Montag, November 25

Wildschweine, die die Israeli als Waffe gegen die Palästinenser einsetzen: So stand es in einer Doktorarbeit der Urban Studies an der Uni Basel. Diese liess die Vorwürfe, das Studienfach sei ideologisch ausgerichtet, prüfen. Ein ernsthafter Wille, die Missstände zu ergründen, lässt der Bericht nicht erkennen.

Der Fachbereich Urban Studies an der Universität Basel geriet letzten November in die Schlagzeilen. Diverse Vorfälle weckten den Eindruck, dass hier politischer Aktivismus wichtiger ist als Wissenschaftlichkeit und ideologisches Denken die unabhängige Forschung ersetzt.

Wie stark die Urban Studies in Basel von politischen Aktivisten unterwandert sind, zeigen die antirassistischen Grundsätze, die im Leitfaden «Racial Justice Commitment» auf der Website zusammengefasst waren. Es wurde erst recht nach dem Massaker der Hamas auf Israel am 7. Oktober deutlich, als Studierende auf der Uni-Website ein Statement veröffentlichten, in dem sie sich mit dem palästinensischen Volk solidarisierten. Den Terrorangriff der Hamas erwähnten sie mit keinem Wort.

Ausserdem behauptete ein Doktorand in seiner Dissertation, Israel setze bewusst Wildschweine aus, um die Ernten der Palästinenser zu zerstören. Zudem wurden auf den universitären Social-Media-Kanälen politische Botschaften verbreitet.

Dank Medienrecherchen wurde die ideologische Ausrichtung des Fachbereichs bekannt. Darauf ergriff die Universität Massnahmen. Die problematischen Posts, etwa zu einer Black Life Matters-Demo oder zu einem palästinensischen Generalstreik in Gaza, sind inzwischen gelöscht. Die Solidaritätsbekundung an die Palästinenser liess das Rektorat umgehend von der Website entfernen. Auch das «Racial Justice Commitment» kam weg.

Die Uni Basel leitete eine Untersuchung ein, um zu klären, ob die wissenschaftlichen Standards bei den Urban Studies und weiterer Bereiche eingehalten werden. Nun liegt der Bericht vor. Ein Fazit lautet: Man konnte «verschiedene Probleme identifizieren». Es zeigten sich aber «keine systematischen Mängel im institutionellen Qualitätsmanagement».

Kollegen prüfen Kollegen

Das ist wenig überraschend, zumal die Philosophisch-Historische Fakultät, die das Fach Urban Studies verantwortet, mit der Untersuchung betraut wurde. Man kann sich also fragen, wie unabhängig eine solche interne Überprüfung sein kann. Das Gremium hätte sich selbst belasten müssen, wenn es festgestellt hätte, dass die Arbeit von Kollegen von Weltanschauungen statt Wissenschaftlichkeit geleitet wird.

Fraglich ist zudem, wie gross der Wille ist, einen allfälligen tiefer liegenden Missstand zu untersuchen. Denn die Überprüfung beschränkt sich allein auf die in den Medien geäusserten Vorwürfe. Der Untersuchungsgegenstand wird also eng gefasst.

Im zehnseitigen Bericht wird begründet, weshalb sich politische Statements nicht mit dem universitären Verhaltenskodex vertrügen. Wenn in einem Statement der Zionismus mit Rassismus und Transphobie gleichgesetzt würde, gehörte dies vom Netz genommen: «wegen des Reputationsschadens und wegen Formulierungen, die nicht anders als antisemitisch verstanden werden können».

Würden Mitarbeiter Appelle für die BDS-Bewegung unterzeichnen, wie geschehen, müsste dies als Privatpersonen geschehen. In einem Fall erfolgte die Unterschrift im Namen von «Critical Urbanisms, University Basel». Sie wurde zurückgezogen.

Weiter wurde die Dissertation über den «israelischen Siedlerkolonialismus» überprüft, in der sich die Wildschwein-Passage findet. Es sei sichergestellt worden, dass die Arbeit wissenschaftlichen Standards genüge, heisst es. Die Arbeit wurde überarbeitet und die Promotion des Doktoranden fortgesetzt.

Dennoch zeigt das Beispiel, wie die Qualitätskontrolle versagt hat. Ohne die Intervention der Medien wäre diese Doktorarbeit durchgewinkt worden. Das deutet auf Mängel hin, die womöglich nicht bloss Einzelfälle betreffen. Dieses Versagen widerspricht auch der Versicherung im Untersuchungsbericht, «dass die Qualitätssicherung durch die Auswahl qualifizierter Lehrpersonen gewährleistet» sei.

Das Fach leiste «ausgezeichnete Arbeit»

Die «Sensibilisierung», die von den Fakultätsangehörigen zukünftig zum Verhältnis von Wissenschaft und Politik gefordert wird, wäre schon früher nötig gewesen. In Zukunft soll alles, was auf universitäre Websites hochgeladen wird, nach dem Vier-Augen-Prinzip kontrolliert werden. Die Website des Masterstudiengangs «Criticals Urbanisms» wird aufgelöst. Die Kommunikationsrichtlinien der Urban Studies werden überarbeitet, und das Fach wird stärker in die Fakultät eingebettet.

Die Verantwortlichen räumen kaum Fehler ein. Grundsätzlich leiste der Fachbereich eine ausgezeichnete Arbeit, publiziere sehr gut und werbe viele Drittmittel ein, wird der Dekan Martin Lengwiler zitiert.

Damit macht es sich die Uni Basel zu einfach. Selbst wenn es angeblich keine «systematischen Mängel» gibt, so sind die Einzelfälle in der Summe bedenklich genug.

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