Trump, Putin und die Defizite der Schweizer Armee: Das sind nur drei der Themen, zu denen die Basler Schnitzelbänggler am Montagabend in den Beizen ihre Verse drechseln.

Ein guter Schnitzelbangg lebt nicht von der Pointe allein. Der perfekte Bangg ist eine Mischung aus Vers, Gesang, Rhythmus, Aussehen, «Helge» und Auftritt – also ein Gesamtkunstwerk, wobei eine gekonnt gesetzte Pointe einen Saal zum Toben bringt. Am Montagabend ziehen die Basler Schnitzelbängg zum ersten Mal an dieser Fasnacht durch die Beizen und Cliquenkeller. Erst nach diesen Live-Auftritten lässt sich also beurteilen, wie gut der Schnitzelbangg-Jahrgang ist. Doch schon jetzt lässt sich sagen: Mit der Politik wird kräftig abgerechnet, sowohl innen- als auch aussenpolitisch.

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Für Politikerinnen und Politiker sind Schnitzelbängg ein guter Gradmesser dafür, wie populär sie gerade sind. Dabei gilt: Viele Pointen sind kein schlechtes Zeichen, denn die Fasnacht beschäftigt sich mit jenen, die wahrgenommen werden. Letztes Jahr war der frisch gewählte Basler Bundesrat hoch im Kurs – dieses Jahr sind dagegen Jans-Bängg eher selten. Oder wie es «D Ysebahn» treffend zuspitzt:

Grooss isch jo d Erwaartig gsi an Baasler Bundesroot
Jetzt isch är scho n e Jöörli dört, me gseet nit rächt was goot
Was är so triibt, me waisses nit, doch hani letschti ghört
Vo aim wo ihn guet kenne wurd, är sig no immer dört.

Aber gut – wir wollen nicht pedantisch sein, in der Schweizer Politik geht es ja gerade Schlag auf Schlag. «D Kaffidante» beginnt sogleich mit der Lösungssuche:

Kasch rächne, lääse und au schriibe, nur vo däm nüt wiirgglig guet
Kasch e bitz kompjüterle, nur mit IT heesch so guet wie nüt am Huet
Kasch umeschreie, hesch dr Überbligg – ohni s’ Ganzi gsee
Kasch jetzt no jo und Amen saage – willkomme – in dr Schwizer Armee!

Wenn nicht alles täuscht, werden die Personalprobleme im Verteidigungsdepartement in den nächsten Tagen noch einige Male zum Thema. «S Schunggebegräbnis» wagt derweil eine Prognose zur Zusammensetzung des neuen Bundesrates:

Im Stall vom Landwirt Heiri goot s Liecht hüt scho frie aa
S stoot alles scho parat, zum bim Schaffe kai Mie ha
Dr Stall foot sich aa fülle
S stinggt scho zimmlig nach Gülle
Wägem Mälche kunnt ain z spoot
An d Sitzig hüt im Bundesroot.

Dazu muss man wissen: «Dr Heiri», der als Baselbieter Bauer auftritt, ist einer der bekanntesten Schnitzelbängg und begeistert mit seinem Rap-Sound regelmässig das Publikum. Gleich mehrere Bängg sehen ihn im landwirtschaftlich geprägten Bundesrat. In diesem Jahr beschäftigt sich «Dr Heiri» selber allerdings lieber mit der Weltpolitik. Sein unkonventioneller Vorschlag unter Zuhilfenahme der nicht immer wetterfesten Basler Verkehrsbetriebe:

Zum dr Friide uf dr Wält verhandle, empfihl iich d BVB.
Wenn das öbber chaa, denn die, diir wärdet s glyy scho gseh.
Me setzt sich in e Basler Tram mit alle Chriegsparteie
und wenn sy wette goo, loot me s äifach afo schneie.

Überhaupt die Weltpolitik: Es fällt auf, wie stark sich die sonst oft im provinziellen Klein-Klein verharrende Basler Fasnacht in diesem Jahr mit der ungemütlichen geopolitischen Lage auseinandersetzt. Die Zeit ist düster, und Basel beschäftigt sich an den drey scheenschte Dääg viel mit Krieg und Tod. Ganz besonders die autokratischen Tendenzen in West und Ost sind Thema. «D Schnittstell» versucht es so:

Dr Putin z Russland und dr Trump z Amerika
wänn, dass niemer darf en andri Mainig ha.
Im Land vo däne Trottle do bassiert vyyl Schlächts,
egal wie d föönsch, dr Scheitel fallt halt zrugg uf rächts.

Der Bangg «Nonnkonform» sieht übrigens als Folge von Trumps Expansionsdrang ganz konkrete Folgen für die Region:

Dr Trump will d Ukraine ufdaile loo
Mit Status quo, dr Putin isch si «Broo».
E Riviera in Gaza fänd är «très beau»
D Lyt umsiidle loo, fir baar Bungalow
Das Grönland will är kaufe, hänn mir vernoo,
Apropos: au Kanada, dert waiss kain wieso.
Und dä Kanal in Panama hätt är sich gärn gnoo.
Dr Golf vo Mexiko het är jo scho bikoo.
Wenn d Wält denn nei verdailt isch, vo däm liebe Maa
Blybt als Aaschtandsräscht s Baaselbiet no z haa.

Der «Doggter FMH» diagnostiziert unterdessen:

Si, bi däm Schuss uff siini Ohre,
het dr Trump liiterwyys Bluet verlore.
Grettet het dä Repulikaner,
e Bluetkonsärve vome Mexikaner!

Und «S Dootebainli» stellt die ganz grundsätzliche Frage: Wie viel Fasnacht darf angesichts der Flut an Horrornachrichten überhaupt sein? Und gibt die Antwort gleich selber:

D Wältlaag isch soo schlimm – und iir wänd drotzdäm lache.
Wie solle miir iiber so Sache Väärsli mache?
Kaa me no lache, kuurz voor em Wältuntergang?
Miir finde: Joo, me kaa, halt aifach nimm so lang.

Und noch einmal «S Dootebainli»:

D Meloni duet sich znacht im Bett als Duce gsee,
Vo Bäss mit Stämpel draimt in Ditschland d AfD.
S kennt Albdraim gää – doch d Käller-Sutter garantiert
Ass au daasmool wiider d Schwyz doo brofitiert.

Wir sind also zurück im Bundeshaus. Und weil die Bundesratswahlen aktuell sind, hier gleich noch ein Vers. Die Angst vor der drohenden Bauern-Übermacht scheint bei der «Diigermugge» besonders gross:

Sicher isch, ass mit däm finfte Buur im Bundesroot
d Verhandlig doo mit dääre Kue in e andri Richtig goot:
Ain hebt si fescht, ain sperrt si yy, ain frogt, was sii do will,
dr Viert, dä duet si mälche und dr Finft holt scho dr Grill.

Unverblümt und in knappen zwei Zeilen kommentiert «S Echo vom Säntis»:

Jetz chunnt dr schwarzi Ritter – dr Root chunt jetz in Not.
Jetz hocke fünf rechts usse – jetz kippt da huere Boot.

Apropos Gleichgewicht: Jene Szene vom letzten Sommer, als der SVP-Fraktionspräsident im Bundeshaus mit einem Sicherheitsbeamten in Konflikt geriet und schliesslich zu Boden gerungen wurde: Das hat der «Spitzbueb» nicht vergessen:

In Bäärn im Bundeshuus bim Schwinge
legt dr Schugger Bänz uss Zwinge
dr Aeschi, Zuug, die alti Schranze,
mit Wyyberhooge uff e Ranze.

Genug mit Politik. Zum Schluss noch eine Pointe zu einem heiklen Thema, das die NZZ im vergangenen Jahr besonders intensiv beschäftigte: die Debatte rund um die Sterbekapsel Sarco. Eigentlich eine Angelegenheit, zu der man sich fast keine Pointe vorstellen kann. «S Rollator Rösli», die als ältere Dame aus dem «Altersheim zum Lamm» auftritt, bringt es jedoch mit einer zugleich sehr feinen und sehr handfesten Spitze wunderbar auf den Punkt:

Mit dääne Schtäärbekapsle: jeee, Si . . . daas Tamtam!
Miir hänn e Broobeliige kaa bi uns im Lamm
Wäg mym Atoombuuse grieg ich dummi Kueh
dä blöödi Deggel vo dr Kapsle gaar nid zue.

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