Donnerstag, Mai 15

Die Marinebasis von Ream ist strategisch günstig gelegen. Sie könnte in Zukunft noch viel wichtiger werden.

Zwei lange, graue Kriegsschiffe liegen am Pier einer Marinebasis – auf den ersten Blick nichts Aussergewöhnliches. Doch bei den Schiffen handelt es sich um Korvetten der Marine der chinesischen Volksbefreiungsarmee. Und die Basis heisst Ream und liegt in Kambodscha.

Die Asia Maritime Transparency Initiative (AMTI) der amerikanischen Denkfabrik Center for Strategic and International Studies (CSIS) hat Satellitenbilder der letzten vier Monate ausgewertet: Die chinesischen Schiffe waren seit Anfang Dezember ständig in Ream – nur zweimal verliessen sie den Pier für wenige Tage. Es handelt sich also nicht um einen kurzen Hafenbesuch, wie ihn Marinen vieler Länder häufig absolvieren. Die chinesischen Schiffe scheinen in Ream stationiert zu sein.

Für Kambodscha selber ist der Pier überdimensioniert

Der Pier wurde erst vor wenigen Monaten fertiggestellt – mit chinesischer Hilfe. Phnom Penh beharrt darauf, dass die Basis Ream einzig der eigenen Marine diene und keine fremden Streitkräfte beherbergen werde. Als die chinesischen Schiffe am 3. Dezember letzten Jahres zum ersten Mal in Ream anlegten, hiess es, dass dies im Rahmen eines gemeinsamen Manövers mit der kambodschanischen Marine geschehe.

Doch die Dimensionen des Neubaus lassen daran zweifeln: Der Pier ist über 350 Meter lang. Das ist lang genug für die grössten Kriegsschiffe der Welt, selbst für Flugzeugträger. Doch die kambodschanische Marine besteht vorwiegend aus Patrouillenschiffen, die in Küstennähe eingesetzt werden. Kaum eines dieser Schiffe sei länger als 50 Meter, schreibt der Marine-Experte H. I. Sutton.

Mit andern Worten: Für Kambodschas Marine ist der Pier völlig überdimensioniert. Das amerikanische Militär mutmasst daher schon lange, dass ein geheimes Abkommen zwischen Phnom Penh und Peking existiert, das es der chinesischen Marine erlaube, die Basis – oder Teile davon – zu nutzen.

Die vom CSIS ausgewerteten Satellitenbilder verstärken diesen Verdacht. China habe exklusiven Zugang zum neuen Pier, schreiben die Experten. Denn seit Anfang Dezember habe ausser den chinesischen Korvetten kein einziges anderes Schiff dort angelegt, auch kein kambodschanisches. Als zwei japanische Zerstörer im Februar Kambodscha besuchten, liefen sie laut lokalen Medien den zivilen Hafen von Sihanoukville an, gut 20 Kilometer nordwestlich der Marinebasis Ream.

Aber lässt sich aus vier Monaten kontinuierlicher Präsenz von zwei Schiffen wirklich schliessen, dass Ream ein chinesischer Marinestützpunkt ist? Diese Frage lassen die AMTI-Experten offen. Das werde sich erst in den nächsten Monaten und Jahren zeigen. Welche chinesischen Schiffe die beiden Korvetten ablösten, wie lange diese neuen Einheiten blieben und ob andere Marinen auch Zugang erhielten, werde zeigen, welche Beziehungen zwischen der Basis Ream und der chinesischen Marine bestünden, schreiben sie.

Ream ergänzt bestehende Stützpunkte der chinesischen Marine

Interessant ist Ream für China dank seiner Lage am Eingang des Golfs von Thailand. Die Basis reiht sich an eine Kette von Stützpunkten, die von der chinesischen Insel Hainan über die aufgeschütteten Inseln in den Paracel- und Spratly-Inselgruppen im Südchinesischen Meer reicht. Dort hat Peking in den letzten zehn Jahren grosse Stützpunkte gebaut, obwohl ein internationales Schiedsgericht 2016 Chinas Ansprüche im Südchinesischen Meer für ungültig erklärt hatte.

Ream schliesst sich an eine Reihe chinesischer Militärbasen an

Der Golf von Thailand ist gegenwärtig eine Sackgasse. Schon lange schwirrt die Idee herum, die gut 100 Kilometer breite Landenge von Kra mit einem Kanal zu durchstossen. Die enormen Kosten haben das Projekt bisher scheitern lassen. Doch nun will Thailands Regierung eine Landverbindung bauen mit Containerterminals auf beiden Seiten – mit chinesischer Finanzierung.

Wird Ream für China, was Singapur für die Amerikaner ist?

Dies böte eine Alternative zur Strasse von Malakka. Heute passieren 80 Prozent der chinesischen Energieimporte diese Meerenge – Peking befürchtet, dass die USA im Konfliktfall diese sperren könnten. Denn sie sind in Singapur militärisch präsent. Im Falle einer alternativen Verbindung am Kra-Isthmus hätte Ream eine ähnlich strategische Funktion wie Singapur an der Strasse von Malakka.

Das amerikanische Verteidigungsministerium vermutet, dass Kambodscha nur eines von vielen Ländern ist, in denen China eine Militärbasis erstellen will. Peking bestreitet dies und verweist darauf, dass seine einzige Überseebasis in Djibouti der Piratenbekämpfung im westlichen Indischen Ozean diene.

Der neuste Bericht über Chinas Militär, den das Pentagon jährlich publiziert, nennt neben Djibouti 18 weitere Länder, win denen man Anzeichen gesehen habe, dass Peking eine Basis anstrebe. Die vermuteten Standorte reichen von Nigeria an der Westküste Afrikas über die Seychellen und Sri Lanka im Indischen Ozean bis zu den Salomonen oder Fidschi im Südpazifik.

Welche Hinweise die amerikanischen Militärs für diese Pläne haben, geben sie nicht preis. Zumindest in einigen Fällen scheinen diese älteren Datums zu sein und es ist fraglich, ob China dort je ernsthafte Absichten hegte oder Aussicht auf Erfolg hatte. Mit den Satellitenbildern von Ream werden sich aber all jene bestätigt sehen, die davon ausgehen, dass China ein weitreichendes Netz von Militärbasen bauen will.

Wo China möglicherweise Stützpunkte plant

Wo Peking nach Ansicht Washingtons sein Militär positionieren will

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Vereinigte Arabische Emirate

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