Montag, Februar 24

Mir fällt auf, dass manche Leute zwischen «Freundinnen/Freunden» und «besten Freundinnen / besten Freunden» unterscheiden. Diese offengelegte Einteilung eines Freundeskreises in «gut», «besser», «am besten» ist mir zu wertend, zu enttäuschend. Wie sehen Sie das? – Sandra H., Zürich

Liebe Sandra, ich denke, wir haben hier zwei gesellschaftliche Bewegungen, von denen nicht klar ist, welche im Ringen um den sprachlichen Flugraum gewinnen wird. In einer werden Hierarchien abgebaut und eingerissen, auch sprachlich: Chefs werden geduzt, ebenso Eltern von Freunden. Die Liste ist endlos, danke, Ikea. Gleichzeitig bleiben Hierarchien bestehen, da können wir noch so viele verbale Weichmacher benutzen. Das, was heute «Freunde» sind, hätte man früher «Bekannte», «Arbeitskollegin», «Nachbar» oder «der Depp von nebenan» genannt.

Und weil es natürlich einen Unterschied gibt zwischen der netten Nachbarin, mit der man einmal im Quartal Kaffee trinkt, und der einen Person, die einen seit der Grundschule kennt, muss man neue Sprachbilder finden, um die Unterschiede doch wieder hervorzuheben – womit wir bei Ihrem Problem sind. Ich fände es auch besser, wenn man zur alten Klarheit und Sprachvielfalt zurückgehen würde, zumal diese vermeintlich schwachen Beziehungen mindestens genauso viel fürs eigene Leben bedeuten wie die drei echten, engen, besten Freunde.

Ihre Fragen senden Sie bitte an: hatdasstil@nzz.ch

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