Mittwoch, März 12

Mit der Rückkehr Donald Trumps gibt die Volatilität an den Börsen ein Comeback. Die Eskalation im Handelskrieg und die jüngsten Entwicklungen in der Ukraine sorgen für Unruhe. The Market zeigt, wie sich das in den Bewertungen einzelner Aktiensektoren und Branchen niederschlägt.

Die Freude über eine wirtschaftsfreundliche Politik unter US-Präsident Donald Trump währte nur kurz. Gleich nach seinem Amtsantritt machte er sein Versprechen – oder, je nach Sichtweise, seine Drohung – wahr und kündigte umfassende Einfuhrzölle an.

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Trump strebt eine reziproke Zollpolitik an, bei der Handelspartner, deren Zölle auf US-Güter die Zölle der USA auf entsprechende ausländische Güter übersteigen, mit gleich hohen Abgaben belegt werden. Wenig überraschend haben die betroffenen Handelspartner umgehend Gegenmassnahmen angedroht.

Gefahr für die Konjunktur

Eine weitere Eskalation in diesem Handelskrieg ist leider nicht auszuschliessen, was auf Dauer wenig erspriesslich für das globale Wirtschaftswachstum wäre. Kurzfristig könnten die erhöhten Zollbarrieren zudem die Inflation neu entfachen, falls es den Unternehmen gelingt, die höheren Kosten weiterzugeben. Das verkompliziert wiederum die Ausgangslage für die Notenbanken, die als Vorsichtsmassnahme bei den Leitzinssenkungen womöglich zurückhaltender agieren werden.

Anstatt der noch vor kurzem erhofften Wachstumsbeschleunigung bei gleichzeitig fallenden Zinsen scheint ein Stagflationsszenario – hohe Inflation und schleppende Konjunktur – wieder wahrscheinlicher geworden zu sein. In der Folge schichteten die Anleger verstärkt aus den bisherigen Überfliegern aus den Sektoren Technologie, zyklischer Konsum und Kommunikation in defensivere Segmente wie Gesundheit, Basiskonsum und Versorger um.

Wie sich diese Verschiebungen in den Bewertungen der elf globalen Aktiensektoren und den 25 Industriegruppen bemerkbar machen, beleuchtet The Market im folgenden (hier finden Sie die Bestandesaufnahme vom Dezember).

Was die Bewertungskennzahlen zeigen

Ein direkter Vergleich der Sektoren und der Industriegruppen ist in der Regel wenig sinnvoll. Luxusgüterkonzerne, Halbleiterproduzenten und Zementhersteller weisen höchst unterschiedliche Renditetreiber auf. Aus diesem Grund wurde in der vorliegenden Analyse die Bewertung jeder Branche mit ihrer eigenen Historie verglichen und der sogenannte Perzentilrang ermittelt. Um ihn zu bestimmen, ordnet man alle Kennzahlen der Reihe nach und zeigt, an welcher Stelle sich der heutige Wert befindet (hier finden Sie eine ausführliche Erklärung dazu).

Ein Beispiel: Die Dividendenrendite – einer der fünf untersuchten Bewertungsfaktoren – des globalen Gesundheitssektors bewegte sich in der Vergangenheit zwischen 1,5 und 3,25%. Ordnet man nun alle seit 2005 wöchentlich verfügbaren Bewertungszahlen aufsteigend an, kommt der jüngste Wert von rund 1,77% auf Rang 724 von 1054 zu liegen. Mit anderen Worten: In 723 Wochen oder in 69% der Fälle (723/1054 = ~69%) fiel die Dividendenrendite höher aus als heute, lediglich in etwas mehr als 31% der Fälle war sie niedriger. Aktien aus dem Gesundheitssektor sind angesichts der unterdurchschnittlichen Dividendenrendite im historischen Vergleich gegenwärtig demnach nicht besonders attraktiv bewertet (die Bewertungskennzahlen werden unten erklärt).

Technologiekonzerne geizen bei der Dividende

Wie schneiden die übrigen Branchen ab? Gemessen an der Dividendenrendite ist der Technologiesektor der unattraktivste globale Sektor. Die im Branchenindex enthaltenen Unternehmen werfen lediglich eine Rendite von rund 0,7% ab – das Bewertungsmass erreicht das sportliche 93. Perzentil (vgl. violette Balken in der Grafik, die elf Sektoren sind hervorgehoben). Vor drei Monaten erreichte der Score allerdings noch das 100. Perzentil.

Auch die Valoren aus der Branche Kommunikationsdienste vermögen mit einer Rendite von knapp 1,2% nicht zu punkten, das Bewertungsmass erreicht das ebenfalls hohe 91. Perzentil. Dahinter folgen die Sektoren Industrie (90. Perzentil) sowie Finanz (87. Perzentil), deren Ausschüttungen im historischen Vergleich gleichermassen ungewöhnlich niedrig ausfallen.

Bei den Industriegruppen schneiden Lebensmittel- und Nahrungsmitteldetailhandel (96. Perzentil), diversifizierte Finanzwerte (94. Perzentil) sowie Kapitalgüter (94. Perzentil) und kommerzielle und professionelle Dienstleistungen (92. Perzentil) schwach ab.

Mit überdurchschnittlichen Dividendenausschüttungen kann der Energiesektor auftrumpfen (29. Perzentil), die Ausschüttungen der im Sektor Grundstoffe enthaltenen Unternehmen entsprechen in etwa dem langjährigen Mittel (53. Perzentil).

Bei den Industriegruppen überzeugen Valoren aus der Lebensmittel-, Getränke- und Tabakbranche (11. Perzentil) mit einer im historischen Vergleich überdurchschnittlich grosszügigen Ausschüttung. Auch Geräte und Dienstleistungen für das Gesundheitswesen (18. Perzentil) sowie Banken (33. Perzentil) schneiden auf Basis der Dividenden vorteilhaft ab.

Das gleiche Vorgehen wurde auf vier weitere Bewertungskennzahlen angewendet: auf das Shiller-Kurs-Gewinn-Verhältnis, das vorwärtsgerichtete KGV, das Kurs-Umsatz-Verhältnis sowie das Kurs-Buchwert-Verhältnis (siehe Erklärung der Kennzahlen am Ende des Artikels). Bei allen gilt: Je höher der entsprechende Perzentilrang – er bewegt sich zwischen 0 und 100 –, desto unattraktiver ist die Bewertung.

Viele Sektoren sind anspruchsvoll bewertet

Zur besseren Lesbarkeit lassen sich die fünf untersuchten Bewertungskennzahlen für die globalen Sektoren in ein Gesamtmass aggregieren. Wie sieht das Resultat aus?

Wie schon in der Übersicht für das zweite, das dritte und das vierte Quartal 2024 belegt Technologie auch im neuen Jahr den Spitzenrang der teuersten Sektoren. Immerhin liess sich eine gewisse Entspannung beobachten: Die Gesamtbewertung ist vom 99. auf das allerdings immer noch sehr hohe 94. Perzentil gefallen.

Damit bleiben die Erwartungen an die grossen Technologiekonzerne überaus anspruchsvoll, für Enttäuschungen hat es keinen Platz. Seit mit DeepSeek ein bis dato wenig bekanntes chinesisches Startup ein beeindruckendes, grosses Sprachmodell veröffentlichte und kostenlos zur Verfügung stellte, haben sich allerdings erste Zweifel in Bezug auf das Gewinnpotenzial der vermeintlichen US-Profiteure des Booms bei der künstlichen Intelligenz eingeschlichen.

In den vergangenen Wochen ist der Aufwärtstrend bei den «Glorreichen Sieben» – Alphabet, Amazon, Apple, Meta, Microsoft, Nvidia und Tesla – jedenfalls gestoppt worden. Seit Jahresbeginn notieren sechs Vertreter der Gruppe im Minus, einzig Meta vermochte 2025 leicht zuzulegen. Tesla hat satte 45% verloren.

Die erratische US-Wirtschafts- und Handelspolitik unter Donald Trump stellt angesichts der sportlichen Bewertung des Sektors eine Gefahr dar. Auch der Investor Kevin Duffy warnt im Interview mit The Market davor, dass eine Eskalation im sino-amerikanischen Handelskrieg die Tech- und KI-Darlings empfindlich treffen würde. Einerseits weil die Weltwirtschaft in Mitleidenschaft gezogen würde, andererseits weil diese Unternehmen im chinesischen Markt stark exponiert sind.

«Apple erwirtschaftet 16 bis 17% des Umsatzes in China und ist stark von chinesischer Produktion abhängig. Nvidia sieht sich mit Exportbeschränkungen für High-End-Chips konfrontiert», so Duffy. Diese Unternehmen sind demnach durchaus verwundbar, während die Bewertung keinerlei Sicherheitspuffer bietet. Da alleine Apple, Microsoft und Nvidia rund 54% des MSCI World Technology ausmachen, ist zudem auch das Klumpenrisiko beträchtlich.

Industrieaktien nehmen einen Boom vorweg

Sehr teuer sind auch Industrieaktien, deren Gesamtbewertung ebenfalls das 94. Perzentil (Vorquartal: 97. Perzentil) erreicht. Anders als IT-Valoren haben sie sich heuer wacker geschlagen – die Aussichten auf ein verstärktes «Near Shoring», die massiv steigenden Ausgaben für Rüstung sowie die in Deutschland geplanten Investitionen in die Infrastruktur sorgen für Fantasie. Zieht die chinesische Regierung mit und kurbelt die Ausgaben ebenfalls an, dürfte das Umfeld für die Aktien aus dem Sektor günstig bleiben. Allerdings gilt auch hier: Die Erwartungen sind hoch, und die Gefahr von Enttäuschungen ist entsprechend gross.

Auf dem dritten Platz folgen Aktien aus dem Sektor Kommunikationsdienste, die im Quartalsvergleich nur marginal günstiger geworden sind (vom 96. auf das 93. Perzentil). Zuletzt erlitt die Branche einen spürbaren Schwungverlust – die Schwergewichte Alphabet und Meta, die rund 57% des MSCI World Communication Services Index ausmachen, gerieten in den vergangenen Wochen unter Abgabedruck.

Und das, obwohl die Berichtssaison für das vierte Quartal erfreulich verlief. Wie Ned Davis Research schreibt, haben 70% der Unternehmen die Gewinnerwartungen übertroffen. Auch die Kolosse Alphabet und Meta übertrafen die Prognosen und die Analysten bestätigten ihre Gewinnschätzungen für 2025. Offenbar zweifeln aber die Marktteilnehmer zunehmend daran, dass die beiden Unternehmen ihre gewaltigen Investitionen in KI dereinst in entsprechende Gewinne ummünzen können.

Energieaktien stechen positiv hervor

Der aus Bewertungsoptik am attraktivsten bewertete globale Aktiensektor ist, wie bereits im Dezember, Energie. Seine Bewertung hat sich im Quartalsvergleich verbessert, und zwar vom 57. auf das 49. Perzentil. Vor allem die Dividendenausschüttungen von 4% vermögen zu überzeugen.

Allerdings sind die kurzfristigen Aussichten für den Sektor verhalten. Das Ölkartell Opec+ hat beschlossen, ab April die Förderung wieder zu erhöhen, obwohl die Notierungen für die Sorte Brent seit Monaten lediglich zwischen 70 und 80 $ pendeln und derzeit auf dem niedrigsten Stand seit drei Jahren liegen.

Die Erdölvereinigung wird nun schrittweise die früher beschlossenen Kürzungen von 2,2 Mio. Fass pro Tag bis Ende 2026 rückgängig machen. In Kombination mit dem Trump’schen Handelskrieg und den dadurch jüngst wieder aufgekommenen Wachstumssorgen dürfte der Abwärtsdruck auf die Ölpreise vorderhand anhalten, was auch Energieaktien belasten dürfte.

Positiv zu vermerken ist indes, dass die strategische Ölreserve der USA derzeit ungewöhnlich niedrig ist. Sollte die Regierung diese bald wieder aufstocken, würde dies den Sektor unterstützen. Setzt sich die jüngst beobachtete Dollarschwäche fort und kommt es tatsächlich zu den angekündigten Stimulusmassnahmen in Europa und in China, wäre das ebenfalls positiv für Rohstoffnotierungen. Zudem sind die Marktteilnehmer – wenn man die jüngste Umfrage unter Fondsmanagern zum Nennwert nimmt – dem Sektor gegenüber weiterhin skeptisch eingestellt, was aus Contrarian-Optik erfreulich ist.

Attraktiver Gesundheitssektor

Mit einem Bewertungsscore von gemässigten 64 gehört auch der Gesundheitssektor zu den attraktiveren Segmenten. Nach einer langen Durststrecke hat sich das Momentum des MSCI Health Care in diesem Jahr positiv entwickelt. 2025 gehört die Branche bislang zu den stärksten überhaupt.

Der Sektor scheint den Schock über die Ernennung des der Pharmabranche gegenüber kritisch eingestellten Robert F. Kennedy zum neuen US-Gesundheitsminister verdaut zu haben. Die Präferenzverschiebung der Anleger zugunsten von defensiven Segmenten kommt der Branche ebenfalls zugute. Angesichts der grossen wirtschaftlichen und politischen Unsicherheit stehen weniger konjunktursensitive Valoren hoch im Kurs.

Europa hat weiterhin einen Bewertungsvorteil

Die Betrachtung globaler Sektoren vermag regionale Unterschiede zu verdecken. Es kann sich deshalb lohnen, zusätzlich die amerikanischen und die europäischen Sektoren getrennt zu beleuchten (für beide Segmente gibt es an der Schweizer Börse gehandelte ETF, siehe unten).

Nach der Aufholjagd europäischer Valoren in den vergangenen Monaten haben sich die Unterschiede bei der Sektorbewertung in der Tendenz zwar verringert. Dennoch bleiben sie in gewissen Segmenten signifikant. So zeigt sich beim Basiskonsumgütersektor nach wie vor eine beträchtliche Diskrepanz, die sich zuletzt noch zusätzlich ausgeweitet hat: Während der US-Sektor auf dem 90. Perzentil handelt, ist das europäische Pendant (25. Perzentil) überaus günstig bewertet.

Auch bei Versorgern (48. vs. 82. Perzentil), Unternehmen des zyklischen Konsums (53. vs. 87. Perzentil) sowie bei Energie (30. vs. 55. Perzentil) und Finanz (71. vs. 95. Perzentil) hat Europa die Nase vorn.

Während in den USA lediglich der Immobiliensektor unter dem Median handelt, erfüllen auf dem Alten Kontinent die Branchen Basiskonsum (25. Perzentil), Energie (30. Perzentil), Immobilien (31. Perzentil) und Versorger (48. Perzentil) das Kriterium. Der einzige europäische Sektor, der teurer ist als sein US-Pendant, ist Gesundheit (68. vs. 60. Perzentil).


An der Schweizer Börse gehandelte Sektor-ETF

Anleger, die eine Sektorstrategie umsetzen möchten, können beispielsweise die folgenden an der Schweizer Börse kotierten globalen Branchen-ETF in Erwägung ziehen.

Wer seine Strategie verfeinern möchte, kann zudem auf US-Sektor-ETF setzen.

Und zum Schluss folgt eine Auswahl an ETF auf die verschiedenen Sektoren des MSCI Europe:

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