Donnerstag, Januar 30

Eine Forschungsinitiative untersucht nach Wetterextremen regelmässig die Wirkung des Klimawandels. Die Wissenschafter erkannten, dass die Trockenzeit in Kalifornien immer länger wird.

Mitte Januar loderten die Flammen auf mehreren Hügeln von Los Angeles. Angefacht durch heftige Winde äscherten sie ganze Stadtviertel ein. Mehr als 20 000 Hektaren brannten ab, mindestens 29 Menschen kamen ums Leben.

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Brände wie diese haben eine ganze Reihe von Ursachen. Die sogenannte World Weather Attribution, eine internationale Forschungsinitiative, untersucht nach Wetterextremen regelmässig, welchen Einfluss der Klimawandel gehabt hat. Diesmal ging es um die meteorologischen Voraussetzungen der Katastrophe in Kalifornien. Am Donnerstagabend wurde die Studie publik gemacht. Gemäss dieser hat der Klimawandel seinen Teil dazu beigetragen, dass günstige Bedingungen für die Brände herrschten – die Resultate sind aber vergleichsweise unsicher.

Das Wetter schuf ideale Bedingungen für die Brände

Wollen Waldbrandexperten beschreiben, wie günstig die Wetterbedingungen für die Entstehung und Ausbreitung von Feuern sind, nutzen sie gewöhnlich den sogenannten Fire-Weather-Index, kurz FWI. Hat es wenig geregnet, ist die Temperatur hoch, die Luft trocken und der Wind stark – dann ist auch dieser Index hoch und zeigt gefährliches Feuerwetter an.

Diesen FWI hat sich jetzt auch die Forschungsinitiative zunutze gemacht. Laut ihrer Studie tritt ein solch brandgefährliches Wetter wie in diesem Januar in Los Angeles im gegenwärtigen Klima durchschnittlich alle 17 Jahre auf. Vor Beginn des menschengemachten Klimawandels sei dies ungefähr alle 23 Jahre der Fall gewesen, schreiben die Autoren. Die Intensität des «Feuerwetters» habe sich gemessen am FWI um ungefähr 6 Prozent verstärkt.

Besonders ungünstig war, dass es im Winter der beiden Vorjahre durchschnittlich viel geregnet hatte – dadurch gab es jetzt eine Menge Vegetation, die abbrennen konnte.

Als fatal erweist sich auch, dass die Trockenzeit länger geworden ist. Vor Beginn der Erderwärmung endeten die Dürreverhältnisse in Südkalifornien gewöhnlich im Dezember. Heute dauert die Trockenheit oft bis Januar. Ausgerechnet dann wehen die Santa-Ana-Winde, die aus der Wüste kommen, besonders heftig und können Brände anfachen. Berechnungen zeigen: Vermutlich wurde die Verlängerung der Dürresaison durch den Klimawandel hervorgerufen.

Für ihre Studie haben die Wissenschafter der World Weather Attribution mit mehreren Computermodellen die heutigen Klimabedingungen mit den Bedingungen in vorindustrieller Zeit verglichen. Der Rechenaufwand war gross, doch die Resultate sind noch ziemlich ungewiss. Das liegt unter anderem daran, dass das untersuchte Gebiet und der untersuchte Zeitraum so klein sind. Eines von sechs Modellen berechnet zum Beispiel keine Zunahme des Feuerwetters, sondern eine leichte Abnahme. Auch die Resultate zur Veränderung der Dürrebedingungen sind uneinheitlich.

Trotzdem sind sich die Autoren der Studie ziemlich sicher, dass der Klimawandel dazu beigetragen habe, passende Bedingungen für die Brände in Los Angeles zu schaffen. Auch deshalb, weil die Resultate früherer Studien eine ähnliche Tendenz aufzeigen.

Die Brände entstanden durch die Kombination vieler Faktoren

Der Klimawandel ist keineswegs der einzige Faktor, der die Heftigkeit der Brände in Los Angeles begünstigt hat, und das wird in der Studie auch gar nicht behauptet. Viele weitere Einflussgrössen haben bei der Entstehung und der Ausbreitung eine Rolle gespielt.

Grundsätzlich ist die Vegetation in Südkalifornien, die der Macchia am Mittelmeer ähnelt, zwar an Brände angepasst. Doch die Ausbreitung von Siedlungen in die grüne Umgebung der Städte hat die Häufigkeit der Entzündungen und die Gefährdung der Menschen erhöht. Wer oder was die Brände von Los Angeles ausgelöst hat, wird derzeit noch untersucht. Es gilt aber als höchst wahrscheinlich, dass der Mensch dahintersteckt – ob nun defekte Stromleitungen der Auslöser waren oder Fahrlässigkeit.

Die Grösse und die Dauer der Brände haben die Feuerwehren der Stadt jedenfalls überfordert. Auch kam aus manchen Hydranten nach gewisser Zeit kein Wasser mehr – für einen solch extremen Fall war die Versorgung mit Löschwasser nicht eingerichtet.

Die Studie der World Weather Attribution verdeutlicht es ein weiteres Mal: Wahrscheinlich erhöht der Klimawandel die Häufigkeit und Intensität von Waldbränden in Kalifornien. Wer die gesamte Studie liest, erkennt aber schnell, dass es keine einfachen Lösungen gibt. Um die Bevölkerung besser vor solchen Bränden zu schützen, wird man hartnäckig an vielen Stellschrauben drehen müssen.

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