Sonntag, November 24

Walpen will es wissen +++ SP-Meyer bittet um Pulver +++ Parmelin, der Cricket-Crack?

Gesucht: Schwergewicht

bin./afo. Der «Sonntags-Blick» hat Armin Walpen aus der Versenkung geholt. Für die Tiktok-Generation: Walpen beriet früher, wenige Jahre nach Einführung des Farbfernsehens, Bundesräte. Später, das World Wide Web wurde bereits rege von Militärs und Nerds genutzt, wurde er Generaldirektor der SRG, also des Schweizer Radios und Fernsehens. Walpen, ein Gewohnheits-CVPler aus dem Wallis, der heute mit der Zürcher Freisinnigen Doris Fiala liiert ist, sucht einen Weg, die Halbierungsinitiative der SVP abzuwenden. Dafür will er den SRG-kritischen Parteipräsidenten der Mitte, Gerhard Pfister, besänftigen. «Ich würde mir überlegen, ein Schwergewicht der bürgerlichen Seite an Bord zu holen», schlägt Walpen der SRG vor. Aber wer könnte das sein? Und ist die Mitte unter Pfister überhaupt noch bürgerlich? Wie dem auch sei – die naheliegendste Lösung für die Nachfolge des abtretenden SRG-Direktors Gilles Marchand ist Walpen nicht in den Sinn gekommen. Eigentlich müsste Doris Leuthard den Staatsfunk übernehmen. Die frühere CVP-Bundesrätin hat es geschafft, ohne Not den Ausstieg aus der Kernenergie durchzubringen und damit die Energieversorgung zu gefährden. Trotz allem ist ihr ihre Partei bis heute in Nibelungentreue verbunden – zumindest nach aussen. Beste Voraussetzungen für den schwierigen Job. Kommt dazu: Verwaltungsratspräsident Jean-Michel Cina kennt sie bereits. Sie hatte den Parteifreund damals eingestellt.

Linke Latte

Kürzlich unterhielten sich Mattea Meyer und Cédric Wermuth in ihrem Podcast darüber, welche Medien man eigentlich noch konsumieren könne angesichts der Verschiebung «nach rechts». Viel mehr als die eigenen SP-Formate, die «WoZ», der «Courier» und das SRF kam dem SP-Präsidium nicht in den Sinn. «Punktuell» noch die «Republik».
Offenbar liest Meyer aber durchaus andere Zeitungen. So hat sie mitgeschnitten, dass die NZZ die Zürcher Linken kürzlich als «Chai-Latte-Sozialisten» bezeichnete (weil sie auch Gutverdiener in preisgünstigen Wohnungen wohnen lassen wollen). Meyer nahm es mit Humor und bat auf Instagram um «bezahlbare» Pulver und Sirups für Chai Latte. Ihre Follower lieferten. Jeder soll trinken, was er will. Doch was ist nur aus den guten alten Cüpli-Sozialisten geworden? Früher mussten auch Bürgerliche anerkennen: «Trinken mit Linken» macht mehr Spass. Und jetzt also Chai. Das Wort kommt aus dem Hindi und steht für gesüssten Gewürztee mit Milch. Doch eigentlich verbreiteten die Briten die Teetradition in Indien. Ende des 19. Jahrhunderts bauten sie Plantagen und machten offensiv Werbung, um eine Nachfrage zu schaffen. Gandhi selbst soll das Teetrinken daher als «koloniale Praxis» gesehen haben. Wenn das die Chai-Latte-Sozialisten wüssten.

Fussball und Geschäftliches

Der Bundesrat will die Russen und die Ukrainer an einen Verhandlungstisch bringen, um die Bedingungen für einen allfälligen Frieden auszuloten. Gleichzeitig lehnt sich der Bundesrat an die Europäische Union, um das Paketabkommen zu erreichen. Der Zufall will es, dass sich in diesen beiden Dossiers mit Viola Amherd und Ignazio Cassis zwei Bundesräte gefunden haben, die sich bis dahin nicht allzu viel zu sagen hatten. Neue Beziehungen allenthalben – das gilt auch für Guy Parmelin. Dem Wirtschaftsminister könnte gelingen, was der Schweiz zuvor sechzehn Jahre verwehrt blieb: ein Freihandelsabkommen mit Indien auszuhandeln. Zusammen mit Staatssekretärin Helene Budliger Artieda ist Parmelin direkt nach dem WEF nach Mumbai gereist. Die beiden ergänzen sich blendend. Er spreche über Fussball, sie schaue fürs Geschäft, sagte Budliger Artieda nach dem Treffen mit der argentinischen Aussenministerin zu Radio SRF. Wie Parmelin derweil die Cricket-begeisterten Inder überzeugen konnte, ist unklar.

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