Der neue Elektro-Kombi überzeugt mit ausgewogenen Fahrleistungen und präziser Lenkung. Trotz einigen Schwächen im Bedienkonzept bietet er viel Komfort und moderne Technik, das allerdings noch nicht in der Schweiz.
Ein Blick in den Seitenspiegel genügt: Wer als Fahrer des neuen BMW i5 den Autobahn-Assistenten aktiviert, braucht nur noch nach links in den Spiegel zu schauen, schon setzt der Wagen automatisch den Blinker und wechselt auf die Überholspur. Aber nur, wenn die Bahn frei ist.
Was so manchem etwas gespenstisch erscheint, ist jedoch bereits Tatsache. Zumindest in Deutschland, den USA und Kanada ist diese Form des hochautomatisierten Fahrens bereits zugelassen. Ab 1. März 2025 erlaubt auch die Schweiz solche Autobahn-Assistenten. Fahrer des BMW i5 und seiner Kombiversion Touring hingegen müssen noch passen, wie es beim Schweizer Importeur auf Anfrage der NZZ heisst. BMW will erst die eigene Datenlage verbessern und firmeneigene Tests auf Schweizer Strassen durchführen, bevor sie den «Highway Assistant» hier ebenfalls freigeben.
Wer also heute einen BMW i5 Touring kauft, könnte in einiger Zeit – wann genau, lässt BMW noch offen – ein noch besseres Fahrzeug haben als zu Beginn. Bis dahin erhalten die Kunden jedoch bereits einen elektrischen Kombi mit einem Kofferraumvolumen von 570 Litern, erweiterbar auf 1700 Liter. Dabei spielt es keine Rolle, welche Antriebsvariante gewählt wird.
Denn den neuen 5er gibt es als reinen Verbrenner, als Plug-in-Hybridwagen oder als Batterie-Elektroauto. Etwa einen Drittel der Verkäufe erwartet Oliver Munder, Produktmanager der Baureihe, bei der Version i5 mit Stromantrieb. Und elektrische Kombis gibt es noch nicht allzu viele auf dem Markt, der direkte Konkurrent heisst Audi A6 E-Tron.
Der Touring dürfte sich am besten verkaufen
In der Schweiz steht die Kombi-Version Touring im Vordergrund des Kundeninteresses. Bisher ist die Klientel beim Touring im Durchschnitt 53 Jahre alt, drei Jahre jünger als bei der Stufenhecklimousine. Neu ist aber nun, dass es den 5er-Touring auch als Elektroauto gibt, zum ersten Mal in sechs Modellgenerationen seit 1991.
Zwei Modellvarianten mit einer Netto-Batteriekapazität von gut 81 kWh stehen zur Wahl. Der BMW i5 eDrive40 Touring mit Heckantrieb (ab 87 900 Franken) leistet 250 kW (340 PS) und bringt es auf eine vom Werk angegebene Reichweite von maximal 560 Kilometern. Auf 442 kW (601 PS) kommt der i5 M60 Touring mit Allradantrieb. Er liefert bis zu 506 Kilometer Reichweite und kostet ab 119 900 Franken.
Für erste Testfahrten durchs bayrische Voralpenland stand die stärkere Allradvariante zur Verfügung. Auffallend ist bei der Fahrt, wie dezent der Wagen mit seiner reichlichen Leistung umgeht. Zeigen andere Stromer eine brachiale Kraftentfaltung, hält der i5 die enorme Leistung des E-Antriebs etwas zurück, was aber nicht störend wirkt und gut für die Nackenmuskulatur ist.
Bei den Tests haben wir alle Fahrprogramme durchprobiert und stellten fest, dass sich der i5 Touring im Programm «Effizienz» als guter Gleiter auf Landstrassen und Autobahnen auszeichnet. Bei «Sport» eignet sich der Wagen als Athlet für Passfahrten, der seine Kraft mit grollendem Motorenklang synthetisch untermalt. Wählt man «Expressiv», wirkt das operettenhafte Gehabe der Soundanlage schon etwas übertrieben.
Die im Unterboden verbaute Batterie gibt dem i5 Touring einen Elektroauto-typisch tiefen Schwerpunkt, der Wagen liegt jederzeit satt auf der Strasse. In allen gewählten Fahrprogrammen zeigt sich der i5 Touring sehr stabil in der Kurve wie auch bei Beschleunigung und Abbremsen. Zur guten Wankstabilisierung passt die präzise Lenkung, die das Gefühl für den jeweiligen Fahrbahnbelag fein vermittelt.
Das Bedienkonzept hat noch Potenzial
Die Topversion bietet neben dem zumindest in Deutschland verfügbaren automatisierten Fahrsystem über Assistenten der neusten Generation und kann etwa selbständig parkieren, selbst wenn man nicht am Steuer sitzt. Das System ist wie meist bei BMW aufpreispflichtig, genauso wie andere elektronische Helferlein und Komfortmerkmale wie die Lenkradheizung.
Auf Elemente wie die Gestensteuerung kann man aber getrost verzichten, sie kann zu oft versehentlich genutzt werden und ist schlicht überflüssig. Einzig ein paar echte Tasten wären zusätzlich zum Touchscreen wünschenswert, um gewisse Funktionen direkt aufrufen zu können.
Der Innenraum des i5 Touring ist auch bei der Topversion M60 komfortabel und bietet viel Platz für vier bis fünf Personen. Der Radstand von drei Metern hätte jedoch etwas mehr Freiheit für die Beine erwarten lassen. Auch die Wahl der Materialien fürs Interieur entspricht nicht ganz dem hohen Preis und Markenstandard.
Für etwas mehr Komfort beim Aufladen an öffentlichen Ladestationen hat BMW den i5 mit der Funktion «Plug & Charge» versehen. Diese ermöglicht das sofortige Laden an der Säule ohne kompliziertes Eingeben von Kreditkartendaten. Bis zu fünf verschiedene Ladekarten können hinterlegt werden, um die Funktion zu nutzen.
Etwas enttäuschend ist ob so viel neuster Technik allerdings die Ladegeschwindigkeit. Mehr als 205 Kilowatt lassen sich an der Schnellladesäule mit Gleichstrom nicht erzielen, da ist der Audi A6 E-Tron mit 270 kW deutlich überlegen und schneller.
Am Ende sind die Unterschiede zwischen BMW i5 Touring und Audi A6 Avant E-Tron nur gering, was auch auf den ausstattungsbereinigten Preis zutrifft. Letztlich entscheidet die Präferenz des Kunden für die eine oder andere Marke, eine bereits etablierte Kundenbeziehung oder die Nähe des Wohnorts zum nächsten Händler.
Die Testfahrten wurden durch BMW unterstützt.