Sonntag, November 24

Kann man beim Black Friday wirklich viel Geld sparen? Wie bereitet man sich am besten vor? Und was für Tricks wenden die Händler an? Die wichtigsten Fragen und Antworten

In der letzten Woche im November fallen – angeblich – die Preise. Es ist wieder Black Friday, und Händler locken die Konsumentinnen und Konsumenten mit teilweise sehr hohen Rabatten in die Läden und Online-Shops. Dieses Jahr fällt der Tag auf den 29. November.

Doch sind die angebotenen Waren am Black Friday tatsächlich besonders günstig? Und was passiert überhaupt in unserem Gehirn, wenn wir ein vermeintliches Schnäppchen erblicken? Die wichtigsten Fragen und Antworten:

Der Black Friday ist eine amerikanische Erfindung. Er findet am Freitag nach Thanksgiving statt, der in den Vereinigten Staaten ein Feiertag ist. Viele Amerikaner nutzen die Gelegenheit für ein verlängertes Wochenende. Die Händler passten sich an und boten hohe Rabatte, um die Leute in ihre Läden zu locken. Heute gilt der Black Friday als Start des Weihnachtsgeschäfts.

In der Schweiz wird zwar nicht Thanksgiving gefeiert, eine Rabattschlacht gibt es trotzdem. Die Warenhauskette Manor brachte den Black Friday 2015 in die Schweiz. Inzwischen beteiligen sich auch viele andere Händler am Black Friday.

Die Schnäppchenjagd findet dabei nicht nur an einem Tag statt, sondern zieht sich über eine ganze Woche hin. Der Montag nach dem Black Friday etwa gilt als Cyber Monday. Er wurde von Online-Händlern erfunden, die damit ihr eigenes Angebot anpreisen wollen.

Anne Herrmann ist Professorin für Wirtschaftspsychologie und leitet das Institut für Marktangebote und Konsumentscheidungen an Fachhochschule Nordwestschweiz. Sie sagt: «Eine Preisreduktion vermittelt den Eindruck eines guten Deals, denn ich bezahle weniger als erwartet.» Und einen guten Deal zu bekommen, löse in uns ein positives Gefühl aus.

Die Preisreduktion stehe für Konsumentinnen und Konsumenten dabei im Vordergrund. «Der ausgegebene Geldbetrag rückt dadurch in der eigenen Wahrnehmung in den Hintergrund und wird weniger als negativ empfundener Verlust erlebt», sagt Herrmann. Oft würden sie daher sagen, dass sie durch den Kauf einen bestimmten Betrag gespart hätten.

Beim Black Friday rechtfertigen Konsumentinnen und Konsumenten laut der Wirtschaftspsychologin Anne Herrmann ihre Einkäufe damit, dass sie nur kaufen, was sie ohnehin schon länger kaufen wollten. Sie hätten lediglich auf den Black Friday gewartet, um die Produkte zu einem reduzierten Preis zu erwerben.

Die zeitliche Nähe zu Weihnachten erlaube es ausserdem, die Einkäufe als vorgezogene Weihnachtsgeschenke zu deklarieren. So könne man rechtfertigen, doch etwas mehr zu kaufen, als man wirklich brauchte.

«Beim Black Friday werden Aktionen häufig nur für eine bestimmte Zeit angeboten», sagt die Wirtschaftspsychologin Anne Herrmann. Diese zeitliche Verknappung erzeuge einen Handlungsdruck bei den Konsumentinnen und Konsumenten. Sie müssen sich schnell entscheiden, da sie das Angebot sonst verpassen. Oft werde dies auch mit einer begrenzten Anzahl von zum reduzierten Preis angebotenen Produkten verbunden. «Das animiert die Konsumentinnen und Konsumenten dazu, sich schnell – und damit eben oft auch unüberlegter – für einen Kauf zu entscheiden, um nichts zu verpassen», sagt Herrmann.

Der wichtigste Einflussfaktor ist laut Herrmann der Preis. Dabei sei es für die Konsumentinnen und Konsumenten nicht immer nachvollziehbar, ob der zum Vergleich aufgeführte Originalpreis tatsächlich stimme und der Rabatt tatsächlich so hoch sei.

Oft werden am Black Friday Rabatte von 40 Prozent und mehr beworben. Der Rabatt bezieht sich jedoch oft nicht auf den gegenwärtigen Marktpreis, sondern auf die unverbindliche Preisempfehlung des Händlers.

Um zu überprüfen, ob es sich wirklich um ein Schnäppchen handelt, empfiehlt der Schweizer Konsumentenschutz einen Blick auf ein Vergleichsportal wie comparis.ch, toppreise.ch oder idealo.de. Dort könne man überprüfen, ob der Preis tatsächlich günstig sei oder das Produkt schon vor einigen Monaten zu diesem Preis verkauft worden sei.

Das ist schwierig zu sagen und kommt auf den Einzelfall an. Eine Untersuchung der deutschen Preisvergleichsplattform idealo.de zeigt, dass im Jahr 2023 am Black Friday 66 Prozent von 9700 untersuchten Produkten günstiger waren als im Vormonat Oktober. Bei einem Drittel war das nicht der Fall. Nur bei jedem zehnten Produkt war die Ersparnis 20 Prozent oder höher. Im Durchschnitt lag der Rabatt bei 6 Prozent.

Der Schweizer Konsumentenschutz hat im Winter 2020/21 die Preise im Bereich von IT und Unterhaltungselektronik beobachtet und verglichen. Er kommt zu dem Schluss, dass in bestimmten Fällen ein Kauf am Black Friday für die Konsumentinnen und Konsumenten ein guter Deal sei – insgesamt könne aber nur wenig gespart werden.

Der Schweizer Konsumentenschutz empfiehlt, einen kühlen Kopf zu bewahren und sich nicht durch Countdowns oder Hinweise auf begrenzte Stückzahlen unter Druck setzen zu lassen. Am besten überlege man sich schon im Vorfeld, was man kaufen wolle, und stelle eine Einkaufsliste zusammen oder gebe sich ein festes Budget für Einkäufe.

Auch Betrüger nutzen die Kauflust der Konsumentinnen und Konsumenten am Black Friday aus. Der Konsumentenschutz mahnt, bei Produkten mit extrem tiefen Preisen, die zudem nur mit Vorauskasse oder Kreditkarte bezahlt werden können, besonders vorsichtig zu sein. Es bestehe die Gefahr, dass man die bezahlte Ware nie erhalte.

Auch sogenannte Dropshipping-Shops versuchen laut Konsumentenschutz, von der Rabattschlacht zu profitieren. Darunter versteht man ein Geschäftsmodell, bei dem Händler Billigware direkt aus China an die Kundschaft verschicken, ohne diese selbst an Lager zu haben.

Exit mobile version