Mittwoch, Januar 15

Der Schweizer Hautpflegespezialist Galderma ist an der Börse gestartet. Der Aktienkurs lag deutlich über dem Ausgabepreis. Experten rechnen mit einem der grössten Börsengänge des Jahres.

Der Wunsch nach jungem und vitalem Aussehen ist in der Gesellschaft verankert. Im Markt mit Hautpflegeprodukten schlummert besonders grosses Potenzial. Das zeigte sich am Freitag auch an der Schweizer Börse. Das Schweizer Pharmaunternehmen Galderma debütierte an der SIX Swiss Exchange – und legte einen fulminanten Start hin.

Die Aktien wurden kurz nach Börsenstart bei 61 Franken gehandelt und lagen damit deutlich über dem Ausgabepreis von 53 Franken. «Der Börsengang war um ein Vielfaches überzeichnet, was die starke Nachfrage von Schweizer und internationalen Investoren unterstreicht», schrieb Galderma in einer Mitteilung.

Das Unternehmen wurde beim Börsenstart mit 14,5 Milliarden Franken bewertet. Damit sei Galderma der grösste Börsengang seit Landis + Gyr im Jahr 2017, teilte der Börsenbetreiber SIX mit. Laut Experten dürfte sich Galderma in diesem Jahr gar als eine der grössten Publikumsöffnungen in Europa erweisen.

Das Unternehmen mit Sitz in Zug stellt zahlreiche Produkte für eine gesunde und schöne Haut her. Sein wichtigstes Standbein sind kosmetische Injektionsmittel. Weiter produziert es Hautpflegeprodukte wie Feuchtigkeits- oder Anti-Aging-Crèmes. In der Schweiz ist Galderma vor allem durch die Sonnencrèmemarke Daylong bekannt. Das dritte Geschäftsfeld sind rezeptpflichtige Arzneimittel, beispielsweise gegen Akne oder Schuppenflechte. Zudem führt der Konzern mit Azzalure ein Konkurrenzprodukt zu Botox. In der Schweiz ist das Mittel nicht zugelassen.

Einnahmen dienen zum Schuldenabbau

Galderma hatte seinen Börsengang Anfang Monat angekündigt. Am Freitag sind nun mehr als 37 Millionen neue Aktien platziert worden. Das Unternehmen generierte durch die Ausgabe der neuen Aktien rund 2 Milliarden Franken. Einschliesslich Mehrzuteilungsoptionen könnte sich der Betrag auf 2,3 Milliarden Franken erhöhen.

Geld, das Galderma gut gebrauchen kann. Obwohl das Unternehmen im vergangenen Jahr einen Umsatz von mehr als 4 Milliarden Dollar erwirtschaftet hat, muss es Rückzahlungen leisten und seine Bilanz stärken. Die Finanzinvestoren um die schwedische Private-Equity-Firma EQT haben seit der Übernahme des Unternehmens im Oktober 2019 zwar das Wachstum gefördert, aber auch Schulden angehäuft.

Der Konzernchef Flemming Ornskov sprach beim Börsengang von einem «entscheidenden Moment» für sein Unternehmen. Galderma schlage nun das nächste Kapitel in seiner Wachstumsgeschichte auf. «Wir haben unsere marktführende Position in den vergangenen Jahren kontinuierlich ausgebaut, indem wir die Dermatologie für jede Hautgeschichte weiterentwickelt haben.»

Das Unternehmen hat seinen Investoren für die kommenden Jahre ein zweistelliges Wachstum versprochen. Dazu beitragen soll ein Medikament, das derzeit noch nicht auf dem Markt ist, Galderma für Investoren aber umso interessanter macht. Es handelt sich um den Wirkstoff Nemolizumab, der vor allem zur Behandlung von Neurodermitis eingesetzt werden soll. Galderma hat über Jahre und mit hohem Aufwand an diesem Produkt geforscht. Es könnte nach Einschätzung des Unternehmens einen jährlichen Spitzenumsatz von 2 Milliarden Dollar einbringen. Allerdings ist die Konkurrenz in diesem Therapiegebiet gross. Als Marktführer gilt der französische Pharmakonzern Sanofi.

Von Nestlé verkauft und von der Pandemie profitiert

Galderma wurde 1981 als Joint Venture des Nahrungsmittelriesen Nestlé und des Kosmetikkonzerns L’Oréal gegründet. 2014 übernahm Nestlé die Anteile von L’Oréal. Doch die Geschäfte verliefen für Nestlé nicht wie erhofft. 2019 verkaufte es das Pharmaunternehmen für 10,2 Milliarden Franken an ein Konsortium, dem sich neben EQT auch der Staatsfonds GIC aus Singapur anschloss.

Während der Corona-Pandemie profitierte Galderma vom Home-Office-Boom. In Zeiten von Zoom-Meetings begannen viele Konsumenten, dem Aussehen der Haut noch mehr Bedeutung zuzumessen. Umsatz und Erträge des Unternehmens stiegen um einen zweistelligen Prozentsatz. Die Konzernführung verfolgte deshalb schon vor drei Jahren Pläne für einen Gang an die Börse. Eine Verschlechterung des Umfelds an den Finanzmärkten verhinderte einen entsprechenden Start jedoch. Im zweiten Anlauf hat es nun besser funktioniert. «Die Märkte sind bereit für uns», hielt Ornskov an einer Medienkonferenz am Zürcher Flughafen fest. Am Montag wird das Unternehmen in den Swiss Performance Index (SPI) aufgenommen.

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