Samstag, November 23

Der chinesische Elektroautohersteller dürfte 2024 erstmals mehr Umsatz erzielen als der US-Konkurrent und verfolgt einen klaren Expansionsplan ausserhalb Chinas – nicht ganz freiwillig.

BYD fährt auf der Überholspur: Der chinesische Elektroautohersteller hat im dritten Quartal erstmals Tesla übertroffen. Auf 201,1 Mrd. Yuan respektive 28,2 Mrd. $ belief sich der Umsatz zwischen Juli und September, der US-Konkurrent erwirtschaftete in derselben Periode 25,2 Mrd. $. Damit dürfte BYD auch für das Gesamtjahr die Nase vorn haben. Analysten erwarten für 2024 und 2025 erneut ein starkes Umsatzwachstum.

An der Börse spiegelt sich die Poleposition jedoch nicht wider. In Dollar gerechnet ist der US-Elektroautopionier immer noch rund siebenmal so viel Wert wie die aufstrebenden Chinesen.

Tesla verkauft insgesamt zwar immer noch mehr Elektroautos, aber BYD hat im September einen neuen Verkaufsrekord aufgestellt. Ein wichtiger Grund dafür: Die chinesische Regierung hat die Subventionen für Fahrzeuge mit Elektroantrieb weiter erhöht. Dadurch ist der Autoabsatz in China das erste Mal nach fünf Monaten gestiegen. Dabei lieferte BYD mehr als jedes dritte neue Elektro- oder Hybridfahrzeug. Aber auch Tesla kann vom Boom in Fernost profitieren.

Hohe Subventionen machen E-Autos attraktiv

Wer in China sein altes Auto gegen eine umweltfreundliche Alternative eintauscht, erhält bis zu 2800 $ von der nationalen Regierung, hinzu kommen noch bis Ende Jahr lokale Subventionen in ähnlicher Höhe und aggressive Rabatte der Hersteller. Bei einem durchschnittlichen Listenpreis von rund 16’000 $ für einen BYD-Mittelklassewagen wird der Neukauf damit deutlich attraktiver. Wobei immer mehr Chinesen auf Plug-in-Hybride setzen: Im dritten Quartal nahmen die entsprechenden Verkäufe bei BYD um rund drei Viertel zu, während jene von reinen Elektrofahrzeugen stagnierten.

Und diese Ausrichtung könnte auch dabei helfen, ausländische Märkte und insbesondere Europa zu erobern. Zuletzt verkaufte BYD noch neun von zehn Autos in China – das soll sich ändern. Anders als auf reine Elektroautos entfallen auf Hybridfahrzeuge bisher keine zusätzlichen Strafzölle. Seit gestern Mittwoch erhebt die Europäische Union zusätzlich zum bisherigen Zoll von 10% auf Fahrzeugimporte aus China Abgaben speziell auf chinesische Elektroautos. Je nach Hersteller belaufen sich diese auf mehr als 35%, im Fall von BYD sind es 17% auf den Verkaufspreis.

Flucht vor dem heimischen Konkurrenzkampf nach Europa

Im dritten Quartal hat BYD den Absatz in Übersee um rund ein Drittel auf 94’477 Autos gesteigert, im Gesamtjahr sollen sich die Exporte auf rund 450’000 Fahrzeuge gegenüber 2023 verdoppeln. Bis 2030 will das Unternehmen zum führenden Elektroautohersteller in Europa aufsteigen. Um die Zölle zu umgehen, beabsichtigt es, verstärkt in Europa zu produzieren. In Ungarn wird bereits eine Fabrik gebaut, BYD-Europachef Michael Shu prüft weitere Standorte. In Italien und Frankreich dürften die neuen Produktionsstätten eher nicht gebaut werden, beide Länder hatten sich für die Erhöhung der Importzölle zum Schutz der heimischen Industrie stark gemacht.

Mit der Expansion nach Europa – und in andere Märkte – versuchen chinesische Hersteller wie BYD auch dem harten Preiskampf im Heimmarkt zu entkommen. China hat die Elektromobilität in den vergangenen Jahren stark gefördert und damit zwar eine grosse Nachfrage geschaffen, aber auch den Konkurrenzkampf unter den Anbietern intensiviert. Gemäss einer Schätzung des Wall Street Journal gibt es gegen 500 verschiedene Anbieter. Entsprechend gross ist die Überkapazität in der Industrie; bereits heute verlottern Tausende, nie genutzte Elektrofahrzeuge auf chinesischen Abstellplätzen.

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