Beiz mit Thai-Essen mit Schweizer Twist

«Startet doch mal mit einem kleinen Door-Opener», empfiehlt Claudio Sacchi, während er uns zwei Bistrotische draussen vor dem «Lang Thai Pub» zurechtrückt. Bei unserem Besuch an einem Mittwoch ist das Lokal in Zürich an der Ecke Hohlstrasse/Kernstrasse schon gut besetzt. Es gilt «first come, first serve». Die Wartezeit überdauern wir mit einem Wodka Sport mit Chili und Kaffir-Limette (ein guter Durstlöscher), einem Thai Negroni mit infused Kokosnuss sowie einem Margaritai.

Das «Lang Thai Pub» ist einer der neuesten Coups von vier umtriebigen Szenegastronomen: Claudio Sacchi, der Kopf hinter der «Bar Sacchi» und «Bar Lupo», Edouard Thorens («The Bottle Shop») sowie Valentin Diem und Patrick Schindler, die Gründer des «Soi Thai»-Pop-ups, das jährlich einmal im Sommer für einen Monat in der alten Seilerei Denzler an der Rämistrasse gastiert. Für Fans von authentischem und scharfem (!) thailändischem Essen jedes Jahr ein Highlight. Und immer restlos ausgebucht.

Thai-Klassiker mit einem Twist

Im neuen Lokal wollten sie aber bewusst nicht nur Klassiker aus Thailand anbieten, sondern etwas mit ein bisschen Humor – oder wie man heute im Gastrojargon gerne sagt: «with a twist». Es sollte ausserdem zum Standort passen. Hier war zuvor 30 Jahre lang die Weinstube des Inhabers Thomas Angst, eine urchige Quartierbeiz, zu Hause. Und auch sonst wollen sich die vier, die immer einmal wieder mit neuen Gastroentwürfen von sich reden machen, den Neuling nicht als klassisches Restaurant verstehen, sondern eben als Pub, wo man auch nur zum Bier, Cocktail trinken oder Snacken vorbeikommen soll, im lauschigen Garten sitzen kann oder drinnen im holzgetäferten Lokal mit viel Patina.

Wir kamen allerdings nicht nur mit einem «Hüngerli», sondern auch, um uns einmal durch die Karte zu probieren. Gedacht sind die Speisen wie mittlerweile fast überall: zum Teilen. Zum Apéro bestellten wir die Thai-Erdnüsschen mit einer speziell guten Würzmischung auf Zitronengras-Basis, Grapao Scotch Egg (ein Pub-Klassiker, der sich als einer unserer absoluten Favoriten entpuppte) sowie den Thai-Fleischkäse, der gelb ist und mit «Thai Spices» verfeinert. Gute Idee, geschmacklich sticht er nicht heraus.

Mit dem Papayasalat kommt etwas Bekanntes und Erfrischendes auf den Bistrotisch. Das wohl gehobenste und raffinierteste Gericht auf der Karte ist das King Fish Crudo, ein roh marinierter Fisch mit kandierten Kumquats-Schalen, Wassermelone, Minze und Dillöl. Das Rezept der Marinade wollte man uns nicht verraten, und wir wissen auch, wieso: Sie schmeckt nämlich grandios.

Weiter ging es mit einem Kaeng ­Panaeng Curry mit Short Ribs, das schön zart war und uns Biss für Biss zurück in das kürzlich bereiste Bangkok brachte. Das gibt es auch in einer Vegi-Variante mit geräuchertem Tofu und Blumenkohl. Der Auberginensalat mit Rote-Zwiebel-Pickles und Chili-Jam-Dressing rundete den Abend gelungen ab. Für visuelle Fernreisen sorgen die Bilder vom Königspaar, Buddhas und andere Thai-Memorabilia, die im Pub hängen, sowie der Garten, wo, inmitten von Palmen, etwas Ferienstimmung aufkommt.