Mittwoch, Januar 15

Mit Aktien von Biotech-Unternehmen will momentan kaum jemand etwas zu tun haben. Doch die Perspektiven für Investitionen sind nicht so schlecht. Nach dem Ausverkauf der letzten Monate ist der Sektor bestechend günstig bewertet. Für eine kräftige Gegenbewegung braucht es wenig.

Die Nervosität an den amerikanischen Aktienmärkten ist weiterhin gross. Der Leitindex S&P 500 konnte sich am Dienstag am Ende einer volatilen Sitzung knapp ins Plus retten. Der Nasdaq 100 mit den grössten Technologiewerten gab 0,1% nach.

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Die Kursgewinne im unmittelbaren Nachgang der US-Wahlen sind inzwischen praktisch vollständig erodiert. Besonders populäre Titel aus dem Tech-Sektor wie Nvidia, Broadcom und Tesla haben in den vergangenen Wochen mehr als 10% korrigiert. Der Nasdaq 100 hat seit dem Allzeithoch von Mitte Dezember mehr als 6% an Terrain eingebüsst und handelt de facto auf dem gleichen Stand wie im letzten Sommer.

Der Fokus an den Finanzmärkten richtet sich auf die Zinsen. Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen ist zu Wochenbeginn auf mehr als 4,8% geklettert; das höchste Niveau seit Oktober 2023. Tech-Aktien reagieren wegen ihres spekulativen Naturells auf den Druck des Bondmarkts besonders empfindlich.

Eine leichte Entspannung bei den Daten zu den US-Produzentenpreisen haben am Dienstag nur temporär für Aufatmen gesorgt. Das Hauptereignis dieser Woche ist die neuste Lesung zum Index der Konsumentenpreise (Consumer Price Index, CPI) heute Mittwoch. Im Optionenhandel wird auf die grösste Kursbewegung des S&P 500 bei der Veröffentlichung der CPI-Daten seit März 2023 spekuliert, als die Krise bei den Regionalbanken die Märkte in Atem hielt.

Ökonomen rechnen damit, dass sich die Teuerung in den USA im Dezember im Vorjahresvergleich weiter auf 2,9% erhöht hat; nach 2,7% im November. Die CPI-Kernrate (ohne Nahrungsmittel und Energie) soll auf 3,3% verharrt sein. Auf sequenzieller Basis wird gegenüber November ein abermaliger Anstieg von 0,3% erwartet, wogegen bei der Kernrate auf eine leichte Abkühlung auf 0,2% gehofft wird.

Am schwächsten schnitten am Dienstag einmal mehr Aktien aus dem Gesundheitssektor ab. Dieses Muster ist bekannt. Der S&P 500 Health Care Index ist dem Gesamtmarkt 2024 weit hinterherhinkt – wie schon im Verlauf von 2023. Nicht besser erging es Unternehmen aus der Biotech-Branche. Der Nasdaq Biotechnology Index beendete das letzte Jahr sogar im Minus.

In Anbetracht der enttäuschenden Performance fragt sich, ob es überhaupt noch schlimmer werden kann. Vor allem in den letzten Monaten hat sich die Stimmung im Sektor stark eingetrübt. In der heutigen Ausgabe von «The Pulse» befassen wir uns deshalb mit den Argumenten, die aus einer Contrarian-Perspektive für ein Comeback sprechen.

Gemischte Signale aus San Francisco

An Gesprächsstoff fehlt es im Biotech-Sektor momentan nicht. Das «Who is Who» der Branche versammelt sich diese Woche zur jährlichen J.P. Morgan Healthcare Conference in San Francisco, dem wichtigsten Treffen für Investoren. Nachdem gegen den CEO der Krankenkasse UnitedHealthcare, Brian Thompson, vor wenigen Wochen in New York ein tödliches Attentat verübt worden ist, sind die Sicherheitsvorkehrungen besonders gross.

Im Rahmen der Konferenz werden nicht nur Präsentationen zu den neusten Forschungsresultaten gehalten. Oftmals werden auch Übernahmen und Fusionen angekündigt. So übernimmt Johnson & Johnson Intra-Cellular Therapies, den Hersteller des Blockbuster-Medikaments Caplyta gegen Schizophrenie und Depressionen. Zum Preis von 14,6 Mrd. $ handelt es sich um den grössten Deal seit Ende 2023.

Für Aufmerksamkeit sorgen ausserdem zwei Akquisitionen im Bereich Onkologie. Eli Lilly kauft Scorpion Therapeutics für bis zu 2,5 Mrd. $. GSK, vormals GlaxoSmithKline, zahlt 1 Mrd. $ für IDRx. In beiden Fällen handelt es sich um die Übernahme eines privaten Unternehmens.

Trotzdem ist die Reaktion an der Börse verhalten. Der XBI Biotech-ETF, der gut 150 kleinere bis mittelgrosse Gesellschaften umfasst, hat am Dienstag knapp 3% im Minus geschlossen. Dies, nachdem er bereits zum Wochenauftakt an Terrain eingebüsst hatte. Grund dafür dürften unter anderem enttäuschende Vorabzahlen zur anstehenden Berichtssaison sein.

Moderna warnt, dass sich das operative Geschäft dieses Jahr schwächer entwickeln wird, als bisher in Aussicht gestellt. Der mRNA-Spezialist und Hersteller des Covid-Impfstoffs Spikevax rechnet nur noch mit 1,5 bis 2,5 Mrd. $ Umsatz anstatt mit 2,5 bis 3,5 Mrd. $, wie im September kommuniziert. Bereits damals musste CEO Stéphane Bancel den angestrebten Zeitpunkt bis zum Erreichen der Gewinnschwelle von 2026 auf 2028 verschieben.

Die Aktien sackten am Montag nach der Umsatzwarnung 17% ab. Auch die Titel anderer Impfstoffhersteller wie Novavax und BioNTech gerieten in Sippenhaft. Moderna ist ein Extrembeispiel für die generelle Malaise im Biotech-Sektor. Auf dem Zenit des Covid-Booms im August 2021 wurde das Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung von 196 Mrd. $ höher bewertet als Branchenleader Amgen. Heute bewegt sich der Kurs auf dem fast gleichen Niveau wie vor dem Ausbruch der Pandemie.

Rennen um die Schlankmacherpille

Mit durchwachsenen Nachrichten wartet ebenso Eli Lilly auf. Der Pharmariese geht für das Gesamtjahr 2024 neu von 45 Mrd. $ Umsatz aus. Das entspricht zwar noch immer einem beeindruckenden Wachstum von 32% gegenüber dem Vorjahr. Wegen eines geringer als erwarteten Absatzes seiner Schlankmacher- und Diabetesmedikamente muss der Konzern die Prognose aber erneut senken, nachdem er sie bereits im Oktober auf 45,4 bis 46 Mrd. $ gekürzt hatte.

Die Reaktion an der Börse ist harsch. Die Aktien von Eli Lilly schlossen am Dienstagabend annähernd 7% tiefer. Seit dem Allzeithoch von Ende August hat der Kurs inzwischen rund 23% korrigiert. Die in New York gehandelten Titel des dänischen Konkurrenten Novo Nordisk sind fast 45% eingebrochen. Massgeblich dazu beigetragen hat der Rücksetzer von Ende Dezember, als Testdaten zum Abnehmpräparat CagriSema enttäuschten.

Wie es mit Abnehmmitteln weitergeht, wird dieses Jahr zu den wichtigsten Fragen für Investitionen im Gesundheitssektor zählen. Der Hype um die GLP-1-Medikamente von Novo und Lilly hat sich im zweiten Halbjahr 2024 etwas erschöpft. Ob die Begeisterung neu erwacht, wird unter anderem davon abhängen, ob es Fortschritte mit neuen Präparaten gibt, die nicht mehr gespritzt werden müssen, sondern in Form einer Pille eingenommen werden können.

Ausser den beiden Marktführern sind in dieser Hinsicht ebenso die Schwergewichte Pfizer, Roche und Amgen im Rennen. Hinzu kommen kleinere Firmen wie Structure Therapeutics, Terns Pharmaceuticals, Viking Therapeutics oder Zealand Pharma aus Europa. Mit Spannung verfolgt wird ebenso die Anwendung von GLP-1-Wirkstoffen bei Alzheimer-Patienten, wozu Novo voraussichtlich im zweiten Halbjahr Phase-III-Daten präsentieren wird.

Möglicherweise wäre es für die Stimmung im Biotech-Sektor aber positiv, wenn sich die Euphorie um Medikamente gegen Fettleibigkeit legt und andere Bereiche etwas mehr Aufmerksamkeit erhielten. Von Bedeutung ist in dieser Hinsicht etwa der Entscheid der US-Gesundheitsbehörde FDA zu einem Opioid-freien Mittel gegen akute Schmerzen von Vertex Pharmaceuticals, der Ende Januar erwartet wird.

Ein wichtiger FDA-Entscheid steht ebenso für Alnylam Pharmaceuticals im März bezüglich der Zulassung eines innovativen Medikaments gegen die Herzerkrankung ATTR-Amyloidose an. Regeneron Pharmaceuticals wird derweil im zweiten Semester spätklinische Ergebnisse zu einer Antikörpertherapie gegen die chronische Lungenerkrankung COPD präsentieren, die den Aktienkurs bewegen dürften – um hier nur einige potenzielle Highlights zum Thema Forschung und Entwicklung zu nennen.

Weiter von Bedeutung ist, wie sich die kommerzielle Anwendung von Genscherentherapien gestaltet. Trotz ersten Durchbrüchen wie im Fall von Casgevy, einem Verfahren von Crispr Therapeutics und Vertex zur Behandlung der Blutkrankheit Sichelzellenanämie, sind die Einnahmen auf diesem Gebiet bisher enttäuschend. Bluebird Bio, ein anderer prominenter Name in der Entwicklung von Genscherentherapien, kämpft ums Überleben.

Patentklippe rückt näher

Ein zweiter Schlüsselfaktor für ein potenzielles Comeback des Biotech-Sektors und Aktien aus dem Gesundheitswesen im Allgemeinen wird sein, was sich in Washington abspielt. Mit Robert F. Kennedy Jr. hat der zukünftige US-Präsident Donald Trump einen Impfskeptiker und Verschwörungstheoretiker für den Posten des Gesundheitsministers nominiert. Die Anhörung zu seiner Bestätigung im Senat wird in der Branche genau verfolgt werden.

«Die Unsicherheit bezüglich der Gesundheitspolitik der angehenden Trump-Regierung hat die Performance des Sektors in den vergangenen Monaten sicherlich belastet», sagt Thomas Heimann, Analyst bei der auf Biotech-Gesellschaften spezialisierten Investmentfirma HBM Partners. «Die US-Regierung hat auf die Gesundheitsbranche beträchtlichen Einfluss, doch die Befürchtungen an der Börse dürften sich wohl als übertrieben erweisen.»

Mit Erleichterung wird in der Branche aufgenommen, dass Trump den Chirurgen Martin Makary zum nächsten FDA-Chef ernannt hat. Als positives Signal wird auch die Ankündigung gewertet, dass die amtierende Chefin der Wettbewerbsbehörde FTC, Lina Khan, durch Andrew Ferguson ersetzt wird. Der Rechtsanwalt gilt als relativ offen gegenüber Firmenzusammenschlüssen, womit sich der Markt für Übernahmen beleben könnte.

Davon dürften speziell kleinere und mittelgrosse Biotech-Gesellschaften profitieren. Klar ist zudem, dass in den nächsten Jahren bei einer ganzen Reihe bedeutender Medikamente der Patentschutz abläuft. Gemäss Schätzungen von UBS könnten grosse US-Pharmakonzerne dadurch bis 2030 mehr als 70 Mrd. $ an Einnahmen verlieren. Betroffen sind besonders Bristol Myers Squibb, Merck, Johnson & Johnson und Pfizer.

Diese Lücken durch neue Wirkstoffe aus der eigenen Forschungspipeline zu stopfen, wird kaum möglich sein. Mit einer ähnlichen Patentklippe sah sich die Pharmaindustrie zuletzt in den Jahren 2012/13 konfrontiert, woraufhin es zu einer Welle von Übernahmen kam. In Kombination mit einer Lockerung der regulatorischen Rahmenbedingungen würde es nicht überraschen, wenn es nach der Flaute von 2024 nun auch vermehrt zu grösseren Deals kommt.

Günstige Gelegenheit für Investitionen

Obwohl die Stimmung auf einem gefühlten Rekordtief ist, steht es um die Perspektiven für Engagements damit gar nicht so schlecht. Zugeben, in einem Umfeld, in dem die amerikanische Wirtschaft weiterhin robust wächst und die Zinsen auf erhöhtem Niveau verharren, dürften es Aktien von Biotech-Unternehmen nicht einfach haben. Die makroökonomischen Bedingungen können sich aber auch ändern.

Angesichts des grossen Drucks am Bondmarkt und der Problematik des steigenden Dollars erscheint die Wahrscheinlichkeit sogar ziemlich gross, dass es an den Finanzmärkten und/oder in der US-Wirtschaft früher oder später zu gravierenden Komplikationen kommt. In einem solchen Szenario werden Aktien aus dem Gesundheitssektor wegen ihres defensiven Profils gefragt sein. Biotech-Unternehmen würde zudem entgegenkommen, wenn die US-Notenbank die Zinsen senken müsste, um die Lage zu stabilisieren.

Auf dem gegenwärtigen Niveau braucht es für angenehme Überraschungen jedenfalls nur wenig. Gerade im Vergleich zu Tech-Aktien, die viele Investoren nach der überragenden Performance der letzten zwei Jahre stark übergewichten, sind die Bewertungen im verschmähten Biotech-Sektor bestechend günstig.

Aus Sicht von The Market sollten Biotech-Aktien im Portfolio deshalb nicht fehlen. Als Kernpositionen eignen sich grössere Namen wie Amgen, Regeneron, Vertex oder Gilead Sciences. Amgen beispielsweise handelt auf Basis der Analystenschätzungen für die nächsten zwölf Monate zu einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von bloss 13, was historisch wie auch im Vergleich zum Gesamtmarkt überaus attraktiv ist. Selbst ein qualitativ hochstehendes Wachstumsunternehmen wie Regeneron ist derzeit zu einem KGV von 15 zu haben.

Als Arrondierung eignen sich Positionen in kleineren Unternehmen, bei denen die Risiken entsprechend grösser sind. The Market hat dazu Anfang Woche sechs Favoriten aus Europa präsentiert. Ein weiterer Ansatzpunkt sind spezialisierte Biotech-Fonds, die gegenwärtig zu einem überdurchschnittlich hohen Abschlag auf den inneren Wert handeln.


Deep Diving

An dieser Stelle präsentieren wir wie immer einige Links, die einen vertieften Einblick in ein aktuelles Thema geben:

  • Am kommenden Montag wird Donald Trump als US-Präsident vereidigt. Eine der wichtigsten Frage ist, wie drastisch er mit neuen Zöllen nach seinem Antritt vorgehen wird. China bereitet sich schon seit Jahren auf eine weitere Eskalation des Handelskriegs vor. Viele chinesische Unternehmen betreiben inzwischen redundante Fabriken im Ausland. Über ein anschauliches Beispiel zu einem Hersteller von Kupfer- und Fiberoptikkabel für Rechenzentren berichtet der Blog «Digits zu Dollars».
  • Einige wenige Internetplattformen wie Facebook, Instagram und X (Twitter) haben das Geschäft mit sozialen Medien lange dominiert. Neue Konkurrenten wie TikTok waren äussert selten. Doch seit einiger Zeit findet eine Abwanderung zu kleineren Diensten wie Truth Social, Mastodon oder Bluesky statt. Das Magazin «Noema» geht der Frage nach, was passieren könnte, wenn sich der Diskurs im Internet weiter in politisch homogene, selbstverwaltete Onlinegemeinschaften aufspaltet.
  • Die nächste Generation von Smart Glasses – Brillen, die digitale Informationen zum Sichtfeld des Benutzers hinzufügen – haben an der Technologiemesse CES in Las Vegas für viel Gesprächsstoff gesorgt. Besonders beliebt ist das neuste Modell von Meta Platforms in Zusammenarbeit mit Ray-Ban. Die Onlinepublikation «The Verge» präsentiert eine Übersicht über die neusten Trends bei virtuellen Displays.

Und zum Schluss noch dies: City on Fire

Das Ausmass von Leid und Zerstörung ist nur schwer begreifbar, wenn überhaupt. Die Brände im Grossraum Los Angeles haben zum heutigen Stand 24 Menschenleben gefordert, sechzehn weitere Personen werden vermisst. Wobei diese Zahlen gemäss den Behörden in den kommenden Tagen weiter steigen dürften.

Mehr als 12’000 Häuser, Läden, Schulen und andere Gebäude sind den Flammen zum Opfer gefallen. Die beiden grössten Brände, das Palisades Fire in der Umgebung von Santa Monica und das Eaton Fire in der Nähe von Pasadena, sind weitgehend unter Kontrolle. Angesichts neuer Stürme bleiben aber weite Teile Südkaliforniens bis Mittwochabend unter Alarmbereitschaft.

Die Flammen haben ganze Wohnviertel dem Erdboden gleich gemacht. Zu den Kosten sind nur grobe Annäherungen möglich, und die Schätzungen gehen weit auseinander. Manche der betroffenen Gegenden zählen zu den teuersten Amerikas. An der Küste zwischen Santa Monica und Malibu, wo das Palisades Fire wütete, beläuft sich der Durchschnittspreis für ein Eigenheim auf mehr als 2 Mio. $.

Gemäss manchen Berechnungen könnte es sich sogar um die kostspieligste Klimakatastrophe in der US-Geschichte handeln. Der Meteo-Dienst AccuWeather hat seine Schätzung zu Wochenbeginn auf 250 bis 275 Mrd. $ erhöht. Zum Vergleich: Der Schaden, den Hurrikan Helene letztes Jahr im Südosten der USA angerichtet hat, wird auf rund 225 bis 250 Mrd. $ beziffert.

Solche Zahlen sorgen an den Finanzmärkten für Nervosität. Versichereraktien wie Allstate, Travelers und Chubb sind unter Druck geraten, wobei zu Wochenbeginn eine gewisse Erholung eingesetzt hat. Am schlimmsten trifft es Mercury General. Der Versicherer, der fast ein Viertel seiner Prämien in Kalifornien einnimmt, hat seit letztem Mittwoch einen Kurseinbruch von annähernd 30% erlitten.

Ob es sich nur um einen kurzen Schock an den Börsen handelt, wird sich zeigen. Grosse Versicherer haben in den letzten zwei Jahren keine neuen Policen mehr in Kalifornien abgeschlossen, nachdem die Regulatoren Anträge auf Prämienerhöhungen abgelehnt haben. Als letzte Option blieb vielen Hauseigentümern deshalb nur FAIR Plan, ein Pool von Versicherern, die per Gesetz Brandschutzpolicen an Haushalte verkaufen müssen, die sonst keine reguläre Versicherung finden.

Unwohl ist es Investoren ebenso in den Aktien von PG&E. Mit vollem Namen Pacific Gas and Electric Company genannt, bedient der Versorger zwar den nördlichen Teil Kaliforniens. Ein Kurzschluss in seinen Stromleitungen hatte 2018 das Camp Fire ausgelöst, bei dem 85 Menschen umkamen, woraufhin er Konkurs erklären musste. Nach den tragischen Ereignissen in LA nehmen aber Sorgen um höhere Versicherungskosten für die gesamte Branche zu.

In eine ungemütliche Situation könnte Southern California Edison geraten. Auf Basis von Foto- und Videoaufnahmen bestehen Befürchtungen, dass das Eaton Fire mit einem Brand bei einem Hochspannungsmast des regionalen Versorgers begonnen hat. Der Kurs des Mutterkonzerns Edison International ist fast 30% eingebrochen.

Anzeichen von Unbehagen zeigen sich auch an den Kreditmärkten. Die Risikoprämie auf Anleihen des Los Angeles Department of Water and Power (LADWP) ist deutlich gestiegen. Das grösste US-Stadtwerk bedient rund 3,8 Mio. Zum Versorgungsgebiet zählt unter anderem die Gegend, in der das Palisades Fire gewütet hat und wo bei den Löschversuchen Probleme mit der Wasserzufuhr aufgetreten sind.

Wie Bloomberg News berichtet, musste LADWP die auf Mittwoch geplante Emission einer Anleihe verschieben. Höhere Risikoprämien werden ebenso auf Schulden von Southern California Edison und PG&E verlangt. Standard & Poor’s befürchtet mögliche Auswirkungen für Kreditemittenten im gesamten öffentlichen Sektor der USA. Die Ratingagentur prüft speziell, «wie sich die zunehmende Häufigkeit und Tragweite von Waldbränden auf unsere Bonitätsanalyse auswirkt».

Noch eine Präzisierung: In der letzten Ausgabe von «The Pulse» haben wir an dieser Stelle berichtet, dass die Australierin Laura Enever die Rekordhalterin im Big Wave Surfing mit einer gesurften Welle von knapp 44 Fuss (13,3 Meter) sei. Das stimmt nur teilweise, ihr Titel ist umstritten. Anspruch darauf erhebt auch die Französin Justine Dupont mit einer Welle von 75 Fuss (22,9 Meter), was allerdings nicht vom Guinness Buch der Rekorde bestätigt wird.

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