Mittwoch, Oktober 23

Die Borussia legt in Madrid stark los. Zu einem Sieg reicht es für den Bundesligisten dennoch nicht. Stuttgart scheitert zunächst vom Elfmeterpunkt, schlägt dann aber dennoch zu und bezwingt Juventus.

(dpa) Starker Start, ganz bitteres Ende – Borussia Dortmund hat auch bei der Neuauflage des Champions-League-Endspiels gegen Real Madrid eine Überraschung verpasst. Knapp fünf Monate nach dem unglücklichen 0:2 im Showdown von Wembley unterlag der bisherige Tabellenführer der Königsklasse dem Titelverteidiger aus Spanien im dritten Vorrundenspiel mit 2:5.

Anders als zuletzt in der Bundesliga trat der BVB vor 85 000 Zuschauern im Fussball-Tempel Bernabéu in der ersten Halbzeit couragiert auf und durfte nach den beiden Treffern von Donyell Malen (30. Minute) und Jamie Gittens (34.) auf den ersten Sieg beim spanischen Rekordmeister hoffen. Doch der Titelverteidiger schlug in unnachahmlicher Art zurück und drehte mit den Toren von Antonio Rüdiger (60.), Vinícius Júnior (62./86./93.) sowie Lucas Vázquez (83.) die Partie.

«In der zweiten Halbzeit haben wir einfach nicht das gleiche Gesicht gezeigt. Wir haben aufgehört einfach weiterzuspielen», sagte der BVB-Mittelfeldspieler Felix Nmecha bei Amazon Prime. «Wir wissen, wie Real zu Hause ist. Sie machen alles rein.»

Trotz der am Ende krachenden Niederlage bleibt die Ausgangslage der Borussia nach dem erfolgreichen Start in den Wettbewerb mit Siegen über Brügge (3:0) und Celtic Glasgow (7:1) passabel. Nächster Gegner ist Sturm Graz am 5. November in Dortmund.

Dortmund spielt zunächst clever

Der BVB-Trainer Nuri Sahin bewies beim Favoriten Mut und verbannte die bisherigen Stammkräfte Waldemar Anton, Pascal Gross und Emre Can aus der Startelf. Die dafür ins Team gerückten Niklas Süle, Nmecha und Gittens sollten nach den zuletzt schwachen Bundesliga-Spielen für neuen Schwung sorgen.

Vor den Augen von Dortmunds vorherigem Trainer Edin Terzic, der das Spiel als Fan verfolgte, begann der BVB engagiert und hatte früh den ersten Abschluss. Serhou Guirassys Schuss geriet jedoch zu zentral, um Thibaut Courtois im Tor der Gastgeber vor Probleme zu stellen. Auf der Gegenseite blockte Nmecha den ersten aussichtsreichen Versuch von Superstar Kylian Mbappé.

Die Borussia machte es clever. Dortmund hielt immer wieder lange den Ball und übte so Spielkontrolle aus. Das machte sich bezahlt. Der Revierclub vermied Fehler durch zu hektisches Aufbauspiel, liess Real kaum in Umschaltsituationen kommen und nutzte seine wenigen Chancen.

Nach einem Fehler von Vázquez am Real-Strafraum behauptete Guirassy den Ball stark mit dem Rücken zum Tor. Der Mittelstürmer legte punktgenau ab auf Malen und der Niederländer liess die mitgereisten BVB-Fans jubeln. Und es wurde noch besser für die Schwarz-Gelben. Malen setzte sich rechts durch, passte flach in die Mitte, wo Gittens der Madrid-Abwehr entwischte und zum 2:0 traf.

Real zeigt furiose Reaktion

Jetzt wurde es wild. Real reagierte mit wütenden Angriffen. Innerhalb weniger Sekunden traf zunächst Rodrygo und dann der Ex-Dortmunder Jude Bellingham die Latte (29.). Auf der Gegenseite scheiterte Julian Brandt mit einem wuchtigen Distanzschuss an Courtois.

Nach dem Seitenwechsel erhöhte Real den Druck. Sahin brachte in Anton einen zusätzlichen Verteidiger für Aussenstürmer Gittens, doch es half nicht. Die Gastgeber glichen mit zwei Toren binnen kürzester Zeit aus. Erst traf der deutsche Nationalspieler Rüdiger aus kurzer Distanz per Kopf, dann vollendete Vinícius Júnior einen Angriff nach unfreiwilliger Vorarbeit von Nico Schlotterbeck zum 2:2.

Der BVB schien moralisch getroffen, Madrid hatte Aufwind. Dortmund konnte nicht mehr ansatzweise an den kontrollierten Auftritt der ersten 45 Minuten anknüpfen. Fast folgerichtig entschied Real die Partie in der Schlussphase mit drei Toren für sich. Vinícius Júnior avancierte dabei zum Matchwinner. «Das ist einfach, warum sie der Champion in diesem Wettbewerb sind», sagte Terzic zur Wucht, mit der Madrid im zweiten Durchgang auftrat.

Stuttgart feiert Coup bei Juve

Der VfB Stuttgart hat eine starke Reaktion auf die Abreibung beim FC Bayern gezeigt und seinen ersten Sieg in der Champions League seit fast 15 Jahren gefeiert. Drei Tage nach dem 0:4 in der Bundesliga in München gewannen die Schwaben bei Juventus Turin 1:0. Joker El Bilal Touré erlöste sie mit seinem Tor in der Nachspielzeit (92.). Zuvor hatte Enzo Millot einen Elfmeter verschossen (86.).

Für die Stuttgarter war es der erste Sieg nach zuvor vier Pflichtspielen in Serie ohne Dreier. In der Champions-League-Tabelle stehen sie nach dem dritten Spieltag der Ligaphase damit bei vier Punkten. Juve hatte seine ersten beiden Partien in der Königsklasse gewonnen.

Demirovic trifft den Pfosten – Vlahovic blass

Die ganz grossen Erfolge der «Alten Dame» liegen schon ein paar Jahre zurück, einen klangvollen Namen hat sie aber nach wie vor. Der Einmarsch der Bianconeri zum Aufwärmen, die Vereinshymne, die Kulisse – das schmucke neue Stadion ist ein Stück weit auch eine Showbühne. Die Schwaben liessen sich von alldem aber nicht beeindrucken.

Der VfB war im ersten Durchgang die klar bessere Mannschaft, belohnte sich aber nicht. Es werde gegen die defensiv in dieser Saison bisher so starken Turiner auch darauf ankommen, wer die Kontrolle an sich reissen könne, hatte der Gäste-Trainer Sebastian Hoeness vor der Partie gesagt. Seine Elf trat entschlossen auf und bekämpfte Juve schon im Mittelfeld. Der serbische Stürmerstar Dusan Vlahovic, vor dem der VfB-Torwart Alexander Nübel eindringlich gewarnt hatte, war an diesem Abend mehr oder weniger komplett abgemeldet.

Ihre Chancen nutzten die Stuttgarter allerdings nicht. Vor allem über die linke Seite mit den Nationalspielern Maximilian Mittelstädt und Jamie Leweling suchten sie häufig den Weg nach vorn. In der 29. Minute knallte Angreifer Ermedin Demirovic die Kugel nach einem feinen Pass von Millot flach an den rechten Pfosten. Juves Torhüter Mattia Perin war mit den Fingerspitzen noch dran – und drei Minuten vor der Pause dann richtig gefordert. Einen Kopfball von Deniz Undav nach Flanke von Angelo Stiller lenkte der Keeper über die Latte.

Nach dem Seitenwechsel zunächst das gleiche Bild: Der VfB marschierte, Juve lief hinterher. Undav traf nach einem weiten Diagonalball von Mittelstädt zur vermeintlichen Führung für die Gäste. Da er den Ball leicht mit dem Arm mitgenommen hatte, wurde das Tor nach einem Videocheck aber zurückgenommen (50.). Stuttgart blieb dran und kam durch Demirovic (61.) und Millot (62.) zu weiteren Chancen, wieder war Perin jeweils zur Stelle.

Die Partie hatte nun hohen Unterhaltungswert. Demirovic, der sich an der Grenze zur Gelb-Roten Karte bewegte, nahm der VfB-Coach Hoeness nach gut einer Stunde raus. Kurz später scheiterte Juves Kenan Yildiz an Stuttgarts Nationalgoalie Nübel (67.). Yildiz tauchte auch in der 79. Minute gefährlich im Strafraum auf, Josha Vagnoman rettete aber.

Fünf Minuten vor Schluss hatte Millot den Stuttgarter Sieg auf dem Fuss. Nach einem Foul an Anthony Rouault, für das Juves Verteidiger Danilo Gelb-Rot sah, scheiterte der Mittelfeldspieler per Strafstoss aber am überragenden Perin. Es schien wieder nicht für einen Sieg des VfB zu reichen, doch dann drosch der eingewechselte Touré den Ball noch ins Netz.

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