Montag, Oktober 7

In der Vorregatta zum America’s Cup in Barcelona gewinnen die Schweizer nur ein einziges Duell. Sie wissen nun, woran sie bis zum ersten Ernstkampf am Donnerstag arbeiten müssen.

Es gab ihn, den besten Moment von Alinghi in dieser Vorregatta zum America’s Cup. Und zwar im fünften und letzten Rennen gegen Luna Rossa. Skipper Arnaud Psarofaghis und der zweite Steuermann Bryan Mettraux setzten im Vorstart die favorisierten Italiener mit einem brillanten Manöver unter Druck und überquerten die Startlinie mit Vorsprung. Ein Fehler der Schweizer und drehende Winde sorgten dafür, dass Luna Rossa am Schluss aber vorne lag.

Somit konnten die Schweizer nur das schwache Frankreich im ersten Rennen schlagen. Die ernüchternde Bilanz nach vier Renntagen lautet Platz fünf oder mit anderen Worten: Vorletzter.

Allerdings muss das Ergebnis des Wettbewerbs relativiert werden. Die Vorregatta wurde von den Organisatoren ins Leben gerufen, um den sechs Cup-Teams die Gelegenheit zu geben, ihre AC75 vor Beginn des 37. America‘s Cup am nächsten Donnerstag erstmals unter rennähnlichen Bedingungen gegeneinander segeln zu lassen. Und so letzte Erkenntnisse über das eigene Boot und die Crew-Arbeit zu sammeln. Gleichzeitig war ein Blick auf die Schwächen und Stärken der Konkurrenz möglich.

Für die jungen Segler aus der Schweiz und Frankreich waren diese Testrennen besonders wertvoll. Im Gegensatz zu den anderen Cup-Teams aus Neuseeland, England, Italien sowie den USA sind Alinghi Red Bull Racing und Orient Express Racing Neulinge – sie waren 2021, als der Cup erstmals mit den foilenden Einrumpfbooten ausgetragen wurde, nicht dabei.

Insofern verfügen die Teams Emirates Team New Zealand (Cup-Verteidiger), Ineos Britannia (erster Herausforderer), Luna Rossa Prada Pirelli und NYYC American Magic über einen grossen Erfahrungsschatz mit dem 21 Meter langen Einrumpf-Racer, der dank den grossen Foils bereits bei leichten Winden in den Flugmodus kommt und Geschwindigkeiten von gegen 100 km/h erreichen kann.

Der Start ist auf dieser Rennstrecke der Schlüssel

Positiv aus Schweizer Sicht ist die Tatsache, dass Alinghi in allen fünf Rennen keine gravierenden Fehler unterlaufen sind. Die Crew konnte das Boot gut stabilisieren, fast alle Manöver wurden sauber gesegelt. Gegen Neuseeland und England sah die Mannschaft um Skipper Arnaud Psarofaghis recht gut aus, auch wenn nichts Zählbares herausschaute. Dieser sagte: «Wie wir wissen, ist der Start auf dieser Rennstrecke der Schlüssel. Wenn man vorne starten kann, ist es ziemlich einfach, vorne zu bleiben. Wir wissen, wo wir uns verbessern müssen.»

Erfreulich für die Alinghi-Challenge dürfte die Erkenntnis sein, dass ihr «BoatOne» die Rennen ohne technische Probleme absolvieren konnte. Die komplexen Hightech-Flugmaschinen sind störungsanfällig, was in der Vorregatta deutlich wurde. Frankreich, die USA und Italien mussten wegen Pannen in der Hydraulik oder Elektronik jeweils eines ihrer Rennen aufgeben.

Die Zuverlässigkeit der hochtechnisierten und komplexen Boote werden in Bezug auf ihre Software und Elektronik wohl während der ganzen Cup-Phase ein unkontrollierbares Risiko bleiben. Weil bei den vor Barcelona herrschenden Windverhältnissen von 8 bis 15 Knoten das in Führung liegende Boot nicht überholt werden konnte, lag die Spannung der Rennen darin, ob die AC75 pannenfrei durchkommen.

Das Problem langweiliger Rennen, die bereits in der Startbox entschieden werden, dürfte sich bei anderen Windverhältnissen und bei den fortlaufenden Verbesserungen in Sachen Boot-Tuning und Manöverfähigkeit der Crews vermindern.

Das Team Neuseeland bleibt das Mass aller Dinge

«BoatOne wird sich weiter entwickeln, je weiter der Wettbewerb vorankommen wird.» So wird der Design Coordinator von Alinghi, Adolfo Carrau, in einer Pressemitteilung zitiert. Nach mehr Geschwindigkeit streben, nie stehen bleiben, das sei der Schlüssel. Das gilt auch für die anderen Konkurrenten. Vor allem für die Challenger, die in einer wochenlangen Serie ab dem kommenden Donnerstag den Gegner von Defender Neuseeland erküren werden.

Der Gewinner dieser Herausforderer-Serie wird im Oktober auf einen Gegner stossen, der zur Zeit das Mass aller Dinge ist. Zwar verloren die Kiwis ihr letztes Rennen der Vorregatta gegen die USA durch einen dummen Fehler. Doch im Final gegen das Zweitplatzierte Luna Rossa gelang ihnen ein weiterer souveräner Sieg.

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