Montag, November 17

Seit Monaten wird Indien von Bombendrohungen heimgesucht. Flüge müssen umkehren oder notlanden, Schulen schicken die Kinder nach Hause. Auch Fünf-Sterne Hotels sind betroffen.

Die Zahl der anonymen Bombendrohungen, die in Indien dieses Jahr registriert wurden, steigt und steigt: Am Montag hat es erneut Schulen in der Hauptstadt Delhi getroffen. Behörden meldeten, dass an 40 Schulen, öffentliche und private, E-Mails eingingen, in denen behauptet wurde, es seien Bomben gut versteckt worden.

Diese würden an den Gebäuden keine grossen Schäden anrichten, aber an den Personen. Es müsse, so stand es in den Schreiben, damit gerechnet werden, dass Schülerinnen und Schüler Gliedmassen verlieren würden, falls die Bomben detonierten.

Es sind E-Mails, die Schulbehörden, die Lehrer und Eltern gleichermassen in Angst und Schrecken versetzen. Nicht zum ersten Mal wurden dieses Jahr Schulen in Delhi wegen Bombendrohungen geschlossen. Bereits im Mai erhielten 200 Schulen in der Hauptstadt entsprechende E-Mails. Immer waren es Falschmeldungen. Doch die Verunsicherung nimmt zu.

Flugverkehr von den Drohungen stark betroffen

Auch Spitäler erhielten in den vergangenen Monaten Bombendrohungen, Bahnhöfe wurden kurzzeitig geschlossen sowie Regierungsgebäude. Am meisten Chaos haben diese anonymen Drohungen allerdings beim Flugverkehr verursacht. Bis Mitte November, so vermeldet die Regierung, gab es in Indien 1000 Bombendrohungen gegen indische Flughäfen und Fluggesellschaften – das sind zehn Mal mehr als im Jahr 2023 registriert wurden.

500 Bombendrohungen gegen die zivile Luftfahrt gab es angeblich allein in der zweiten Oktoberhälfte. Alle stellten sich im Nachhinein als falsch heraus. Doch der Flugplan wurde massiv gestört. Dutzende Maschinen mussten kurz nach dem Start wieder umkehren und bis zu Hundert Tonnen Treibstoff vorher ablassen. Eine Machine der Air India, unterwegs von Delhi nach Chicago, musste im Oktober wegen einer Bombendrohung in der kanadischen Provinz notlanden. Die Passagiere wurde später mit einem kanadischen Flugzeug an den Zielort geflogen.

Eine andere Maschine wurde ebenfalls nach einer Bombendrohung von zwei Kampfjets aus Singapur eskortiert. Bisher wurden wegen der vielen falschen Bombendrohungen angeblich zwölf Personen verhaftet. Doch woher die Drohungen stammen und wer dahinter stecken könnte, darüber wird gerätselt. Die Behörden sind bisher machtlos.

Die Regierung ist machtlos

Die Absender arbeiten mit VPN-Verschlüsselungen. Bisher konnten dennoch drei Länder identifiziert werden, wo die Server registriert waren, über die die Drohungen angeblich verschickt wurden. So sollen die E-Mails über China, Russland und Ungarn an die indischen Adressen gelangt sein. Die nationalen Sicherheitskräfte, heisst es, ermittelten. Auch die kanadischen Behörden haben Ermittlungen aufgenommen.

In den Drohungen wird jeweils Lösegeld gefordert. In den jüngsten E-Mails an die Schulen wird gemäss Medienberichten jeweils 30 000 Dollar verlangt. Auch die Hotels, die in den letzten Wochen und Monaten ebenfalls erpresst wurden, sahen sich mit hohen Forderungen konfrontiert, darunter Fünf-Sterne-Häuser im vermögenden Südwesten von Delhi. Im Frühling wurde auch versucht, das berühmte Taj Mahal in Mumbai mit einer Bombendrohung zu erpressen.

Delhis Ministerpräsidentin Atishi Marlena Singh beschuldigt die Polizei, die in der Hauptstadt dem indischen Innenministerium unterstellt ist, schon viel zu lange untätig zuzuschauen. Die Sicherheitslage sei generell angespannt in der Millionenmetropole. Nachdem es in Delhi täglich zu Lösegeldforderungen, Morden und Schiessereien komme, schreibt die Politikerin auf X, erhielten jetzt auch noch die Schulen Bombendrohungen. Der von der Bundesregierung ernannte Vize-Gouverneur, der gemäss Verfassung für die Hauptstadt zuständig ist, hat sich bisher gemäss Medienberichten nicht zu den Vorfällen an den Schulen geäussert.

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