Sonntag, November 24

Sieben Jahre nach der Übernahme von Breitling wollen Georges Kern und die Partners Group ein neues Kapitel schreiben: Sie kaufen die praktisch eingeschlafene Traditionsmarke Universal Genève aus Hongkong zurück.

Bald sieben Jahre ist es her, seit Finanzinvestoren die Marke Breitling übernommen haben und Georges Kern CEO und Mitbesitzer des Uhrenherstellers wurde. In diesen sieben Jahren brachte Kern Breitling von einer Nischenplayerin im Bereich Fliegeruhren, die sie vorübergehend geworden war, zurück zu dem, was sie einst war: eine breit aufgestellte, sportliche Traditionsmarke mit mehreren bekannten Modellen und Kollektionen.

Universal Genève hat die Quarzkrise bis heute nicht verdaut

Die Neupositionierung brachte auch finanziell Erfolg: Der Umsatz stieg in dieser Zeit von geschätzt 380 Millionen Franken auf über eine Milliarde. Damit gehört Breitling heute zum exklusiven Kreis der Umsatzmilliardäre – neben Rolex, Cartier, Omega, Audemars Piguet, Longines, Patek Philippe und Richard Mille.

Nun scheint Kern das Kunststück mit einer neuen Marke wiederholen zu wollen: Wie am Dienstag bekanntwurde, übernimmt Breitling die Traditionsmarke Universal Genève zu einem ungenannten Preis. Auch diese Herstellerin, die 1894 in Le Locle gegründet wurde, war einst ein klingender Name in der Schweizer Uhrenindustrie, und viele ihrer traditionellen Modelle, darunter die Chronografen aus den 1950er und 1960er Jahren, sind bei Sammlern bis heute sehr beliebt.

Aber anders als Breitling hat Universal Genève nach der Quarzkrise nie mehr richtig Tritt gefasst. Ab 1989 befand sich das Unternehmen im Besitz der in Hongkong ansässigen Stelux-Gruppe, zu der auch die Schweizer Uhren- und Werkeherstellerin Catena gehört. Stelux liess die Marke zwar nicht vollständig einschlafen und brachte zwischen 2005 und 2007 auch ein paar neue Modelle auf den Markt, aber die Uhren waren nur noch in Hongkong und ein paar anderen asiatischen Ländern erhältlich.

Uhren von Universal Genève waren bis zur Quarzkrise sehr beliebt.

Mit der Übernahme will Breitling der Marke gemäss eigenen Angaben zu ihrem früheren Glanz verhelfen. «Universal Genève ist eine Marke, von deren dauerhaftem Comeback Uhrenliebhaber geträumt haben», wird Alfred Gantner von der Partners Group zitiert. Gantner ist Verwaltungsratspräsident von Breitling, seit die Schweizer Private-Equity-Gesellschaft vor einem Jahr dem Finanzinvestor CVC die Mehrheit an der Uhrenherstellerin abgekauft hat.

Erster Schritt von der Marke zur Gruppe

Eine Marke mit einer derart reichen Geschichte wiederauferstehen zu lassen, geht nicht von heute auf morgen. Es dürfte mehrere Jahre dauern, bis erste neue Modelle auf den Markt kommen, zumal Breitling gründlich vorgehen und alles – inklusive der Produktion der Werke – von Grund auf neu aufbauen will.

Aber wer Kern kennt, weiss, dass es deshalb nicht jahrelang still sein wird um Universal Genève. Der Marketing-Profi wird die Zeit bis zur Neulancierung zu nutzen wissen, um dem interessierten Publikum diesen «Bugatti der Uhrenindustrie», wie er die Marke nennt, näherzubringen.

Was die preisliche Positionierung von Universal Genève anbelangt, will sich Kern auf Anfrage nicht festlegen. Es ist allerdings davon auszugehen, dass die Uhren deutlich teurer sein werden als die Zeitmesser von Breitling, die mehrheitlich zwischen 5000 und 9000 Franken kosten. Bugatti-Autos jedenfalls gehören mit zu den teuersten in der Automobilbranche.

Wie Breitling betont, sollen die beiden Uhrenmarken separat geführt werden: «Wir werden ein Team an Bord holen, damit Breitling und Universal Genève als getrennte Häuser agieren können.» Der oberste Chef heisst jedoch bei beiden Marken Georges Kern.

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