten) mittlerweile eingestellt und bezieht es von Drittanbietern. In der Sparte Surface Technologies drückt vor allem die rückläufige Autoproduktion den Gewinn.

Die Ebitda-Marge erreichte 12% nach 11,1% im Vorjahr. Lässt Kamieth die Umsätze mit Edelmetallen und Nicht-Edelmetallen aussen vor, stieg die Marge von 12,6% auf 13,1%. Der Umsatz sank von 68,9 Mrd. € im Vorjahr auf 65,3 Mrd. €. Analysten hatten im Schnitt 65,1 Mrd. € erwartet. Der freie Cashflow beläuft sich auf 748 Mio. € und damit deutlich über der von BASF prognostizierten Bandbreite von 100 Mio. bis 600 Mio. €.

Kamieth belässt es beim Minimalziel für die Dividende

Die kräftig eingedampfte Dividende war eine Überraschung, die es schon am Kapitalmarkttag im September zu verkraften galt. Zuletzt schüttete BASF noch 3.40 € je Aktie aus. Die neue Realität hiess seinerzeit «mindestens 2.25 € je Aktie». Wer sich angesichts der Formulierung mehr erhofft hat, wurde enttäuscht. Es sind exakt 2.25 € geworden, über die der Vorstand bei der Hauptversammlung abstimmen lässt. Analysten hatten 2.33 € auf dem Zettel.

Die Dividendenrendite liegt damit aktuell bei rund 4,6%. Zum Jahresende, als die BASF-Valoren noch 42.46 € kosteten, wären es mehr als 5% gewesen – so rechnet es auch Kamieth vor. Auf der Hauptversammlung am 2. Mai wird der Konzernchef sicher mit der Dividendenkürzung konfrontiert werden. Er stellt sich den Aktionären diesmal aber nicht in Präsenz. Das Aktionärstreffen ist rein virtuell. Man wolle dies einmal ausprobieren, sagt Kamieth auf der Jahrespressekonferenz, schliesslich verschlinge eine solche Grossveranstaltung auch viel Geld und andere Unternehmen hätten mit der Onlinevariante gute Erfahrungen gemacht. Insidern zufolge kostet eine solches Event einen niedrigen siebenstelligen Betrag.

Portfoliomanagement und Sparprogramm in Arbeit

Der Fokus liegt bei BASF derzeit auf dem Portfoliomanagement. So hat sich der Konzern jüngst von dem Geschäft mit Bautenanstrichmitteln in Brasilien getrennt, welches der US-Konzern Sherwin-Williams für 1,15 Mrd. € übernimmt. Es war das einzige nennenswerte Business mit Endverbrauchern. «Das Multiple dieser Transaktion liegt am oberen Ende bisheriger Multiples in der Farben- und Lackindustrie und deutlich über dem von BASF», so Kamieth. Damit habe man für dieses Geschäft «ein klares Premium» realisiert. Der Kaufpreis liegt beim 2,2-fachen des Umsatzes des Geschäftsteils, der 2024 einen Erlös von rund 525 Mio. $ erzielte.

Insgesamt will BASF bis Ende 2026 jährliche Kosten in Höhe von rund 2,1 Mrd. € einsparen. Der Standort Ludwigshafen ist besonders betroffen. «Das ist ein dickes Brett», sagte Kamieth. 2024 konnten davon bereits eine Milliarde realisiert werden. Bis 2026 stehen dem aber auch kumulierte Einmalkosten von 1,8 Mrd. € gegenüber, die Hälfte davon ist bereits bis Ende 2024 angefallen. «Wir sind auf gutem Weg, die angestrebten Einsparungen zu erreichen», so CFO Elvermann. Bis Ende dieses Jahres soll die jährliche Gesamtkostensenkung rund 1,5 Mrd. € erreichen, bei kumulierten Einmalkosten von rund 1,3 Mrd. €.

Für 2025 rechnet das BASF-Management damit, dass «das Bruttoinlandsprodukt und die Industrieproduktion von einem moderaten Anstieg der Güternachfrage gestützt werden.» Auf Basis dieser Annahmen werde das Ebitda vor Sondereinflüssen 2025 voraussichtlich auf 8,0 bis 8,4 Mrd. € steigen. Das entspricht einem Zuwachs von 1,8 bis 6,9 %. Analysten hatten mit 8,43 Mrd. € gerechnet. Das Hochfahren des Verbundstandorts Zhanjiang belastet das Ebitda voraussichtlich mit rund 400 Mio. €. Der freie Cashflow soll bei 400 Mio. bis 800 Mio. € liegen, der Einfluss der neuen Megafabrik in China wirkt sich dabei mit -800 Mio. € aus. Der neue Standort soll in der zweiten Jahreshälfte hochgefahren werden und Ziel sei es, «die meisten Anlagen bis zum Jahresende erfolgreich anzufahren». Eine Erholung in China wäre daher wichtig für BASF und für die Chemiebranche.

«Wir rechnen nur begrenzt mit Rückenwind aus dem Markt», sagt Kamieth und ist vorsichtig optimistisch für 2025. Zölle würden BASF kaum treffen, der Konzern produziert und verkauft lokal. Elvermann schätzt die Auswirkung maximal auf einen niedrigen dreistelligen Millionenbetrag. Mittelfristig werde es Produkte geben, bei denen Europa nicht mehr wettbewerbsfähig sein werde, egal welche Weichen die Politik stellt. Ein gutes Beispiel sei Ammoniak. Für die Herstellung wird viel Gas benötigt und die Vorkommen sind in Europa im Gegensatz zu den USA nun eben einmal begrenzt.

Die Aktien von BASF sind mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis auf Basis der für 2025 geschätzten Gewinns von 15 bewertet. Das Kurs-Buchwert-Verhältnis liegt bei 1,3. Das ist nicht teuer. Doch: «Einen Basischemiekonzern wie BASF kauft man gemäss Lehrbuch, wenn der Ifo-Geschäftsklimaindex bei 105 steht», sagt ein Fondsmanager. Diesen selten erreichten Stand hatte das Barometer, dass die Stimmung unter den Unternehmen in Deutschland misst, zuletzt im Januar 2018. Für den Februar weist es 85,2 Punkten aus.

Noch ist also nicht die Zeit, bei BASF zu zugreifen. Spezialchemiekonzerne wie Evonik und Lanxess, deren Produkte weniger austauschbar sind und höhere Margen abwerfen, scheinen da die bessere Wahl zu sein. Auch ihre Aktien sind zuletzt gestiegen.

Exit mobile version