Montag, November 25

Der Milchverarbeiter will das operative Geschäft mit dem Verkauf an einen Finanzinvestor retten. Doch für die Aktionäre und Gläubiger verheisst das nichts Gutes.

Irgendwann war klar, dass es beim Milchverarbeiter Hochdorf keine Lösung mehr gibt, bei denen für alle Beteiligten etwas drinliegt. Angesichts der enormen Schuldenlast sieht die Firma nur noch einen Ausweg. Das operative Geschäft soll an einen Finanzinvestor verkauft werden. Die überschuldete börsenkotierte Muttergesellschaft ginge dann in Nachlassstundung.

Für die 361 Mitarbeiter, Kunden und Milchbauern wäre das eine gute Nachricht, weil dadurch der Betrieb in der Tochter Hochdorf Swiss Nutrition weiter laufen könnte. Sie produziert Babynahrung, etwa unter der Marke Bimbosan, sowie Milchpulver für die Nahrungsmittelindustrie.

Auch einen Bankkredit im Umfang von 67 Millionen Franken würde die Käuferin AS Equity Partners übernehmen. Sowohl der neue Investor als auch CEO Ralph Siegl, der weiterhin im Amt bleiben soll, sehen Hochdorf operativ auf Kurs. Während die rückläufige Geburtenrate in der Schweiz negativ zu werten sei, erhoffe man sich Chancen von der Öffnung des US-Markts für europäische Anbieter.

Das Nachsehen bei der am Dienstag präsentierten Lösung hätten hingegen die Aktionäre, die leer ausgehen dürften. Auch Obligationäre und übrige Gläubiger der Konzernmutter Hochdorf Holding müssen damit rechnen, dass sie nichts mehr zurück erhalten.

Das sorgte an der Börse für einen Einbruch der Hochdorf-Titel. Der Kurs sank um über 65 Prozent auf gerade noch 1.68 Franken.

Das Problem ist, dass der Verkaufspreis von 15,5 Millionen, der an die Holding fliessen würde, bei weitem nicht zur Rückzahlung einer ausstehenden Anleihe im Umfang von 125 Millionen Franken reichen würde.

Machen die Aktionäre mit?

Trotz diesen düsteren Aussichten appellierte der Hochdorf-Präsident Jürg Oleas an die Aktionäre, dem Vorhaben zuzustimmen, damit das Unternehmen weiter bestehen kann. An der ausserordentlichen Generalversammlung vom 18. September müssen mindestens zwei Drittel der Aktionäre den Verkauf gutheissen. Zudem wird über die Dekotierung der Hochdorf-Aktien abgestimmt.

Die wichtigsten Aktionäre haben sich noch nicht offiziell zum Vorhaben geäussert. Doch an der Generalversammlung im Frühling hatte sich eine klare Mehrheit für den eingeschlagenen Kurs des Verwaltungsrats ausgesprochen, obwohl schon damals das Risiko eines Totalverlusts für die Aktionäre im Raum stand.

Grund dafür ist, dass mehrere Anteilseigner grundsätzlich von einem Fortbestehen der Firma profitieren. Zum Beispiel ist das der Tunesier Amir Mechria, mit 20,7 Prozent der grösste Aktionär. Er vertreibt mit seinem Unternehmen Pharmalys die Babynahrung von Hochdorf in Nordafrika und im Nahen Osten.

Eine frühere Hochdorf-Führung hatte sich einst an Pharmalys beteiligt und den Anteil später wieder an Mechria zurückverkauft. Es war einer von verschiedenen unglücklichen Strategie-Schwenkern, die das Unternehmen in die schwierige finanzielle Lage gebracht hat.

Wichtige Funktion für Milchbauern

Anders ist die Lage bei der ZMP Invest, die knapp 18 Prozent an der Hochdorf Holding hält. Die ZMP Invest ist im Besitz der Genossenschaft der Zentralschweizer Milchbauern und stieg im Jahr 2008 bei Hochdorf ein. Mit ein Grund war damals die Tatsache, dass die Firma eine wichtige Funktion bei der Regulierung des Milchpreises hatte. Wenn es zu viel Milch auf dem Markt hat, kann dieses Überangebot durch die Herstellung von Milchpulver abgebaut werden.

Seit 2021 liefern die Zentralschweizer Milchbauern zwar ihre Milch nicht mehr an Hochdorf, weil dieser Standort geschlossen wird. Doch selbst wenn die verbleibende Hochdorf-Fabrik im thurgauischen Sulgen schliessen müsste, wäre das für die Schweizer Milchwirtschaft als Ganzes ein Nachteil, weil ein wichtiger Abnehmer wegfallen würde. Hochdorf verarbeitet rund 7 Prozent der Schweizer Milchmenge.

Da nimmt man bei der ZMP Invest lieber einen Abschreiber von rund sechs Millionen Franken in Kauf. Mit so viel stand die Hochdorf-Beteiligung Ende 2023 noch in den Büchern. Verglichen mit der Beteiligung von 53,25 Prozent am Milchkonzern Emmi ist das Engagement bei ZMP Invest ein eher kleiner Posten.

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