Donnerstag, Oktober 31

Bitcoin ist die bekannteste Kryptowährung. Das schlägt sich auch in den Mittelzuflüssen nieder, die zeitweise sogar grösser als bei Gold sind. Beide Anlagen werden von den gleichen Treibern befeuert.

Begehrlichkeiten wachsen bei der Geldanlage nicht selten durch steigende Notierungen. Zu beobachten ist das bei den Nettomittelzuflüssen in Exchange Traded Funds (ETF) auf Bitcoin, die den Kurs der bekanntesten Kryptowährung spiegeln.

Seit Jahresbeginn hat Bitcoin rund 65% an Wert gewonnen. Entsprechend steigt das Anlegerinteresse, entsprechend wachsen die Mittelzuflüsse in Bitcoin-ETF. Sie sind sogar so stark gestiegen, dass die ETF innerhalb von neun Monaten seit der Lancierung über 20 Mrd. $ einsammeln konnten. Gold-ETF benötigten dafür 5 Jahre, hält der Krypto-Experte Jonas Gross fest.

Gold vs. Bitcoin: ein schräger Vergleich? Keinesfalls, denn das unruhige Umfeld verlangt geradezu nach Anlagen abseits von Anleihen und Aktien. Hedgefonds-Manager Paul Tudor Jones zum Beispiel setzt unter anderem auf Bitcoin wegen der hohen US-Staatsverschuldung. Und Vermögensverwalter Hendrik Leber nennt Kryptowährungen ein Goldersatz.

Das ist aus dreierlei Gründen eine nachvollziehbare Haltung. Erstens: Zwar zahlen weder Gold noch Bitcoin (und Ether, Ripple & Co. ebenso) eine Dividende. Doch die Anleger setzen stattdessen auf die Wertsteigerung. Und diese Rechnung ging zuletzt auf. Gold legte seit einem Jahr um fast 40% zu, Bitcoin um mehr als 100%. Aktien bewegen sich deutlich dahinter.

Zweitens: Beides sind knappe Güter, was bei steigender Nachfrage preistreibend wirkt. Der World Gold Council, die Branchenorganisation der Goldförderer weltweit, wird nicht müde, zu erklären, dass die Menge des bislang weltweit je geförderten Goldes einen Würfel mit einer Kantenlänge von etwa 22 Metern ergäbe. Dazu kommt jenes Gold, das sich noch in den Minen befindet und gefördert wird – im Schnitt jedes Jahr nur weitere 3’500 Tonnen. Bitcoins wiederum soll es global bloss 21 Mio. geben, so wird es in deren Protokoll, quasi in der technischen Gründungsakte, festgehalten. Geschürft wurden bereits über 19 Mio. Coins. Und das Schürfen weiterer Coins erfordert mehr Rechenleistung als früher.

Drittens korrelieren Gold und Kryptowährungen weniger, zumindest tendenziell, mit Aktien oder Anleihen. Ihr Kurs entwickelt sich also nicht im Gleichschritt mit den grossen Aktienindizes. In einer perfekten Anlagewelt würden sie sich komplett unabhängig verhalten. Doch in der Realität kommt es immer wieder zu Phasen, in denen unterschiedliche Anlageklassen gleichermassen an Wert verlieren, etwa wegen eines exogenen Schocks.

Die beruhigende Nachricht für Anleger: Diese Phasen sind Ausnahmen. Durch Beimischung von Anlagen abseits der klassischen Anlageklassen lässt sich ein Portfolio diversifizieren. In unruhigen Zeiten ist das eine attraktive Eigenschaft.

Kein Wunder also, wenn die Zuflüsse nicht nur in Gold-ETF steigen, wie The Market zuletzt berichtete, sondern auch das Interesse an Bitcoin-ETF wächst. Dies, zumal die Finanzbranche dafür sorgt, dass Kryptowährungen zunehmend auch ohne eine Wallet (digitale Geldbörse) mit ETF einfach handelbar sind.

Begehrlichkeiten werden schliesslich auch durch Zugänglichkeit geweckt.

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