Mittwoch, Oktober 2

Der Hersteller von Kolbenkompressoren hat sich kontinuierlich verbessert. Das Servicegeschäft ist noch ausbaufähig, was den Margen zugutekommen sollte.

Der Winterthurer Hersteller von Kolbenkompressoren Burckhardt Compression gehört zu einem Industriezweig, der gerne als «Old Economy» belächelt wird. Das Geschäft ist stabil, scheinbar gesättigt und stark von fossilen Energien abhängig. Mit Blick auf eine Zukunft, in der die erneuerbaren die fossilen Energien ablösen sollen, werden diese Unternehmen gerne zu den potenziellen Verlierern gezählt.

Old Economy lebt

Doch der Anschein trügt: Burckhardt Compression strebt nicht nur Jahr für Jahr nach neuen Bestmarken, sondern ist auch in Gebieten positioniert, die in einer dekarbonisierten Welt prosperieren sollten.

Anlässlich der heutigen Publikation des Jahresergebnisses 2023/24 – das jeweils Ende März endet – hat das Unternehmen seine Mittelfristziele leicht nach oben anpassen können. Sie dokumentieren, dass der erfolgreiche Trend auch in den kommenden Jahren anhalten sollte, selbst wenn der Umsatzanteil zwischen Systemen (Kolbenkompressoren) und dem deutlich lukrativeren Servicegeschäft (Wartung, Ersatzteile) stabil bleibt.

Für das laufende Fiskaljahr sind die Prognosen eher bescheiden. Ein Umsatz von 1 Mrd. bis 1,1 Mrd. Fr. sowie eine unveränderte Gewinnmarge auf Stufe Ebit wird in Aussicht gestellt. In der Berichtsperiode gelang dem Unternehmen eine Margenverbesserung um 100 Basispunkte auf 12,4%. Das ist eine stolze Leistung, denn während der Umsatz mit Kolbenkompressoren (Systems) um fast einen Drittel auf 643 Mio. Fr. kletterte, stagnierten die Serviceeinnahmen bei 339 Mio. Fr. In diesem Bereich können indes Margen von rund 25% erwirtschaftet werden (2023/24: 24,6%).

In der Systems-Division belaufen sich die erzielten Ebit-Margen lediglich auf 7,4% (i. V. bereinigt 7,6). In der Mittelfristplanung sind in diesem Bereich weiterhin einstellige Margen budgetiert, die Ambition für eine höhere Profitabilität sei jedoch da, sagte Konzernchef Fabrice Billard. Dafür müsste das Geschäft mit Flüssiggas (LPG) stärker wachsen. Die Chancen dafür stehen gut: Schon jetzt profitiert das Unternehmen davon, dass neue, wenn auch erst kleinere Schiffe flüssiges Ammoniak transportieren. Im Schiffsverkehr gehört Ammoniak neben Methanol zu den synthetischen, alternativen Treibstoffen, die den Gebrauch von Diesel und Erdgas ersetzen sollen, um den CO2-Ausstoss zu reduzieren.

Alle Prognosen übertroffen

Sämtliche Kennzahlen für 2023/24 haben die Erwartungen der Analysten übertroffen. Auch die erwartete Normalisierung im Auftragseingang fiel deutlich geringer als befürchtet aus. Die neuen Aufträge reduzierten sich um 11,3%, in Lokalwährung waren es –6,2%. Mit 1,1 Mrd. Fr. war es der zweithöchste Auftragseingang in der Geschichte des Unternehmens.

Das gute Abschneiden von Burckhardt Compression ist auch deshalb bemerkenswert, weil es in der Berichtsperiode knapp 44% (i. V. 26,5%) des Umsatzes in China erwirtschaftet hat. In der Schweiz gibt es wohl kein anderes Industrieunternehmen, das so stark von China abhängig ist wie Burckhardt Compression. Zwar kann es dort von einer Sonderkonjunktur im Bereich Solar profitieren. Doch allgemein läuft dieses Geschäft zaghaft, Interesse der Kunden sei da, aber noch keine Bestellungen im Trockenen, wird die derzeitige Lage umschrieben.

Zusammen mit den leicht nach oben adjustierten Mittelfristzielen stiessen die Resultate bei den Investoren auf ein gutes Echo. Der Aktienkurs von Burckhardt Compression stieg am Dienstag mehr als 6% auf ein Allzeithoch von 649 Fr.

Auch der längerfristige Erfolgsausweis kann sich sehen lassen. In den vergangenen fünf Jahren ist der Umsatz durchschnittlich um 10% gewachsen. Der Betriebsgewinn (Ebit) stieg doppelt so stark (+22%) und der Gewinn pro Aktie sogar um 27%.

Die kontinuierlich verbesserte Rentabilität zeigt sich auch am Ronoa, der Rendite auf den Nettoaktiven. Das ist nur möglich, weil das Unternehmen nicht Hand in Hand mit der Nachfrage seine Kapazitäten ausbaut, sondern verstärkt auf Zulieferer zurückgreift. Rund 70% der Wertschöpfung würden die Zulieferer erbringen, sagte der Konzernchef. Ausserdem seien rund um Winterthur für die Montage zusätzliche Räumlichkeiten gemietet worden. Mittlerweile seien rund 20% der Angestellten Temporärkräfte, was die Flexibilität erhöht.

Es braucht mehr Produktionskapazitäten

Doch ewig kann das Unternehmen nicht auf diese Weise wachsen. In den nächsten 24 Monaten müssten neue Produktionskapazitäten erschlossen werden. Geografisch würde der Blick auf Indien gerichtet, heisst es. Das ist der einzige Grund, weshalb das Unternehmen damit rechnet, dass der Ronoa in den kommenden Jahren eher etwas geringer ausfallen wird. Aber auch 2027/28 soll er mindestens über 25% zu liegen kommen.

Vom guten Abschneiden werden die Aktionäre auch in Form einer höheren Dividende profitieren. Je Aktie sollen 15.50 Fr. oder gut 29% mehr als im Vorjahr ausgeschüttet werden. Die Ausschüttungsquote beträgt gut 58%, was knapp innerhalb des langfristig angepeilten Korridors von 50 bis 70% liegt. Seit dem Börsengang 2006 hat das Unternehmen jedes Jahr eine Dividende bezahlt. Derzeit beläuft sich die Rendite auf 2,4%

Durchschnittlich bewertet

Auch auf dem derzeitige Höchstkurs sind die Burckhardt-Aktien bewertungsmässig nicht überteuert. Das vorausschauende Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) befindet sich mit 21 noch immer im Schnitt der vergangenen Jahre.

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