Montag, November 25

Seit 100 Jahren baut BMW Motorräder. Zum Jubiläum lanciert der Hersteller nun die neue R 1300 GS. Die GS-Modelle mit dem Boxermotor haben die Motorradsparte von BMW gross gemacht. Ein Blick auf bisherige Modelle.

Die Erfolgsgeschichte beginnt 1980. Unter den kritischen Blicken des Fachpublikums und den erstaunten Augen der Besucher enthüllt die BMW-Truppe im September auf der Internationalen Fahrrad- und Motorradaustellung (IFMA) in Köln ein Motorrad, wie man es bis dahin noch nicht gesehen hat. Ausgestattet mit langen Federwegen, Kardanantrieb, Einarmschwinge, grossen Rädern und viel Bodenfreiheit verspricht die R 80 G/S ein umfangreiches Einsatzspektrum im Gelände und auf der Strasse.

Befeuert von einem Zweizylinder-Boxermotor – also einem Triebwerk mit sich gegenüberliegenden Zylindern – mit knapp 800 cm2 Hubraum, 50 PS und einer Höchstgeschwindigkeit von 168 km/h stösst die lediglich 186 Kilogramm schwere G/S in neue Dimensionen vor und avanciert nicht zuletzt auch aufgrund der robusten und zuverlässigen Konstruktion schnell zum Liebling der Globetrotter aus aller Welt. Die R 80 G/S signalisiert die Geburtsstunde der «Reiseenduros». Sie bilden ein Segment, das von allem Anfang an und bis heute ohne Unterbruch von den BMW-Boxer-Modellen dominiert wird.

Nachfolgerin der R 80 G/S wird 1987 die R 100 GS mit mehr Hubraum (980 cm2) und Leistung (60 PS) sowie besseren Bremsen. Zudem hält eine kleine Lampenmaske den gröbsten Fahrtwind etwas vom Fahrer ab. Wichtigste Novität ist jedoch die sogenannte Paralever-Hinterradaufhängung. Diese als Doppelgelenkschwinge ausgeführte Konstruktion eliminiert das bis dahin oft bemängelte Verhärten der Federung am Heck beim starken Beschleunigen.

Aufgrund der permanent strenger werdenden Abgas- und Lärmvorschriften läuft die Produktion der R 100 GS im August 1994 aus. Das Sondermodell «Paris–Dakar» bleibt jedoch bis 1996 im Sortiment. Diese Vorgängerin der späteren GS-Adventure-Versionen zollt den von Hubert Auriol und Gaston Rahier Mitte der 1980er Jahre im gleichnamigen Rally eingefahrenen Erfolgen Tribut.

Umweltauflagen, Fortschritte in der Fertigungstechnologie und Ansprüche der Kunden diktieren die Weiterentwicklung der Boxer-GS. Luft-/ölgekühlt und bestückt mit je einer obenliegenden Nockenwelle und vier Ventilen pro Zylinder eröffnet die R 1100 GS 1993 ein neues Zeitalter in der Geschichte der Boxer-GS. Dank einer Leistungssteigerung von 30 Prozent zerren nun 80 PS am Hinterrad.

Der Hubraum steigt auf 1085 cm2, die Höchstgeschwindigkeit auf 195 km/h und das Gewicht mit vollem Tank auf beachtliche 243 Kilogramm. Motor und Getriebe bilden von nun an eine tragende Einheit des Fahrwerks. Das Vorderrad wird mit der revolutionären Telelever-Aufhängung geführt, wobei ein zentral angeordnetes Federbein die Federung und Dämpfung übernimmt. Die R 1100 GS ist zudem die erste grosse Reiseenduro mit neigbarem Windschild, höhenverstellbarem Fahrersitz und ABS.

Weit weniger tiefgreifend sind die Änderungen der R 1150 GS, von der zwischen 1999 bis 2003 beachtliche 58 023 Stück ausgeliefert werden. Ein weiteres Mal steigen Hubraum, Leistung, Höchstgeschwindigkeit, und dies auf 1130 cm2, 85 PS und 195 km/h. Möglich werden diese Steigerungen durch einen geschickten, aber auch einfachen Griff ins BMW-Teileregal: Zylinder samt Kolben stammen von der BMW R 1200 C, Kurbeltrieb und Zylinderköpfe von der R 1100 S.

Eine kompaktere Kupplung und das Sechsganggetriebe der R 1100 S komplettieren zusammen mit der leistungssteigernden Auspuffanlage das üppige Technikpaket. Die jüngste Version der Boxer-GS bringt mittlerweile knapp 250 Kilogramm auf die Waage – zu viel vor allem für jene, die die GS auch abseits befestigter Strassen einsetzen wollen.

Das ändert die neue R 1200 GS ab 2004, und zwar radikal. Eindrucksvoller als der abermalige Nachschlag an Hubraum (1170 cm2), Leistung (98 PS) und Höchstgeschwindigkeit sind die Reduktionen von Verbrauch (minus 8 Prozent) und Gewicht. Die neue ist 24 Kilogramm leichter als ihre Vorgängerin – zumindest in der Basisversion.

Mittlerweile offeriert BMW für die grosse GS ein weitreichendes Sortiment an Zubehör und innovativen Sonderausstattungen wie etwa das Dynamic ESA, das ermöglicht, die Federvorspannung und die Zugstufe der Stossdämpfer vom Lenker aus während der Fahrt dem jeweiligen Strassenzustand entsprechend zu optimieren. 2010 wird die R 1200 GS von einem nun noch drehfreudigeren und stärkeren Boxer mit zwei obenliegenden Nockenwellen (DOHC) angetrieben, der mit 110 PS auftrumpfen kann.

2012 setzt BMW mit einem komplett neuen Motor die dynamische Weiterentwicklung der Boxer-GS fort. Der Hubraum bleibt mit 1170 cm2 zwar weiterhin gleich, doch sonst ist alles neu. Erstmals werden beim luft-/wassergekühlten Boxer die Zylinderköpfe vertikal von oben nach unten durchströmt. Das Getriebe ist nun im Motorblock integriert.

Obwohl der Kardanantrieb linksseitig angeordnet ist, wandert der Auspuff jetzt auf die rechte Seite. Am linken Lenkergriff befindet sich neu ein als Multicontroller bezeichneter Drehring zur einfachen und übersichtlichen Einstellung des Bordcomputers. Alle diese Änderungen bescheren der R 1200 GS nebst beachtlichen 125 PS Leistung ein weiteres Mal noch mehr Komfort, Ausstattung und souveränere Fahreigenschaften. Die Produktionszahlen widerspiegeln den durchschlagenden Erfolg der Boxer-GS: Im März 2014 läuft im BMW Werk Berlin Spandau die 500 000. GS mit Boxermotor vom Band.

Im Herbst 2018 verbessert BMW bei der grossen GS ein weiteres Mal Leistung, maximales Drehmoment sowie Verbrauchs- und Emissionswerte entscheidend. Erreicht werden diese Optimierungen insbesondere durch die sogenannte Shiftcam-Technologie zur drehzahlabhängigen Variierung der einlassseitigen Ventilsteuerzeiten. Aufgrund der Hubraumerweiterung auf 1254 cm2 heisst die Neue von nun an R 1250 GS.

Doch es nicht allein die auf 136 PS gesteigerte Leistung, die begeistert. Es sind auch die verbesserte Laufkultur, die noch überlegeneren Fahreigenschaften sowie die erneut erweiterte Ausstattung. Neu dominiert ein grosser TFT-Bildschirm das übersichtliche Cockpit. Fahrmodi, Stabilitätskontrolle und Hill-Start-Control sind nebst ABS mit an Bord – zum Teil allerdings optional. Hinzu kommen LED-Scheinwerfer mit adaptivem Kurvenlicht und ein erneut massiv erweitertes Angebot an Sonderausstattung und Zubehör. Der schnabelartige Frontkotschutz, seit 25 Jahren das Markenzeichen, bleibt der grossen Boxer-GS erhalten.

Zum einhundertsten Geburtstag der Motorradsparte lässt BMW jetzt erneut eine rundum neue Boxer-GS anrollen. Die R 1300 GS kommt mit den markanten Merkmalen bisheriger Modelle, wirkt jedoch wesentlich kompakter, leichter und dynamischer. Herzstück ist einmal mehr eine komplette Neukonstruktion des legendären Boxermotors. Das nun mit kürzerem Kolbenhub ausgelegte Aggregat schöpft aus exakt 1300 cm2 145 PS und ein maximales Drehmoment von 149 Nm.

Dank dem nun unter dem Motor platzierten Getriebe ist der gesamte Antrieb schlanker, kürzer und leichter konstruiert. Leichter und steifer ist auch der neu aus Blechschalen konstruierte Hauptrahmen mit Aluminiumheck. Insgesamt bringt die R 1300 GS 12 Kilogramm weniger auf die Waage als ihre Vorgängerin.

Heizgriffe, Schlüssellose Zündung, Tempomat, und Berganfahrhilfe gehören jetzt zur Serienausstattung. Das neue elektronische Fahrwerk kombiniert in Abhängigkeit vom gewählten Fahrmodus automatisch die passende Dämpfung und Federung. Ebenfalls als optionale Sonderausstattungen ab Werk gibt es die adaptive Fahrzeug-Höhenregulierung, den Abstandstempomaten, den Toter-Winkel-Assistent, Sitzheizungen für Fahrer und Beifahrer, LED-Licht und Blinker, Smartphone-Connectivity sowie zusätzliche Fahrmodi und vieles mehr.

Die neue BMW R 1300 GS ist ab November in den Farbevarianten GS Trophy, Triple Black und Tramuntana erhältlich – die Basisversion ab 19 690 Franken. Wie ihre zahlreichen Vorgängerinnen besitzt die Maschine gute Chancen, dass die bereits über 40-jährige Erfolgsgeschichte nahtlos weitergehen wird.

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