Im Jahr 2024 gingen im Durchschnitt 80 Blitze pro Tag über der Schweiz nieder – allerdings mit einer hohen Konzentration im Sommer. Die höchste Dichte pro Quadratkilometer wies Appenzell Innerrhoden auf. Aber auch das Tessin zählt wie gewohnt zu den Spitzenreitern.

Sie sorgen für Furcht und Faszination. Blitze sind ein Naturspektakel, aber auch eine Gefahr. Im vergangenen Jahr gingen 29 000 sogenannte Erdblitze über der Schweiz nieder, also Blitze zwischen Wolke und Erde. Wie der Blitz-Informationsdienst Aldis/Blids vermeldet, waren das 12 Prozent weniger als 2023.

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Im vergangenen Jahr war die Dichte an Blitzen in Appenzell Innerrhoden besonders hoch. Aus der Statistik geht der Bezirk Gonten als Blitz-Hotspot hervor. Dort ereigneten sich 2,75 Blitzeinschläge pro Quadratkilometer und Jahr. Die Innerrhoder Bezirke Schwende-Rüte (2,13) und Schlatt-Haslen (1,84) folgen auf den Plätzen 2 und 3.

Das Tessin: ein Hotspot Europas

Laut einer Einschätzung von Meteo Schweiz ist das allerdings ein «seltsamer Zufallstreffer», wie das Amt auf Anfrage schreibt. In Relation zur Fläche sei das Tessin am stärksten betroffen gewesen. Das bestätige den Blitzreichtum des Südkantons, der aus der langjährigen Analyse hervorgeht.

Als wetterbedingte Phänomene sind Häufigkeit und Einschlagsgebiete von Blitzen von Jahr zu Jahr unterschiedlich, wenn auch die Faustregel gilt: seltener im Flachland, häufiger in Gebirgsnähe bei höheren Temperaturen und hoher Luftfeuchtigkeit. Gerade diese klimatischen und topografischen Eigenschaften weist das Tessin auf. Die Langzeitdaten von Meteo Schweiz zeigen, dass das Südtessin mit bis zu 4 Blitzschlägen pro Quadratkilometer und Jahr zu einem der Gebiete mit der höchsten Blitzdichte Europas zählt.

Aufgrund der trockeneren Luft im Vergleich zum Tessin blitzte es hingegen im Wallis selten. Die Aldis/Blids-Messungen aus 152 Regionen zeigten die geringste Blitzdichte im neuenburgischen Boudry (0,18) und in den Walliser Bezirken Conthey (0,16) und Entremont (0,20).

Auch die Surselva ist häufig betroffen

In absoluten Zahlen trafen Blitze besonders oft den Kanton Bern, allerdings auch aufgrund seiner Grösse. Laut dem Institut Aldis/Blids schlugen 2024 dort rund 5000 Blitze ein. Sie machten 12 Prozent aller Ereignisse in der Schweiz aus. Auf die Verwaltungsgebiete heruntergebrochen, erlebten die Menschen im Bündner Bezirk Surselva mit 1000 Ereignissen die meisten Blitze.

Der blitzreichste Monat war im Jahr 2024 der Juni mit rund 9500 Einschlägen. Am häufigsten blitzte es innerhalb von 24 Stunden am 31. Juli: ganze 3200 Mal.

Die Forschung unterscheidet zwischen Flashes und Strokes. Innerhalb eines Flashs (Blitz) können sich pro Sekunde bis zu 15 Strokes (Schläge) im gleichen Blitzkanal entladen. Die Statistik basiert auf Flashes und nicht auf Strokes.

Stromversorger und Versicherer nutzen Daten

Erstmals hat Aldis/Blids auch Daten für die Schweiz veröffentlicht. Das Institut mit Sitz in Wien wertet Aufzeichnungen von rund 170 Messstationen in ganz Europa aus. Die Erforschung der Blitze hat auch viel mit dem Schutz der Stromnetze zu tun. In der Schweiz nahm der spätere ETH-Professor Karl Berger ab den 1920er Jahren eine Pionierrolle ein und untersuchte anfänglich für den Schweizerischen Elektrotechnischen Verein (heute Electrosuisse) die Auswirkungen von Blitzschlägen aufs Stromnetz und auf die Eisenbahninfrastruktur. Auf der Basis solcher Forschungen wurden Schutznormen erarbeitet.

Heute bleiben Statistiken zu Blitzeinschlägen wichtig für Stromunternehmen, Wetterdienste und Versicherungen. Wie Aldis/Blids auf Anfrage erklärt, sind gerade Versicherungsunternehmen seit rund dreissig Jahren auf die Daten angewiesen. Nur mit den exakten Angaben zu Ereignissen können die Versicherer Ansprüche überprüfen, etwa bei Schäden durch Blitzschläge an Elektrogeräten.

Wetterdienste hingegen helfen mit Gewitterwarnungen bei der Prävention von Blitzunfällen besonders im Zusammenhang mit Bergwanderungen.

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