Sonntag, September 29

Bitcoin-ETF verzeichnen die längste Serie von täglichen Nettoabflüssen seit ihrer Zulassung. Zudem begibt sich die weltgrösste Kryptowährung zunehmend in die Abhängigkeit des republikanischen Präsidentschaftsanwärters.

Bitcoin tut sich schwer. Letzte Woche ist die wichtigste Kryptowährung der Welt erstmals seit Februar wieder unter 54’000 $ gerutscht (gemessen am Tagesschlusskurs) – seit Ende Juli ist der Kurs um knapp ein Fünftel eingebrochen. Die gedämpfte Stimmung am Kryptomarkt lässt sich an den Zu- bzw. Abflüssen der Bitcoin-Spot-ETF in den USA ablesen.

Bis zum letzten Freitag verzeichneten die börsengehandelten Bitcoin-Fonds die längste Serie von täglichen Nettoabflüssen seit ihrer US-Zulassung zu Jahresbeginn. An insgesamt acht aufeinanderfolgenden Tagen zogen Investoren fast 1,2 Mrd. $ aus der Gruppe der zwölf ETF ab. Diese Woche konnte der kleine Exodus am Kryptomarkt zumindest gestoppt werden – am Montag betrug der Nettozufluss immerhin 117 Mio. $.

Nach einer langen Phase von Sorglosigkeit hat sich die Nervosität an den Finanzmärkten zuletzt sichtlich erhöht. Gemischte Arbeitsmarktdaten in den USA erinnerten die Anleger zuletzt daran, dass Zinssenkungen zwar die Aktienbewertung unterstützen, jedoch meist auch mit einer konjunkturellen Schwäche einhergehen, was wiederum die Gewinne der Unternehmen belastet.

Dass Bitcoin in unsicheren Phasen schon lange kein sicherer Hafen mehr ist, sondern mit nach unten gerissen wird, wenn die Kurse fallen, hat sich zuletzt beim kurzen, aber heftigen Crash Anfang August bestätigt.

US-Präsidentschaftswahlkampf hat Einfluss auf Bitcoin-Kurs

Zudem ist es kein Zufall, dass Bitcoin ausgerechnet Anfang August innerhalb weniger Tage von fast 70’000 auf 55’000 $ abgestürzt ist und sich seitdem nicht erholt hat. Zu dieser Zeit hat nämlich Kamala Harris, die US-Präsidentschaftsanwärterin der Demokraten, erstmals den republikanischen Kandidaten Donald Trump bei den Wettquoten für den Sieg am 5. November eingeholt – und seitdem ihre Führung verteidigt.

Die Kryptobranche hofft jedoch auf einen Sieg von Donald Trump.

Während Trump Bitcoin noch 2021 als «gefährlichen Betrug» brandmarkte, hat er sich in diesem Wahlkampf – wohl nicht zuletzt aus opportunistischen Beweggründen – zum Krypto-Befürworter gewandelt. Mehr noch: Seit Monaten umgarnt er geradezu die Kryptobranche. In einem von ihm auf X veröffentlichten Video verspricht er, die USA zur «Krypto-Hauptstadt des Planeten» zu machen.

Für besonderes Aufsehen sorgte Trumps Ankündigung auf der Bitcoin-Konferenz in Nashville Ende Juli, unter seiner erneuten Präsidentschaft eine nationale «strategische Bitcoin-Reserve» anlegen zu wollen. Während die Umsetzbarkeit und der Nutzen einer solchen Massnahme unter Wirtschaftswissenschaftlern kritisch gesehen wird, stiess der Vorschlag in der Krypto-Community naturgemäss auf Wohlwollen.

Im Gegensatz zu Trump hat sich Kamala Harris bisher noch nicht detailliert zu ihrer Haltung zu Bitcoin und Crypto geäussert. Dass der Bitcoin-Kurs derzeit zu einem gewissen Grad – zumindest kurzfristig – am Tropf von Donald Trump hängt, hat sich zuletzt letzte Nacht gezeigt.

Während der TV-Debatte zwischen Trump und Harris, bei der sich gemäss Einschätzung der Mehrheit der Experten die Demokratin besser geschlagen hat, reagierte Bitcoin sichtlich negativ. Zumindest kurzfristig scheint sich Bitcoin von Donald Trump abhängig gemacht zu haben.

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