Das Alter von Joe Biden dominiert die Berichterstattung über die Debatte auf CNN. Trump sei ausgewichen und habe viel gelogen, wirke aber fitter.

cog./etz. Joe Biden will weitere vier Jahre Präsident der USA sein, Donald Trump will es wieder werden. In der Nacht auf Freitag haben sich die beiden Bewerber für das wohl bedeutendste Präsidentenamt der Welt zum ersten Mal seit 2020 live im Fernsehen duelliert. Im Vorfeld beschäftigte das Publikum vor allem eine Frage: Wer stolpert zuerst?

Die Fitness der beiden Kandidaten, Biden ist 81 und Trump 78 Jahre alt, war auch das Hauptthema in der weltweiten Berichterstattung der Medien über das grosse Fernsehereignis. Insbesondere das Alter des Amtsinhabers Biden sorgte für grundlegende Diskussionen.

Einige Demokraten wollen eine neue Kandidatur

Die «New York Times» schrieb, Präsident Biden habe sich vom TV-Duell erhofft, zwei Monate vor der offiziellen Nominierung als demokratischer Präsidentschaftskandidat ein neues Momentum aufzubauen. Stattdessen habe sein Auftritt Panik unter den Demokraten ausgelöst. «Herr Biden verliess das Fernsehstudio und sah sich einem Referendum über sich selbst und seine Fähigkeiten ausgesetzt.» Diese Stimmung könne noch Tage, wenn nicht noch länger nachhallen.

Im demokratischen Lager hat es laut der «New York Times» nach der Debatte engagierte Diskussionen darüber gegeben, wie man Biden zum Rückzug bewegen könnte. Als Quelle nannte die Zeitung einen altgedienten demokratischen Strategen. Dieser habe gesagt: «Biden steht vor einem Crescendo von Rücktrittsforderungen.»

Die «Financial Times» zitierte anonyme Vertreter der Demokratischen Partei. Biden müsse jetzt etwas Patriotisches tun und zur Seite treten, habe ein Demokrat gesagt. Man brauche nun einen offenen Austausch, der das amerikanische Volk aufrüttle, wie man es noch nie gesehen habe. Ein anderer Insider aus dem demokratischen Lager soll über den Auftritt Bidens gesagt haben: «Er bestätigte unsere schlimmsten Befürchtungen.»

Zurückhaltender äusserte sich David Axelrod, ein Berater des ehemaligen Präsidenten Barack Obama. Axelrod sagte in der «Financial Times», Biden habe in einigen politischen Fragen gepunktet. Er räumte dann aber ein, die Diskussionen, ob Biden «weitermachen sollte», seien gerechtfertigt.

Die «Washington Post» schreibt, Biden habe bei seinen Kontern zeitweise gestottert, seine Worte gemurmelt, mit einer dünnen Stimme gesprochen. Ja in manchen Momenten habe er gar deutlich verwirrt gewirkt. Die «Washington Post» beschreibt einen etwas unsicheren alten Mann, ohne Biden direkt als solchen zu bezeichnen. Nur das: Der Auftritt von Biden habe wenig dafür getan, die Zweifel der Demokraten wegen seines Alters zu zerstreuen. Das «Wall Street Journal» schreibt gar, Joe Biden sei bei der Debatte gegen Donald Trump «abgestürzt». Der Präsident habe unsicher gewirkt, während Trump meist die Fassung behalten habe.

Joe Biden hatte vor der Debatte in den Umfragen auf Donald Trump aufgeholt, liegt jedoch vor allem in einigen Swing States leicht hinten. Die demokratischen Wählerinnen und Wähler zweifeln an Joe Bidens geistiger und körperlicher Fitness. Grosse Medienhäuser von den USA über England bis Indien schreiben fast einstimmig, Biden habe die Sorgen der Demokraten am Donnerstagabend verstärkt.

Die BBC beschrieb die Sorgen vieler Amerikaner über das Alter von Biden und seine Eignung für eine weitere Amtszeit. Und weiter: «Zu sagen, dass diese Debatte diese Sorgen nicht gerade zum Schweigen gebracht habe, wäre wohl eine der grössten Untertreibungen des Jahres.»

Ein erster Sieg für Trump

Im Nachgang des TV-Duells veröffentlichte der amerikanische Sender CNN eine erste Umfrage. Das Ergebnis war eindeutig: 67 Prozent der Teilnehmer sprachen Trump den Sieg zu, nur 33 Prozent votierten für Biden. Dieser sprach später davon, dass er es «gut» gemacht habe. Dann fügte er an, dass er Halsweh habe. Angesprochen auf seine Leistung im TV-Duell soll Biden laut der «Financial Times» gesagt haben: «Es ist schwer, mit einem Lügner zu diskutieren.» Die Vizepräsidentin Kamala Harris musste sich im Nachgang der Debatte im amerikanischen Fernsehen trotzdem für Bidens Auftritt rechtfertigen.

Die Kritik an Biden bezieht sich fast ausschliesslich darauf, dass er alt und gebrechlich wirkt. Und Trump? Die spanische Zeitung «El Universal» schreibt: «Biden stolpert, während Trump lügt und sich weigert, das Wahlergebnis zu respektieren.» Trump wich den Fragen aus, doch was er sagen wollte, sagte er mit Verve. Das liess ihn fitter wirken als seinen Kontrahenten. Der amerikanische Sender CBC News schrieb, dass vieles, was Trump gesagt habe, sachlich falsch gewesen sei. Doch Trump habe mit Selbstvertrauen gesprochen, und er habe Energie. Ähnlich sah es auch die französische Zeitung «Le Monde»: «Der 78-jährige Donald Trump wirkte kämpferischer.»

Mit Agenturmaterial.

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