Donnerstag, Oktober 10


Mode-Trend

Als spiessiger Bourgeoisie-Treter wurde der Bootsschuh lange abgetan. Dank einer Neuinterpretation von Luxuslabels wie Miu Miu oder Fendi ist er gerade wieder «en vogue».

Dass der Bootsschuh ein Revival als modisches Trendstück erlebt, ist vor allem einer Marke zu verdanken: Miu Miu. Praktisch alles, was die Schwestermarke von Prada in den letzten Saisons auf dem Laufsteg zeigt, wird nicht nur in Windeseile analysiert, sondern auch zum Hype erkoren: Nerd-Brillen, dicke Omastrümpfe oder «ausgeliehene» Boyfriend-Stücke wie Boxershorts für das gewisse Etwas in der Frauengarderobe.

Für Frühjahr/Sommer sind es – nebst den in früheren Saisons bereits etablierten Herrenklassikern von Church’s und den New-Balance-Sneakers – die Bootsschuhe. Was das Modell von Miu Miu so besonders macht und von gängigen, klassischen Bootsschuhen auf dem Markt abhebt, sind die gerundeten Spitzen, die sie aussehen lassen wie Baguette-Brötchen. Hinzu kommt der erwähnte Unisex-Stilmix, zu dem sie kombiniert werden. Aber auch die banale, aber eben doch katalysierende Tatsache, dass sie von Miu Miu, der Trendmarke schlechthin, stammen.

Schnell angezogen

Bootsschuhe treffen den Zeitgeist, denn sie laufen unter der Kategorie «Schlupfschuhe», besser bekannt als Loafers. Diese sind bequem, flach und praktisch zum Hineinschlüpfen. Der Stil ist elegant-sportiv, einen Tick lässiger als adrette Pennyloafers, aber robuster als zarte Ballerinas. Genauso wie diese beiden Modelle sind auch Bootsschuhe Ikonen der Klassiker-Garderobe, und passen zu anderen Klassikern wie Trenchcoat, Polohemd und Chinohose.

Für diese bewährte Zeitlosigkeit werden Bootsschuhe geschätzt, in gewissen Kreisen, aber deswegen auch einmal als Symbole eines spiessigen Bourgeois-Chics verschrien. Spannend ist drum ein Spiel mit artfremden Stil-Codes, etwa der Mix von lässig-legeren Bootsschuhen zu einem eleganten, crèmeweissen Stadt-Outfit.

Auch «Deck Shoes» und «Top-Siders» genannt

Bootsschuhe wurden ursprünglich auch als «Deck Shoes» bekannt. Paul A. Sperry aus New Haven, Connecticut, soll sie 1935 erfunden haben. Die Treter aus Leder zeichnen sich durch die flache, biegsame Sohle aus, die Sperry mit feinen Messerschnitten für mehr Halt auf besonders rutschigen Bootsdecken bearbeitete und «Top-Siders» nannte. Ein weiteres Merkmal der Bootsschuhe sind die Lederstreifen, die als Schnürsenkel von den Schnürösen seitlich um den Schaft gezogen werden.

Das ist nicht nur ein dekoratives Element, sondern erfüllt einen Zweck. Der Halt des Schafts lässt sich in nassem Zustand, mit oder ohne Socken, an den Fuss anpassen. Man könnte die Konstruktion von klassischen Bootsschuhen gut auch als Kreuzung aus weichen Ledermokassins und klassischen Segelboot-Turnschuhen aus Canvas und mit weisser Gummisohle sehen.

Typisch klassische, gängige Modelle stammen von Marken wie Sperry, Sebago oder Timberland – seit den 1970er Jahren längst auch als Lifestyle-Schuh in diversen Ausführungen (etwa mit dicker Profilsohle) erhältlich. Die Schuhe bewegen sich in einer Preisspanne von 100 bis 220 Franken.

Teure Edelversionen

Die neue Generation von Bootsschuhen zeichnet sich durch einen optischen Dreh aus. Die ungefütterten Modelle von Miu Miu haben eine abgerundete Spitze und wirken mit dem gebleichten Leder so, als wären sie bereits öfter getragen worden.

Bei Bally steht eine Edelversion des Bootsschuhs im Fokus. Der «Plume» ist eine feinere, äusserst bequeme Variante für Männer wie auch für Frauen. Das Modell mit solider Goodyear-Naht kostet 850 Franken und steht auch in der Herbst/Wintersaison im Fokus, dann gar als Schnürbottine wie auch als Overknee-Stiefel.

Man findet auch ein weiteres hübsches Sommermodell bei der Herrenkollektion von Dries Van Noten: Das sandfarbene Wildledermodell für 545 Euro sticht mit seiner zweifarbigen Gummisohle ins Auge.

An den Herbst/Winter-Herrenschauen, die Anfang Jahr in Mailand gezeigt wurden, stach eine weitere Bootsschuh-Version einer Luxusmarke ins Auge: Silvia Venturini Fendis Version mit Kroko-Prägung hat auffallend dicke, segmentierte Gummisohlen. Gepaart mit dicken Wollsocken zu Männerröcken, weiten Cordhosen und Parkas setzen sie ein geerdetes und doch elegantes Fundament zum britischen Town-and-Country-Look der neuen Fendi-Männerkollektion.

Die Chefdesignerin ist sich des Trendpotenzials des Herbstschuhs bewusst: Sichtlich stolz präsentiert sie auf ihrem Instagram-Profil ein Video aus einer Schuhfabrik, das den Fendi-Bootsschuh beim Belastungstest zeigt.

Es gibt weiterhin eine Reihe von Marken, die bekannt für ihre Loafers sind, aber derzeit noch keine Bootsschuhe im Sortiment führen. Es ist aber wohl nur eine Frage der Zeit, bis man weitere modische «Deck Shoe»-Versionen bei Marken wie Tod’s, Bottega Veneta, Loewe oder Longchamp entdecken kann.

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